Palmyra
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die antike Oasenstadt Palmyra (arabisch: تدمر Tadmur - so heißt auch die heutige, den Ruinen benachbarte Stadt) lag an einer wichtigen Karawanenstraße in Syrien, auf halber Strecke zwischen Damaskus und dem Euphrat. Mitten in der Wüste, eingebettet in ein Felsmassiv, spenden zwei Quellen das lebenswichtige Wasser. Das Wort Tadmor ist aramäisch und bedeutet Palmenstadt.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Stadt stand seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. unter römischer Hoheit. Kaiser Caracalla erhob sie zur Kolonie, und da die Stadt von ihrer Anbindung an die Seidenstrasse profitieren konnte, gelangte sie rasch zu großem Reichtum. Offenbar stellte sie auch eine eigene Miliz auf, die im dritten Jahrhundert von Bedeutung werden sollte, als die Sassaniden den römischen Orient angriffen und dabei 260 sogar Kaiser Valerian gefangennehmen konnten. Angesichts dieser Krise entwickelte Palmyra, das zunächst wohl vergeblich eine Verständigung mit den Persern gesucht hatte, eine enorme Aktivität.
Der Stadtfürst Septimius Odaenathus machte die Stadt faktisch von Rom unabhängig und eroberte Mesopotamien. Da er aber die Oberhoheit des Kaisers Gallienus offenbar grundsätzlich anerkannte und zudem sehr erfolgreich gegen die Sassaniden kämpfte, blieben die Spannungen mit Rom zunächst begrenzt. Nach seiner Ermordung setzte seine Gattin Zenobia diese Politik zunächst fort, doch waren die Römer offenbar nicht bereit, die Sonderstellung des Vaters auf Odaenaths Sohn zu übertragen. Als Septima Augusta Zenobia, Königin von Palmyra, erklärte sie daher 267 oder 268 die Unabhängigkeit von Rom, übernahm im Namen ihres Sohnes Vaballathus die Herrschaft auch von Syrien und besetzte von 268 bis 270 Unterägypten. Sie machte Palmyra zu einer der prunkvollsten Städte der damals bekannten Welt.
Der römische Kaiser Aurelian (270–275) besiegte 272 bei Immae in der Nähe von Antiochia und Emesa die palmyrenischen Truppen und führte Zenobia als Gefangene nach Rom. Während der römischen Besetzung erhob sich die Bevölkerung Palmyras, das zunächst mild behandelt worden war, kurz danach zum zweiten Aufstand. Nach dessen Niederschlagung wurde Palmyra zerstört.
Kaiser Diokletian ließ die Stadt sehr viel kleiner wieder aufbauen und errichtete hier ein Militärlager. Auch das Christentum erreichte Palmyra, und die Stadt wurde im 4. Jahrhundert Bischofssitz. Als Kirche diente der alte Baal-Tempel. Doch die Zeit der Blüte war vorbei. Im Jahr 634 gelangte mit den Arabern der Islam nach Palmyra, nach 636 ging sie endgültig aus römischer Hand in jene der Moslems über.
1751 besuchte eine englische Expedition die Ruinenstadt und fertigte sorgfältige Bauaufnahmen der am besten erhaltenen antiken Ruinen an. Nachdem sie 1753 in einem monumentalen Tafelwerk publiziert worden waren, erhielten sie erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der klassizistischen Architektur in Europa.
Die Stadt ist touristisch erschlossen, und Zeugnisse palmyrenischer Baukunst können besichtigt werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Robert Wood: Les Ruines de Palmyre, autrement dite Tedmor, au dessert. London 1753.
- Thorsten Fleck: "Das Sonderreich von Palmyra. Seine Geschichte im Spiegel der römischen Münzprägung", in: Geldgeschichtliche Nachrichten (GN) 199 (Sept. 2000), S. 245–252. ISSN 0435-1835
- U. Hartmann: Das Palmyrenische Teilreich. Steiner, Stuttgart 2001 (Oriens et Occidens 2) ISBN 3-515-07800-2
- T. Kaizer: The Religious Life of Palmyra, Bd 4. Steiner, Stuttgart 2002 (Oriens et Occidens 4) ISBN 3-515-08027-9
- Andreas Schmidt-Colinet (Hrsg.): Palmyra. Kulturbegegnung im Grenzbereich, von Zabern, Mainz 2005. (Sonderheft Antike Welt/Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 3-8053-1762-X
- Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004. ISBN 3-534-17477-1
- Theodor Kissel: "Amazone der Wüste", in: Abenteuer Archäologie. Heidelberg 2006, Bd. 1, S. 72 ff. ISSN 1612-9954
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Palmyra – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Video: Palmyra in Schätze der Welt
- 89 Fotos vom antiken Palmyra
- Palmyra – Rundgang durch eine antike Stadt
- Reisebilder sortiert nach Themen und Orten aus Syrien, Jordanien und dem Libanon
- Die Turmgräber von Palmyra - eine Dissertationsschrift im Fach Klassische Archäologie
Koordinaten: 34° 33' 33" N, 38° 16' 25" O