Modekrankheit
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Begründung: Sehr waghalsige Theoriefindung --Uwe G. ¿⇔? 17:21, 23. Mär. 2007 (CET)
Der Begriff Modekrankheit ist eine umgangssprachliche Wortschöpfung, mit welcher die wechselnde Popularität und Prävalenz bestimmter Krankheiten oder Krankheitsnamen innerhalb einer Gesellschaft schlagwortartig und oftmals negativ wertend beschrieben wird.
Im übertragenen Sinne werden manchmal auch aktuelle Defizite innerhalb einer bestehenden sozialen Ordnung oder unerwünschte Verhaltensweisen einer bestimmten Gesellschaftsgruppe als “Modekrankheiten“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bedeutungsinhalte und Anwendungsgebiete
Mit dem Schlagwort Modekrankheit werden verschiedene und wechselnde Krankheitsbilder belegt. Dabei drückt sich in der Verbindung der Wörter Mode mit Krankheit eine Skepsis über die Ernsthaftigkeit oder die Existenz der so bezeichneten Krankheitsbilder aus. Wissenschaftliche Kriterien für die Bezeichnung Modekrankheit gibt es nicht.
[Bearbeiten] Problematik der Krankheitsdiagnose neuer Symptomenkomplexe
Nach Entdeckung und klinischer Beschreibung neuer Krankheitsbilder werden diese in der hausärztlichen Praxis zunächst naturgemäß unterdiagnostiziert, weil die klinische Symptomatik anfangs oftmals noch nicht umfassend bekannt ist und die Krankheit deshalb differenzialdiagnostisch nur unzureichend vom untersuchenden Arzt berücksichtigt werden kann.
Je nach Spektrum der klinischen Zeichen einer solchen neu entdeckten Krankheit kann es mit zunehmender differenzialdiagnostischer Beachtung später auch zu einem umgekehrten Effekt kommen. Einige solcher neu beschriebener Krankheiten werden nun überdiagnostiziert, was dann umgangssprachlich auch als Modediagnose bezeichnet wird.
[Bearbeiten] Beispiele
[Bearbeiten] Modekrankheiten im historischen Wandel
Anfang des 18. Jahrhunderts galt z.B. die Grippe als eine „Galanterie- oder Modekrankheit“, da so viele Menschen daran erkrankten und sozusagen „alle diese Mode mitmachen mussten“. Im 19. Jahrhundert folgten dann Hypochondrie, Hysterie und die Neurasthenie, eine "„allgemeine Nervenschwäche der Frauenwelt“.
Im 19. Jahrhundert wurde die Tuberkulose teilweise als eine „Künstlerkrankheit“ romantisiert dargestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg diente sie Thomas Mann in seinem Roman „Der Zauberberg“ als das große Thema der Leidenschaft zwischen Liebe, Vergeistigung und Tod.
[Bearbeiten] Aktuelle Beispiele öffentlicher Diskussionen
[Bearbeiten] Anerkannte Krankheitsbilder
Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
T78.4 | Allergie | |
F90.0, F90.1, F98.8 | Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) | |
F60.30, F60.31 | Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) | |
A68.9, A69.2 | Borreliose | |
Z73 | Burnout-Syndrom (BOS) | |
B37.9 | Candida-Syndrom (CS) | |
G93.3 | Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) | |
M79.0 | Fibromyalgie (FM) | |
E78.0 | Hypercholesterinämie | |
T78.4 | Multiple Chemische Sensitivität (MCS) | |
M81.00, M81.99 | Osteoporose | |
J68, L25, R51, G11, R53 | Sick-Building-Syndrom (SBS) | |
ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
Die in der Infobox angeführten Krankheitsbilder werden von bestimmten Gesellschaftsgruppen in der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion manchmal als „Modekrankheiten“ bezeichnet. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte und nach ICD-10 klassifizierte Krankheitsdiagnosen.
[Bearbeiten] Sonstige Beispiele
Über die angeführten medizinisch klassifizierten Krankheiten hinaus, werden in den Medien derzeit auch noch folgende Verhaltensauffälligkeiten oder Krankheitserfindungen als Modekrankheiten bezeichnet.
[Bearbeiten] Kritik
Zeitschriftenartikel über „Modekrankheiten“ sind im Ton oft spöttisch und haben eher die Intention, die Leser zu unterhalten, als sachlich über das Thema aufzuklären. Vor diesem Hintergrund geben Beiträge über sogenannte „Modekrankheiten“ häufig nicht den Stand medizinischer Forschung wieder und sparen in der Regel die Perspektive von Betroffenen, sowie das mit Krankheiten verbundene Leid aus.
[Bearbeiten] Abgrenzung
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Medizinwissenschaftliche Fachpublikationen
- Minne, H. et al: - „Osteoporose – Mode oder Krankheit?“ - (Artikel in der Fachzeitschrift „Medizinische Klinik“; 11/2004) - [1]
- Schäfer, M. L.: - „Zur Geschichte des Neurastheniekonzeptes und seiner modernen Varianten Chronic-Fatigue-Syndrom, Fibromyalgie sowie Multiple Chemische Sensitivität“ - (Artikel in der Fachzeitschrift „Fortschritte in der Psychiatrie, Neurologie“; 2002) - doi:10.1055/s-2002-35174
- Wiesmüller, G. A. et al: - „Syndrome in der Umweltmedizin: Varianten von Somatisierungsstörungen?“ - (Artikel in der Fachzeitschrift „Fortschritte in der Psychiatrie, Neurologie“; 2001) - doi:10.1055/s-2001-12681
[Bearbeiten] Sachbücher
- Bartens, W.: - „Die Krankmacher. Wie Ärzte und Patienten immer neue Krankheiten erfinden.“ - ISBN 3426778092
- Blech, J.: - „Die Krankheitserfinder. Wie wir zu Patienten gemacht werden.“ - ISBN 3596158761
- Blech, J.: - „Heillose Medizin. Fragwürdige Therapien und wie Sie sich davor schützen können.“ - ISBN 3100044134
- Langbein, K. et al: - „Das Medizinkartell. Die sieben Todsünden der Gesundheitsindustrie.“ - ISBN 3492238726
- Ravnskov, U.: - “Mythos Cholesterin. Die zehn größten Irrtümer“ - ISBN 3777612472
[Bearbeiten] Weblinks
- aerztewoche.at: „Pilzalarm im Darm - ein Hirngespinst?“ (Ob und wann Pilze im Darm Krankheitssymptome hervorrufen können, wird seit Jahren leidenschaftlich und kontrovers diskutiert. Im Umgang mit solchen "mykologischen Problemfällen" ist Fingerspitzengefühl gefordert.)
- aerzte-zeitung.de: „Kant glaubte, daß ‚schädliche Insekten’ die Grippe übertrugen.“ (Die Grippe als Galanterie- oder Modekrankheit - Die Medizingeschichte der Influenza.)
- borreliose-shg-sachsen.de: „Lyme-Borreliose – Probleme und Schwierigkeiten in der ärztlichen Grundversorgung.“ (Aufklärungsarbeit und Kritik einer Borreliose-Selbsthilfegruppe.)
- bkk-osthessen: „Mobbing - eine Modekrankheit?“ (‚Leider eine alltägliche Begleiterscheinung,’ so der Tenor der Betriebskrankenkasse Osthessen.)
- internetsucht.de: „Modekrankheit Internetsucht.“ (Fachpublikation zur Studienserie SSI: „Stress und Sucht im Internet“ am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Gesundheitspsychologie an der Humboldt-Universität Berlin zum Phänomen der Internetsucht)
- lexonline.info: „Diskussion um die Psychopille Ritalin.“ (Debatte um die angemessene Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität)
- müpe.org: „Des Kaisers neue Kleider – Eine Modediagnose im Schatten postmodernen Glaubens.“ (Essay über die Diagnosestellung Borderline-Persönlichkeitsstörung. Eine Veröffentlichung des Vereins der Münchner Psychiatrie-Erfahrenen, MüPE e.V.)
- NetDoktor.de: „Modediagnose ADS: „Nicht jeder Zappelphillip ist krank.“ (‚Eine Modediagnose, die viel zu oft gestellt wird’, meint der Hamburger Kinderpsychiater Professor Michael Schulte-Markwort.)
- NetDoktor.de: „Psychopillen für Zappelphilipp.“ (Zappeln, Unruhe, Geschrei - hyperaktive Kinder brauchen Hilfe. Ärzte verschreiben den lebhaften Patienten Psychopillen - oft unnötig)
- surfmed: “Disput um chronische Borreliose.” (Die Behandlung der Lyme-Borreliose ist umstritten. Eine aktuelle Studie facht die Kontroverse erneut an.)
- umweltmedizin.de: „CFS: Modekrankheit oder ignoriertes Problem?“ (‚Viele deutsche Mediziner halten CFS immer noch für eine neue Mode- oder Umweltkrankheit ohne seriöse medizinische Grundlage.’, sagt der Umweltmediziner Michael Sobetzko)
- uni-duesseldorf.de: „Umweltbezogene Körperbeschwerden“ (Leitlinien Psychotherapeutischer Medizin und Psychosomatik der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften)
- zeit.de: „Moden-Aufmacher. Auf einem Auge blind.“ (Krankheiten haben ein Image. Manche sind gesellschaftlich geachtet, andere werden verdrängt. Für die einen gibt es Geld und Mitleid, andere interessieren die Forscher und Therapeuten kaum.)
- zeit.de: „Modekrankheiten. Was hab ich bloß?“ (Jeder zweite Patient, der in eine Arztpraxis kommt, leidet an Krankheiten, die sich nicht nachweisen lassen. Sind wir ein Volk von Hypochondern? Oder sind die Ärzte überfordert?)
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