Pangermanismus
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Der Pangermanismus oder Alldeutsche Bewegung war eine ethnisch begründete politische Bewegung der Deutschen im 19. Jahrhundert.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte
Die Ursprünge des Pangermanismus liegen im frühen 19. Jh. und sind Folge der Napoleonischen Kriege. Diese Kriege setzten eine neue Bewegung in Gang, die während der französischen Revolution entstanden war: den Nationalismus. Während des 19. Jh. war der Nationalismus das Mittel zum Zweck für die Regierenden. Viele ethnische Gruppen Mittel- und Osteuropas waren Jahrhunderte getrennt gewesen und wohnten verstreut in verschiedenen Regionen und Staaten. Die Deutschen waren seit der Reformation ein verstreutes und ungeeintes Volk, da das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in eine Vielzahl von Staaten zerfallen war. Das ”Land der Deutschen”, Deutschland genannt, gehörte zu verschiedenen Staaten, war aber kein Einheitsstaat. Vor allem junge Reformer strebten danach, alle deutschen Menschen bzw. die deutschen Volksgruppen, in einem Staat zu vereinigen.
[Bearbeiten] Preußen, Österreich und der Nationalismus
Mitte des 19. Jh. gab es gewichtige Bestrebungen in den deutschen Einzelstaaten und den beiden mächtigsten deutschen Staaten Preußen und Österreich in Richtung eines deutschen Nationalstaates. Das vom deutschen Fürstenhaus der Habsburger regierte österreichische Kaiserreich war allerdings ein Vielvölkerstaat, deren Menschen und Völker ebenfalls nationale Bestrebungen hatten hin zu einem Anschluss an ihren jeweiligen Nationalstaat oder zur Eigenständigkeit.
Unter der politischen Führung des Norddeutschen Otto von Bismarck vereinte sich der Großteil der deutschen Staaten hin zu einer so genannten kleindeutschen Staatslösung; denn nicht alle Staaten des vormaligen Deutschen Bundes gehörten hierzu, insbesondere Teile Österreich-Ungarns. Ab 1871 wurde das neue Reich eines Teils der Deutschen offiziell als Deutsches Reich bezeichnet; es folgte die Krönung Wilhelm I. als (ein) deutscher Kaiser. Der zweite deutsche Monarch war der Habsburger Kaiser in Wien; daher gab es auch keinen Kaiser von Deutschland.
Viele Herkunfts-Deutsche wohnten weiterhin außerhalb des neuen deutschen Reiches. Besonders im Vielvölker-Großreich Österreich-Ungarn suchten deutschnationale Kreise nach einer Vereinigung ihrer Wohngebiete mit diesem neuen deutschen Reich, welches sie nunmehr als ihr Vaterland ansahen. Dies führte oft zu Streitigkeiten zwischen den Befürwortern und den Widersachern dieser Bewegung.
[Bearbeiten] Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg
Letztlich führten diese Bestrebungen in einem nationalistischen Europa mit zur Machtergreifung des Deutschösterreichers Hitler im Deutschen Reich mit den bekannten Folgen für das von Deutschen bewohnte Land (Deutsch-Land) und die Welt.
siehe auch: Nordische Union
[Bearbeiten] Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg und Ende des Pangermanismus
Die Folge des Zweiten Weltkrieges war auch ein Ende des Pangermanismus. Insbesondere in der wiedererichteten Republik Österreich kehrten sich die Bestrebungen um mehr hin zu einer eigenen „österreichischen Identität” - man wollte sich nicht mehr als Deutsche bezeichnen und fühlen, da dieser Name nunmehr in Verbindung mit den Verbrechen der Nazis stand. Heute hat sich in der österreichischen Republik das Identitätsbewusstsein der Menschen als Österreicher gefestigt und viele Bürger wollen sich auch nicht mehr als deutsche Österreicher sehen - außer deutschnational denkende Personen und Gruppierungen. Die Erfahrung des Nationalsozialismus hat die Mehrheit der Deutschen in den Nachfolgestaaten (nach 1945) des Großdeutschen Reiches derart traumatisiert, das jede Pangermanismus-Bewegung tabuisiert bzw. entschieden politisch gegengesteuert wird. Dies zeigte sich besonders bei der Regierungsbeteiligung der (eher deutschnational gesinnten) österreichischen FPÖ, die vor allem von der bundesdeutschen Regierung (SPD) entschieden bekämpft wurde, bis hin zur Isolierung Österreichs innerhalb der EU. Dies geschah auch vor dem Hintergrund, um deutschnationale Bestrebungen in Österreich von vorneherein zu unterbinden.
Die Schweizer, Luxemburger, Liechtensteiner, Südtiroler, Ostbelgier, usw. bezeichnen sich heute jeweils als deutschsprachiges Volk oder Volksgruppe. Die Bundesdeutschen werden von (einigen) Österreichern oft abwertend als "Piefke" bezeichnet, ursprünglich die damaligen Preußen. Umgekehrt bezeichnen einige Bundesdeutsche die Österreicher abwertend als ”Ösis”.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Pangermanismus politisch irrelevant geworden ist. Interessant ist die Definition von ”Rechtsextrem” in Österreich: Während in Frankreich damit extrem französischnational, in der Schweiz extrem Schweiznational und in der BR Deutschland extrem deutschnational gemeint ist, ist in Österreich damit weiterhin – wie vor 1938 - extrem deutschnational - anstatt extrem österreichischnational - gemeint. Ein Außenstehender könnte meinen, die Österreicher nehmen ihre nationalen Identifikationsbekundungen nicht so ganz ernst und streben – halbherzig – weiter dem Pangermanismus zu. Die Grundlage diese Phänomens ist aber, dass der Begriff österreichisch aus geschichtlichen Gründen nicht mit einer bestimmten Sprachgruppe verbunden ist, und damit zum Beispiel auch Sprecher der tschechischen oder slowenischen Sprache einschließt.
[Bearbeiten] Literatur
- Brigitte Hamann: Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators, Verlag Piper, 8te Auflage 1998, ISBN 3492226531