Meiose
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Unter Meiose (von griech.: meiono = vermindern, verkleinern), die auch als Reifeteilung bezeichnet wird, versteht man eine besondere Form der Zellkernteilung, wobei im Unterschied zur gewöhnlichen Kernteilung, der Mitose, die Anzahl der Chromosomen vom diploiden auf den haploiden Zustand reduziert wird. Dabei findet auch eine Rekombination mütterlichen und väterlichen Erbguts statt. Die Meiose vollzieht sich immer in zwei Teilungsschritten (1. und 2. meiotische Teilung oder auch Meiose I und II genannt). In der Regel erfolgt nach jedem dieser Teilungsschritte eine Zytokinese, was zur Bildung von 4 Einzelzellen führt, die als Keimzellen oder Gameten bezeichnet werden. Da die Zytokinese in der Regel mit der Meiose zusammenhängt, werden umgangssprachlich beide Phasen gemeinsam als Meiose bezeichnet.
Allgemein kann man sagen: die Mitose dient nur der Zellvermehrung, die Meiose reduziert den Ploidiegrad (Anzahl der Chromosomensätze).
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[Bearbeiten] Bedeutung
Die biologische Bedeutung oder der Sinn der Meiose wird darin gesehen, dass sie im Rahmen der sexuellen Fortpflanzung eine Rekombination des Erbguts mütterlichen und väterlichen Ursprungs ermöglicht. Das erhöht die genetische Vielfalt innerhalb der Population und damit die Anpassungsfähigkeit und ermöglicht eine schnellere Evolution im Vergleich zu asexuellen Organismen.
Die Rekombination wird dadurch möglich, dass durch eine Vereinigung von Zellen unterschiedlicher Herkunft verschiedene, aber homologe Erbanlagen in einer Zelle zusammenkommen. Bei der Meiose werden die homologen Gene wieder voneinander getrennt, aber in ganz neuen Kombinationen. Das rührt erstens daher, dass homologe Chromosomen zumeist zufällig den beiden Tochterzellen zugeteilt werden. Zweitens kommt es im Verlauf der Meiose auch zu einem Austausch von Teilen homologer Chromosomen (Crossing over).
Der damit verbundene Wechsel zwischen einer haploiden und einer diploiden Phase tritt in mehreren Varianten auf. Bei den meisten höheren Organismen steht die diploide Phase ganz im Vordergrund. Nur die Gameten - oder im Falle der Blütenpflanzen die winzigen, wenigzelligen Pollen und Embryosäcke - sind haploid. Solche Organismen bezeichnet man als Diplonten. Den umgekehrten Fall repräsentieren viele Mikroorganismen, die normalerweise haploid sind und deren diploide Phase auf die Zygote beschränkt ist (Haplonten). Drittens gibt es Diplohaplonten, bei denen sich haploide und diploide Generationen abwechseln, z.B. Farne und Moose.
[Bearbeiten] Phasen der Meiose
Die Meiose läuft in zwei Teilschritten ab:
- Die Reduktionsteilung, auch 1. meiotische Teilung, 1. Reifeteilung oder einfach Meiose I. Hier wird der Chromosomensatz der diploiden Zelle reduziert, wobei die Chromosomen auf verschiedene Arten miteinander rekombiniert werden können. Schon nach der Reduktionsteilung weisen die Zellen nur noch einen einzigen Chromosomensatz auf, müssen aber noch eine Teilung durchlaufen. Dies liegt daran, dass die Chromosomen immer noch als Zwei-Chromatiden-Chromosom vorliegen, da sich ja nur der Chromosomensatz, nicht die Chromosomen selbst getrennt haben. So wird nach der Reduktionsteilung auch keine Replikation angestoßen und nach einer sehr kurzen Interphase folgt
- Die Äquationsteilung, auch als 2. meiotische Teilung, 2. Reifeteilung oder Meiose II bezeichnet. Diese Phase ähnelt nun einer normalen Mitose, nur dass hier ein haploider Chromosomensatz vorliegt. Ansonsten werden die Chromosomen in den normalen Zellkernteilungsphasen voneinander getrennt. Da die Meiose zwei Teilungsschritte durchläuft und jeder einzelne Schritt meist mit einer abschließenden Zytokinese zwei Tochterzellen entstehen lässt, liegen nach der abgeschlossenen Meiose vier haploide Tochterzellen vor.
[Bearbeiten] Reduktionsteilung - Meiose I
Die 1. meiotische Teilung beginnt mit der Prophase 1, die im Vergleich zur Prophase der Mitose stark verlängert ist: Sie kann über Wochen oder Monate, wie bei Primaten, andauern. Diese Phase wird in fünf Stadien unterteilt:
- Im Leptotän (von gr. leptos, dünn und lat. taenia, das Band) beginnen die Chromosomen sehr langsam zu kondensieren. Sie sind bis zum Ende der Prophase I an den Ärmchen-Enden, den sogenannten Telomeren, an der inneren Zellkernmembran befestigt.
- Das Zygotän (von gr. zygon, das Joch) ist durch die Paarung der homologen Chromosomen gekennzeichnet. Hier liegt nun ein klar sichtbares Chromatin vor. Die Chromosomenpaarung, auch Synapsis, verläuft reißverschlussartig, wobei sich zwischen beiden Chromosomensträngen ein sogenannter synaptonemaler Komplex bildet, der beide Stränge zusammenhält.
- Mit dem Pachytän (von gr. pachys, derb) ist die Chromosomenpaarung abgeschlossen und über Aufbrechungen innerhalb des Synaptonemalkomplexes können sich Chromatidenteile über Kreuz neu verknüpfen. Diese Art von Rekombination nennt man auch Crossing-over.
- In Diplotän (von gr. diploos, doppelt) werden die homologen Chromosomen voneinander getrennt, wobei die rekombinierten Stellen über sogenannte Chiasmata noch miteinander verbunden bleiben. Bei einigen Organismen findet währenddessen noch Transkription statt. Jene Bereiche werden als Schleifen symmetrisch ausgelagert, weswegen man diese Chromosomen nach ihrem Aussehen als Lampenbürstenchromosomen bezeichnet.
- Mit der Diakinese (von gr. diakinein, auseinander bewegen) endet die RNA-Synthese und die volle Kondensation beginnt. Zudem löst sich nun die Zellkernhülle auf und die Chromosomenverteilung verläuft vergleichbar wie in der Prophase und Prometaphase der Mitose.
Nach Abschluss der Prophase I lagern sich die homologen Zwei-Chromatiden-Chromosomen in der Metaphase I in der Äquatorialebene nebeneinander an. Diese Anlagerung wird auch Chromosomenpaarung oder bivalente Paarung bezeichnet. Jedes homologe Chromosomenpaar bildet hierbei eine Chromatidentetrade. Dabei können im Lichtmikroskop Überkreuzungen benachbarter Nichtschwesterchromatiden sichtbar werden, die Chiasmata. Die für den Trennungsvorgang notwendigen Kinetochore werden dabei nur auf einer Seite der Schwesterchromatiden gebildet. So werden die Chromosomenpaare, nicht die Chromatiden, auseinandergezogen.
Nach der Ausrichtung können mit Hilfe des Spindelapparats die homologen Zwei-Chromatiden-Chromosomen während der Anaphase I voneinander getrennt und zu verschiedenen Zellpolen gezogen werden.
Während der Telophase I liegt dann an jedem Zellpol jeweils nur noch ein Zwei-Chromatiden-Chromosom jedes Typs. Es ist also zu einer Reduktion des Chromosomensatzes gekommen.
[Bearbeiten] Äquationsteilung - Meiose II
Die 2. meiotische Teilung läuft ähnlich wie die Mitose ab. Während der Teilungsphasen (Prophase II, Metaphase II, Anaphase II, Telophase II) werden die beiden Chromatiden jedes Zwei-Chromatiden-Chromosoms voneinander getrennt, so dass die entstandenen 4 Keimzellen nur jeweils ein Ein-Chromatid-Chromosom jedes Typs besitzen.
Nach Abschluss der Meiose besitzen also alle Gameten den benötigten haploiden Chromosomensatz. Sie sind damit für den Befruchtungsvorgang vorbereitet.
[Bearbeiten] Besonderheiten bei Säugetieren und Menschen
Bei Frauen werden so genannte weibliche Ur-Keimzellen (bzw. Primärfollikel) nur kurz nach der Geburt gebildet (in den ersten 6 Wochen) und dann in den Eierstöcken gespeichert. Während der Pubertät bekommen die Primärfollikel eine weitere mehrschichtige Hülle (Epithelgewebe). Der so entstandene Sekundärfollikel wandelt sich dann durch Umlagerungen von Epithelgewebe zu einem Tertiärfollikel um, (auch Graaf’scher Follikel genannt). Bei dieser Reifung wird ein Follikel einmal pro Menstruationszyklus durch Wachstum und v.a. Wassereinlagerungen bis zu 6 mm groß und gleichzeitig in die Lage versetzt auch Hormone (anfangs v.a Östrogen, nach dem Eisprung dann Progesteron) zu produzieren.
Kurz vor dem Eisprung beginnt nun erst die erste Reifeteilung! Während die Bildung von Spermien genau nach dem erklärten Muster verläuft, teilt sich die Eizelle bereits in der ersten Reifeteilung asymmetrisch in eine große, plasmahaltige Eizelle und eine deutlich kleinere (das so genannte Polkörperchen). Bei der Bildung der Eizellen findet in der ersten Reifeteilung also eine ungleiche Verteilung des Zytoplasmas statt. Beide Zellen enthalten natürlich einen haploiden Chromosomensatz.
Das Polkörperchen wird abgeschnürt und stirbt ab. Die zweite Reifeteilung beginnt erst nach (!) dem Eisprung. In der zweiten Reifeteilung teilen sich auch beide Zellen wieder, wobei die größere der beiden Zellen sich wieder asymmetrisch teilt. Sie wird durch Kontakt mit Spermien ausgelöst. Kommt es nicht zur Befruchtung, geht die Eizelle zugrunde. Der Ausdruck „Eisprung“ ist somit im Grunde falsch - es müsste Follikelsprung heißen. Bei Menschen liegt er ungefähr 14 Tage nach Beginn der Monatsblutung.
So entstehen schließlich eine große Eizelle und drei Polkörperchen, welche im Endeffekt absterben.
Weiterhin findet man bei fast allen Säugetieren auch „provozierte Follikelsprünge“. Diese spontane Follikelabgabe (=Ovulation) kann durch Stress, Fieber, Nervosität, hormonelle Schwankungen, Schlafmangel usw. ausgelöst werden. Bei Hasen und Kaninchen kann der Begattungsakt selbst zur spontanen Ovulation reizen. Bei Katzen reicht ein mechanischer Reiz am Gebärmutterhals.