Paul Rudolph von Bilguer
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Paul Rudolph von Bilguer (* 21. September 1815 in Ludwigslust, † 16. September 1840 in Berlin), Mitglied der Berliner Schachgesellschaft, war als Mitbegründer der Berliner Schachschule ein bedeutender deutscher Schachmeister des 19. Jahrhunderts.
Da sein Vater Oberst und Kommandant von Güstrow war, musste auch Rudolph von Bilguer die militärische Laufbahn einschlagen, obwohl er dafür wenig geeignet war. Er wurde Leutnant, aber sein Interesse gehörte dem Schach und der Literatur.
1839 erkrankte er an einem schweren Lungenleiden und musste den Dienst quittieren. Seitdem war er völlig mittellos. Bilguer schloss sich den „Plejaden“ an, der um den älteren Meister Ludwig Bledow gruppierten Berliner Schule.
Obwohl er als der begabteste unter diesen Meistern galt, liegt seine Bedeutung für die Geschichte des Spiels auf dem Gebiet der Schachtheorie. Im Jahr 1839 veröffentlichte er eine wegweisende Eröffnungsmonographie Das Zweispringerspiel im Nachzuge.
Darüber hinaus entwarf Bilguer den Plan für ein neuartiges, in der Konzeption revolutionäres Schachbuch. Als Bilguer in ein Krankenhaus eingewiesen wurde, führte sein Freund Tassilo von Heydebrand und der Lasa die Arbeiten weiter. Das Schachbuch erschien erst 1843, also drei Jahre nach Bilguers Tod, unter dem Titel Handbuch des Schachspiels und wurde weltberühmt. Es wurde als das Handbuch („the manual“) bzw. auch der Bilguer bezeichnet, weil von der Lasa den Namen des Verstorbenen in der Autorenschaft des Werkes voransetzte.
In der Einleitung wird zunächst die Geschichte des Schachs behandelt. Dann folgt im ersten Teil in übersichtlicher Tabellenform eine Darstellung der Schacheröffnungen nach dem damaligen Erkenntnisstand der Schachtheorie, bereichert mit Analysen der Berliner Schachschule und wichtigen Partien zu den einzelnen Varianten. Im zweiten Teil findet sich in mehreren Kapiteln eine systematische Übersicht über die Theorie der Endspiele mit genauen Analysen.
Das Handbuch des Schachspiels erreichte acht Auflagen und wurde von späteren berühmten Schachmeistern wie Emil Schallopp (1891), Carl Schlechter (1916), Jacques Mieses (1921) und Hans Kmoch (1930) bearbeitet.
Auf Jahrzehnte hinaus trieb der Bilguer die wissenschaftliche Herangehensweise bei der Erforschung des Schachspiels voran. Auch heute noch gilt es als klassisches Werk der Schachliteratur.
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Gütler: Paul Rudolph von Bilguer. Schachtheorie als Wissenschaft. In: Kaissiber, Nr. 4, Oktober-Dezember 1999, S. 58-64.
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Bilguer, Paul Rudolph von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schachmeister |
GEBURTSDATUM | 21. September 1815 |
GEBURTSORT | Ludwigslust |
STERBEDATUM | 16. September 1840 |
STERBEORT | Berlin |