Minna von Barnhelm
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Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück ist ein Lustspiel in fünf Aufzügen von Gotthold Ephraim Lessing, dessen Idee 1763 entstand, das aber schließlich erst 1767 erschien und aufgeführt wurde. Es behandelt ein damals aktuelles politisches Thema, den Siebenjährigen Krieg. Lessings Vorbilder für das Stück waren Ewald Christian von Kleist und dessen damalige Verlobte Minna, Wilhelmine von der Goltz.
Inhaltsverzeichnis |
Personen
- Major von Tellheim, verabschiedet
- Minna von Barnhelm
- Graf von Bruchsall, ihr Oheim
- Franziska, ihr Mädchen
- Just, Bedienter des Majors
- Paul Werner, gewesener Wachtmeister des Majors
- Der Wirt
- Eine Dame in Trauer
- Ein Feldjäger
- Riccaut de la Marlinière
Handlung
Das Stück spielt nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges. Der verwundete und entlassene preußische Major Tellheim befindet sich ohne finanzielle Mittel und in seiner Ehre gekränkt - er wird beschuldigt, durch ein Geldgeschäft seine Verpflichtungen gegenüber dem König Friedrich II. verletzt zu haben - mit seinem Diener Just in einem Berliner Gasthof. Dort wird ihm - auf Grund seines Geldmangels - mittlerweile ein schlechteres Zimmer zugewiesen. Sein Zimmer bekommt gerade das Edelfräulein Minna von Barnhelm, mit der sich Major Tellheim verlobt hatte, als er noch reich und ansehnlich war. Tellheim will sofort abreisen und versetzt beim Wirt sogar den Verlobungsring, den er von Minna bekommen hatte. Minna erkennt den Ring und stellt Tellheim zur Rede. Tellheim denkt, dass er ihrer Liebe nicht mehr würdig sei, weil er in seiner Ehre tief verletzt wurde. Minna versucht ihn durch eine List zurückzuerobern: sie vertauscht ihren eigenen Verlobungsring mit dem von Tellheim und gibt ihm verbittert diesen Ring zurück. Sie behauptet, dass sie von ihrem Oheim enterbt worden sei. Daraufhin muss nun Major Tellheim aus Ehre die "unglückliche" Minna von Barnhelm heiraten. Als nun Tellheim doch noch sein verdientes Geld vom König bekommt, treibt Minna ihr Spiel weiter und schlüpft in Tellheims Rolle der armen Unwürdigen, die nicht aus Mitleid geheiratet werden will. Zum Schluss trifft Minnas Oheim ein und alles klärt sich auf, Minna und Tellheim werden glücklich...
Aufführungen
Das Stück kam beim Publikum nach seiner Uraufführung am 30. September 1767 in Hamburg außerordentlich gut an, in Preußen wurde es jedoch nach einigen Vorstellungen in Berlin am 21. März 1768 abgesetzt. Bis heute ist das Stück eines der meistgespielten Schauspiele in Deutschland. Eine sehr entstaubte Inszenierung von Andrea Breth hatte am 16. Dezember 2005 am Wiener Burgtheater mit Sven-Eric Bechtolf und Sabine Haupt in den Hauptrollen Premiere: im Mittelpunkt dieser unkonventionellen Interpretation steht statt der Ehre das Geld. Seit Januar 2005 läuft das Stück im Deutschen Theater in Berlin. Die Inszenierung besticht durch ihre prominente Besetzung: Martina Gedeck spielt die Minna, Ulrich Matthes Tellheim und Nina Hoss Franziska.
Eine Bearbeitung als Musical (Buch und Liedtexte von Michael Wildenhain, Idee und Konzept von Klaus Wagner, Musik von Konstantin Wecker und Nicolas Kemmer) wurde am 2. Dezember 2000 am Theater Heilbronn uraufgeführt und bis zum 7. April 2001 insgesamt 22mal aufgeführt.
Ausgaben
- Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück, Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Berlin 1767. (Bibliothek der Erstausgaben). DTV Deutscher Taschenbuch Verlag 1997, ISBN 3-423-02610-3
- Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm. Reclam, Philipp, Jun. ISBN 3-15-000010-6
Literatur
- Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm, Erläuterungen und Dokumente, Ph. Reclam jun. Oktober 2003, ISBN 3-15-016037-5
- Fick, Monika: Lessing-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, 2. Auflage, Stuttgart, Weimar, J. B. Metzler Verlag 2004, S. 242 - 258.
Verfilmungen
- 1940 u.d.T. Die Heldinnen (R: Hans Schweikart), D
- 1960 Heldinnen (R: Dietrich Haugk), D
- 1962 Minna von Barnhelm (R: Martin Hellberg), DDR