Neolithische Architektur

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Ausgrabung der jungsteinzeitlichen Siedlung Skara Brae auf Orkney / Schottland

Die neolithische Architektur beginnt mit der neolithischen Revolution, die eine fundamentale Umstellung in der Nahrungsbeschaffung (Viehhaltung und Pflanzenanbau) bedeutet. Der Mensch wurde sesshaft, und es entstanden statt den kurzlebigen Behausungen der Nomaden solide Bauwerke aus Holz und Stein. Ein Ursprung für Siedlungen und damit für ein gemeinschaftliches Leben war gelegt. Allerdings gibt es bereits vor der neolithischen Revolution sesshafte oder semisesshafte Jäger, Sammler und Fischer bis ins Natufien aber auch in der Neuzeit Amerikanische (Nordwestküste), und auch die Mitglieder reiner Jägerkulturen können eindrucksvolle Bauwerke errichten, wie die Häuser aus Mammutknochen von Maltai' und Mezhirich (Ukraine) belegen.

Bereits vor 10.000 v. Chr. waren in Kleinasien erste Ackerbauern ansässig. Die Levante gilt als Ausgangspunkt für die weitere Verbreitung sowohl nach Osten als auch Westen. In Syrien, dem Libanon, in Jordanien, Israel, im Irak und im südöstlichen Anatolien gab es frühneolithische Kulturen. Die neue Wirtschaftsweise erreicht um 8.300 v. Chr. Zypern, ist bereits um 7000 v. Chr. in Griechenland angekommen und erreicht etwa 5500 v. Chr. Mitteleuropa.

[Bearbeiten] Hausform

Grundsätzlich ist zwischen Rund- und Rechteckbauten zu unterscheiden. Während sich letztere durch Anbauten zu mehrgliedrigen Konstruktionen erweitern lassen, ist dies bei ersteren schwieriger. Rundhäuser finden sich vor allem im PPNA der Levante, aber auch im Neolithikum der West-Türkei, außerdem im Spätneolithikum Großbritanniens (Gwithian), wo sie sich unabhängig entwickelten.

[Bearbeiten] Baumaterial

Das Baumaterial ist vor allem von den vorhandenen Rohstoffen abhängig.

[Bearbeiten] Lehm

Die neolithischen Bewohner der Levante, von Anatolien, Syrien, dem nördlichem Mesopotamien und Zentralasien entwickelten die Bauweise mit Lehm-Ziegeln. Im PPNB wurden auch Bauten mit gepflasterten Böden errichtet, sie wurden beispielsweise in Çayönü gefunden. Wandbemalungen stammen aus Çatal Höyük und 'Ain Ghazal in Jordanien. Auch eine Art Estrich und Stampflehm (pisé) wurde zum Hausbau verwendet. In regenarmen Gegenden entstehen aus den Überresten von Lehmhäusern Siedlungshügel, sogenannte Tells. Sie finden sich von der Levante bis nach Ungarn.

[Bearbeiten] Holz

In Europa wurden die Häuser oft aus Holzpfosten mit Flechtwerk gebaut, das mit einem groben Lehmputz versehen war. Normalerweise werden davon nur die Pfostenlöcher überliefert.

[Bearbeiten] Stein

Aus Schottland (Rinyo, Skara Brae, Knap of Howar), der Bretagne, Spanien und Portugal sind jedoch auch Bauten aus Trockenmauern bekannt (Zambujal, Villanova de Sao Pedro).

[Bearbeiten] Haus-Konstruktion

[Bearbeiten] Lage

[Bearbeiten] See-Ufersiedlungen

Es gibt auch Feuchtbodensiedlungen (früher Pfahlbauten genannt) aus dem Neolithikum. Dabei handelt es sich um Bauten, die in Sumpfgebieten, an den Ufern von Gewässern oder auf Inseln errichtet wurden. Sie standen nur selten direkt im Wasser (Reutte, Hornstaad).

Neolithischen Feuchtbodensiedlungen sind im gesamten zirkumalpinen Raum und als Terramaren in Oberitalien vertreten, zum Beispiel am Mondsee (Gemeinde Mondsee), Attersee und Zürichsee (Gemeinde Horgen ZH).

Überreste von Ufersiedlungen sind auch in Feuchtgebieten Norddeutschlands (Hüde am Dümmer), Schwedens (Alvastra, Grübchenkeramische Kultur) und Schottlands (Eilean Dhomhnuill, Hebriden) ausgegraben worden.

[Bearbeiten] Beispiele neolithischer Gebäude

[Bearbeiten] Südasien

Mehrgarh Pakistan, 7000 v. Chr.

[Bearbeiten] Vorderasien

Çayönü in der Türkei, 7500 v. Chr.
Çatal Höyük in der Türkei, agglutinierende Rechteckhäuser
Nevali Cori in der Türkei, ca. 8000 v. Chr. PPNB
Hoca Çeşme in Thrakien (Türkei)
Tenta auf Zypern
Khirokitia auf Zypern

[Bearbeiten] Mitteleuropa

Langweiler 8, Bandkeramik
Bylany, Bandkeramik
Twann
Jungsteinzeitliches Dorf bei Ehrenstein, Schussenrieder Kultur

[Bearbeiten] Westeuropa

Knap of Howar, Unstan ware
Skara Brae auf den Orkney-Inseln/Schottland, ca. 3500 v. Chr. (Grooved ware)

[Bearbeiten] Megalithanlagen

Die meist in Nord-, Westeuropa und dem Mittelmeerraum gefundenen Megalithanlagen wurden in der neolithischen Zeit aufgestellt, die bekannteste ist Stonehenge in England. Zu diesen Anlagen zählen sowohl Megalithgräber, Tempel als auch Anordnungen mit nicht geklärtem Sinn - es ist häufig unbekannt ob es sich um religiöse Kultstätten oder Konstruktionen zu astronomischen Zwecken handelte. Der älteste bekannte megalithische Bau, der als Tempel bezeichnet wird, ist Ġgantija auf Gozo (Malta).

[Bearbeiten] Literatur

Archäologischer Dienst des Kantons Bern (Hrsg.), Die neolithischen Ufersiedlungen von Twann. Bd. 1 - 20 (1977 - 1981).
Hans-Jürgen Beier/R. Einicke, Das Neolithikum im Mittelelbe-Saale-Gebiet und in der Altmark (1994).
A. de Capitani u.a., Die jungsteinzeitliche Seeufersiedlung Arbon-Bleiche 3, Funde. Arch. im Thurgau 11 (2002).
Cyril Dworsky/Thomas Reitmaier, Moment, da war doch noch was! Neues zur Pfahlbauarchäologie im Mond- und Attersee 1854-2004: 150Jahre Entdeckung der Pfahlbauten. Arch. Österreichs 15, H.2, 2004, 4-15.
A. Fischer/K. Kristiansen (Hrsg.), The neolithisation of Denmark. 150 years of debate (Sheffield 2002).
Klaus Günther, Die Megalithgräber Henglarn I und Wewelsburg I im Paderborner Land. Bodenaltert. Westfalens 28 (1992).
Walter Guyan, Die Moorsiedlung im "Weier" bei Thayngen. In: Die ersten Bauern. Ausstellungskatalog Zürich (1990) 213-220.
A. Hafner, Lattringen VI-Riedstation: Siedlungsplan und Baugeschichte eines neolithischen Dorfes: Ufersiedlungen am Bielersee 4 (Bern 1992).
Henning Hassmann, Die Steinartefakte der befestigten neolithischen Siedlung von Büdelsdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde. UPA 62 (2000).
Stefan Hiller, Der neolithische Siedlungshügel von Karanovo. Archäologie in Österreich 4, 1993, 50-60.
Stefan Hiller, Karanovo. Beiträge zum Neolithikum in Südosteuropa (2000).
M. Kolb u.a., Siedlungen der Pfyner Kultur im Oster der Pfahlbaubucht von Sipplingen, Bodenseekreis. Hemmenhofener Skripte 4, Bd. 1-2 (2004).
E. König, Tierknochen aus einer Feuchtbodensiedlung der Chamer Gruppe in Dietfurt-Griesstetten, Lkr. Neumarkt.
Jens Lüning, Eine Siedlung der mittelneolithischen Gruppe Bischheim in Schernau, Lkr. Kitzingen (1989).
D. Raetzel-Fabian, Calden, Erdwerk und Bestattungsplatz des Jungneolithikums. Architektur - Ritual - Chronologie. UPA (Bonn 2000).
Christoph Willms, Zwei Fundplätze der Michelsberger Kultur aus dem westlichen Münsterland (1982).
Claus Wolf, Die Seeufersiedlung Yverdon, Avenue des Sports. CAR 59 (Lausanne 1993).
Claus Wolf, Neues zur Architektur des westschweizerischen Endneolithikums. Plattform 7/8, 1998/99, 107-117.