Neuniederländisch
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Neuniederländisch oder modernes Niederländisch ist die Nachfolgesprache des Mittelniederländischen und die Grundlage für die Niederländische Standardsprache.
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[Bearbeiten] Entstehung des Neuniederländischen
Das Neuniederländische ist aus dem Mittelniederländischen entstanden. Genauer gesagt: aus holländischen und brabantischen Dialekten.
Im 16. Jahrhundert verlagerte sich das Sprachzentrum vom Süden in den Norden der Niederlande. Gleichzeitig übt der Süden einen großen sprachlichen Einfluss auf den Norden aus. Dieser Einfluss zeigt sich in mehreren Punkten:[1]
- im Wortschatz
- in der Diphthongierung von mittelniederländischem uu [yː] zu neuniederländischem ui [øɪ̯] und von mittelniederländischem i [iː] zu neuniederländischem ij [ɛɪ̯]
- im Zusammenfall von â (westgermanisches langes a, altgermanisches langes æ) und a (westgermanisches gedehntes kurzes a), wie in schaap beziehungsweise water
- im Übergang von d zu j in Fällen wie braaien gegenüber braden
- im beschleunigten Verschwinden von du (Anredeform, 2. Person Singular) zu Gunsten von jij und gij
Die Menschen, die das entstehende Neuniederländisch prägten, waren die vornehmen Bürger (Patrizier) in den holländischen Städten südlich vom IJ.[1]
Amsterdam wurde einerseits auf sprachlichem Gebiet tonangebend für die anderen Gebiete der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande. Andererseits war Amsterdam dabei ein Empfänger von südlichen (brabantischen) Einflüssen. In Friesland entstand unter holländischem Einfluss ab dem 16. Jahrhundert das Stadtfriesisch. Auch Utrecht und die die Gebiete an der IJssel gerieten unter holländischen Einfluss. Dadurch wurde die traditionelle Einteilung der niederländischen Dialekte oder Sprachen in Fränkisch, Friesisch und Sächsisch nachträglich verändert. So geben die heutigen Dialektmerkmale auch die sprachliche Abhängigkeit vom Gebiet Holland wieder. [1]
Die ostniederländischen Gebiete wurden (so wie die anderen Gebiete auch) vom Gebiet Holland wirtschaftlich und politisch dominiert. In den ostniederländischen Gebieten wurden die niedersächsischen Dialekte zurückgedrängt und vom Holländischen beeinflusst. Auch in Ländern, die nicht zur Republik gehörten, war das Niederländische bis ins 18. Jahrhundert hinein Schreibsprache und Verkehrssprache der reformierten Kirche und der Oberschicht. Dies war vor Allem so in Ostfriesland, der Grafschaft Bentheim und im Land von Kleve und Jülich. [2]
[Bearbeiten] Geschichtlicher Hintergrund
Im Laufe des Achtzigjährigen Krieges wurde das Gebiet Holland wirtschaftlich und politisch führend in der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande. Nach der Rückeroberung der südlichen Niederlande durch die Spanier und dem Fall von Antwerpen wurde Brabant wirtschaftlich und politisch immer unbedeutender. In der Zeit wanderten viele Brabanter aus religiösen Gründen nach Holland und Zeeland aus.
[Bearbeiten] Friesischer Einfluss
Friesischer Einfluss im Neuniederländischen zeigt sich unter Anderem in folgenden Punkten:[1]
- die stimmlose Aussprache von v, z und g im Anlaut (voet [fuˑt], zien [siˑn], gaan [χaːn])
- die Lautverbindungen sj und tj (wie in sjouwen und tjalk)
- gn am Anfang der Wortes (wie in gniffelen)
- einzelne Wörter
[Bearbeiten] Sächsischer Einfluss
Sächsischer (also niederdeutscher) Einfluss zeigt sich unter Anderem in folgenden Punkten:[1]
- im Wortschatz
- der Umlaut von langen Vokalen: eu [øː] statt oe [uˑ] und oo (wie in geneugte gegenüber genoegen und bleu gegenüber blo, blode)
- fehlende Diphtongierung von Mnl. uu und i: oe und ie statt ui und ij
- ee statt ie (wie in deemoed)
Einige der lautlichen Kennzeichen der sächsischen Dialekte finden sich auch in anderen Dialekten, besonders die fehlende Diphthongierung und der Umlaut von langen Vokalen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b c d e A. van Loey, Schönfelds Historische Grammatica van het Nederlands, achtste druk, Zutphen 1970; § XI, XII, XIII
- ↑ Ivo Schöffer: Die Republik der Vereinigten Niederlande von 1648 bis 1795, aus dem Niederländischen von Erhard Barth; in: Franz Petri, Ivo Schöffer und Jan Juliaan Woltjer: Geschichte der Niederlande, München 1991, ISBN 3-423-04571-X; S. 51 und 52