Neuenheerse
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Neuenheerse ist ein Dorf in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zur Stadt Bad Driburg, Kreis Höxter im Regierungsbezirk Detmold. Als Nygenherse 1341 urkundlich erwähnt.
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[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Der Ort befindet sich im Naturpark Eggegebirge und südlicher Teutoburger Wald in Ostwestfalen-Lippe.
Mitten im Ort bei der Stiftskirche entspringt die Nethe und am östl. Rand des Ortes beim Antoniusklus die Oese. Um das Dorf gruppieren sich der Klusenberg, der Kössenberg, der Bollberg, der Weinberg, der Netheberg und der Steinberg.
Nachbarorte sind:
- Altenheerse
- Bad Driburg
- Dringenberg
- Herbram
- Herbram-Wald
- Kühlsen
- Schwaney
- Willebadessen
[Bearbeiten] Ortsgliederung
Neuenheerse, urkundlich erstmals 1341 Nygenherse genannt, ist in das etwas höher gelegene Oberdorf und das tiefer gelegene Unterdorf unterteilt. Das Unterdorf meint den östlich der Kirche gelegenen Abschnitt des Dorfes, das Oberdorf den Westen. Das Nachbardorf Altenheerse wurde als Altinherise schon 1066 urkundlich erwähnt.
[Bearbeiten] Geschichte
ZU unterscheiden ist die Geschichte des Damenstifts Heerse von der Geschichte des Wigbolds Neuenheerse, erstmals 1341 als Nygenherse erwähnt.
[Bearbeiten] Das adlige Damenstift
Im Jahr 868 wurden große Ländereien der Warburger Börde aus dem Privatbesitz der hochadligen Sächsin Walburg getauscht mit Territorien, die zum Dorf Heresi gehörten, aus dem Besitz des Paderborner Domstifts (der späteren Diözese Paderborn). Dieser Tausch wurde vom Wormser Konzil 868 gebilligt, da Walburg (ca. 825-895), die Schwester des Luithard , des dritten Bischofs (862-887) von Paderborn, der ebenfalls Landbesitz bei Brakel stiftete, im Quellbezirk der Nethe (vielleicht eine alte heilige Stätte der heidnischen Sachsen) im heutigen Neuenheerse ein Laien-Stift mit dem späteren Namen Herisia/Heerse gründen wollte, um mit anderen adligen Fräulein sich dem Gottesdienst zu weihen, wie es die in Abschrift erhaltene Wormser Urkunde von 868 als Motivation angibt. Zugleich aber war das Stift durch Umwandlung des heidnischen Quellheiligtums in eine christliche Kirche ein Stützpunkt der [Sachsen-Missionierung] und diente im Lauf der Jahre zunehmend mit vielen gestifteten Jahresgedächtnissen ([Memorien]) dem Seelenheil der Verstorbenen. Stiftsdamen waren durchweg adliger Herkunft, ihre Arbeit war das Gebet, ähnlich den Gebeten der Orden, doch blieb das adlige Damenstift Heerse stets weltlich, nannte sich freiweltlich, da es nicht dem Bischof zu eigen war, der als Landesherr gewaltsam, doch mehrmals vor Gericht vergeblich seine Hoheit über das Stift beanspruchte; geistliche Benefiziaten und zwei Pastoren wurden nur von der Äbtissin ordiniert, mit der Liturgie der verschiedenen Altäre und Kapellen und mit Verwaltungsaufgaben betraut. Die älteste Kirche entstand um 880 und wurde zuerst der heiligen Maria geweiht. Diese Stiftskirche hütet noch heute viele Reliquien, von denen die Gebeine der heiligen Saturnina, im Jahr 887 übertragen von Sains-les-Marquion, die auch Stiftspatronin wurde, die wichtigsten sind. Das Stift wurde 1803 vom damaligen Preußenkönig umgewidmet in eine Versorgungsanstalt adliger Damen aller Konfessionen, aber der König von Westfalen (1807-1813) Jérôme Bonaparte enteignete sie 1810 zur Heilung seiner Finanzen mit allen anderen Klöstern. Die Stiftskirche wurde Gemeindekirche, dem Staat obliegt der Unterhalt, da er der Nutznießer der Enteignung der riesigen Ländereien und Wälder des Stifts geworden ist. Das bedeutende Werk des Neuenheerser Pfarrers und Dechanten Anton Gemmeke "Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse", Bonifacius=Druckerei, Paderborn 1931, 712 Seiten stark, ist unersetzlich, wenngleich heute vergriffen.
[Bearbeiten] Religionen
Die meisten Einwohner von Neuenheerse sind katholisch, die nicht so zahlreichen evangelischen Christen haben eine eigene Kirche für ihren Gottesdienst.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Museen
Im Wasserschloss von Neuenheerse befindet sich ein Tierkundemuseum, welches der Generalkonsul von Ghana, Herr Manfred O. Schröder, mit einer Reihe eigener Jagdtrophäen eingerichtet hat. Eine Völkerkundeabteilung komplettiert die Sammlung.
[Bearbeiten] Bauwerke
- Wasserschloss Heerse.
- Stiftskirche St. Saturnina (Eggedom), erbaut 1100 bis 1130, wurde 1165 durch einen Brand nach einem Blitzeinschlag schwer beschädigt.
- Antoniuskapelle
- Zahlreiche Stiftshäuser
- Nethehalle
- Eggestadion
- Freibad Neuenheerse
[Bearbeiten] Sport
Neuenheerse bildet zusammen mit dem Nachbarort Herbram den Sportverein FC Neuenheerse Herbram 2002.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Mitte August jeden Jahres findet das Schützenfest der Schützenbruderschaft St. Fabian und Sebastian Neuenheerse statt.
[Bearbeiten] Bildung
- Katholische Grundschule Neuenheerse
- Gymnasium St. Kaspar Neuenheerse
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Walburga, Gründerin und erste Äbtissin ihres weltlichen Damenstifts Heerse, dessen Stiftung von der Wormser Synode im Jahr 868 begrüßt wurde. Sie war die Schwester des 3. Paderborner Bischofs Luthard (862-887). Walburg lebte wahrscheinlich von 825 bis 895. Nur ihr Todestag ist überliefert, der 4. März. Ihr Grabgedicht ist in ihre steinerne Grabplatte gehauen erhalten (jetzt im Diözesanmuseum Paderborn).
Das Distichon lautet:
HIC VENERANDA IACET WALBURC QUAE MENTE VIRILI / STRUXIT HOC ET REXIT PRIMA MONASTERIUM / SUBIECTIS VITAE TRIBUENS EXEMPLA BEATAE / ECCLESIAE CUNCTAS AMPLIFICAVIT OPES / NUNC TE CHRISTE PIUM VIDEAT QUEM SEMPER AMAVIT / UT DEXTRIS ILLAM CONSOCIES OVIBUS. / IIII. NON. MART. OBIIT.
Deutsch übersetzt, lautet es in etwa so:
Hier liegt die ehrwürdige Walburg. Mit kraftvollem Mut/ hat sie dies Stift gegründet und als erste geleitet./ Ihren Untergebenen erwies sie das Beispiel der "Vita beata"./ Ihrem Stift mehrte sie alle Mittel (sc. Schutz, Macht und Reichtum)./ - Nun finde sie dich gnädig, Christus. Dich hat sie stets geliebt./ So vereine sie mit den Schafen zu deiner Rechten. / Sie starb am 4. März <ca. 895>.
[Bearbeiten] Literatur
- Anton Gemmeke: Die Säkularisation des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse. Münster 1911.
- Anton Gemmeke: Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse. Paderborn 1931.
- Joseph Hilker: 1100 Jahre Neuenheerse. Neuenheerse 1968.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Neuenheerse – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 51° 40' 29" N, 8° 59' 51" O