Paul Schultz-Liebisch
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Paul Schultz-Liebisch (* 4. Juli 1905 in Berlin-Reinickendorf; † 15. Juni 1996 in Berlin-Pankow) war ein deutscher Maler und Grafiker.
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[Bearbeiten] Leben
Paul Schultz-Liebisch wurde als Ältester von drei Kindern einer Arbeiterfamilie am 4. Juli 1905 in Reinickendorf (damals noch Kreis Niederbarnim) geboren. Er lernte Dekorationsmaler wie sein Vater und Großvater. Paul Schultz-Liebischs Interesse ging jedoch über die Dekorationsmalerei hinaus. Er beginnt bald zu zeichnen und orientiert sich an seinem großen Vorbild Hans Baluschek, der ihn zum Weitermachen ermutigt. Das Studium an einer höheren Kunstschule scheidet aus. So bleibt er Autodidakt und zeichnet und malt nach seinem Lebensmotto. An seiner Staffelei befestigt, lautet es: "Das Leben war meine Akademie. Meine Mentoren - Altmeister Heinrich Zille und Hans Baluschek - bleiben mir in dankbarer Erinnerung."
Die ersten vierzig Jahre seines Lebens verbrachte der Künstler in Berlin-Wedding und Reinickendorf. Als 1944 Bomben fielen, verlor er seine Wohnung und mit ihr sein gesamtes grafisches und malerisches Werk. Nur gerettete Bruchstücke seiner Arbeit, bei einem Freund eingelagert, sind erhalten geblieben. Als politisch engagierter Mensch wurde er mit 21 Jahren Mitglied der KPD. Fortan investierte er viel Zeit in die Parteiarbeit. Zum Zeichnen und Malen blieben ihm oft nur die Nachtstunden. Seine Arbeit als Bühnenmaler im Filmatelier der Ufa in Berlin-Tempelhof war ein Glücksfall. Er hatte Lohn und Brot und außerdem den Zugang zu Farben für seine künstlerische Arbeit. In der Zeit der Naziherrschaft erhielt der Künstler, wie viele andere, Malverbot von der Reichskulturkammer. Unbemerkt arbeitete er jedoch bei der Ufa weiter und schloss sich der Widerstandsgruppe um Robert Uhrig an. Die Gruppe wurde durch Verrat von der Gestapo ausgehoben und seine engsten Freunde wurden hingerichtet. Nur deren Standhaftigkeit hatte er es zu verdanken, ihr Schicksal nicht teilen zu müssen. Kurz vor Kriegsschluß, 1944, wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Er desertierte und wurde in Berlin von holländischen Widerstandskämpfern in einem Keller bis zum Eintreffen der Roten Armee versteckt. Nach dem Ende des Krieges begann für den Maler ein neues Leben. Er zog 1946 in den Ostberliner Bezirk Pankow. Eine neue fruchtbare Schaffenszeit brach an, die bis zu seinem Lebensende andauerte. Seine furchtbaren Erlebnisse, wie die Bombardierungen Berlins, die Hungersnot in der Stadt die Hinrichtung seiner Freunde und die Deportationen der jüdischen Familien verarbeitete er in seinem Grafik-Zyklus "Des Wahnsinns Ende". Hierzu benötigt er fünf Jahre, von 1945 bis 1949. Die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED ließ ihn plötzlich zum SED-Genossen werden. Daran störte er sich zunächst nicht, denn er wollte seine Überzeugung zur Schaffung einer besseren Gesellschaft und eines sich frei entwickelnden Künstlertums einbringen. Dies machte ihn zum überzeugten Funktionär und Mitstreiter auch des damaligen de facto stellvertretenden Vorsitzenden der SED, Walter Ulbricht. Bald stellte er jedoch fest, dass die Hinwendung zum Gegenteil, einer Verhinderung freier Meinungsäußerung in der Kunst mit der radikalen Kulturreform einherging. Den stalinistischen Kurs von Walter Ulbricht, seit Juli 1950 Generalsekretär der SED, konnte Paul Schultz-Liebisch als überzeugter Kommunist nicht mittragen. Sein Gewissen gebot ihm, 1951 aus der SED auszutreten und den größten Teil seiner Ämter niederzulegen. Der Künstler wurde fortan ignoriert. An eine Teilnahme an den großen Kunstausstellungen ab der Dritten Deutschen Kunstausstellung 1953 in Dresden war nicht mehr zu denken. Wie sich später herausstellte, wurde er von der Staatssicherheit ins Visier genommen und Reisen in das westliche Ausland, wie für Künstler längere Zeit üblich, wurden nicht genehmigt. Zwar gab es kein Ausstellungsverbot, aber keiner stellte ihn aus, von kleineren Ausstellungen in den Bezirken Pankow und Mitte sowie Ausstellungsbeteiligungen abgesehen. Staatliche Aufträge, eine typische Form der Kunstförderung in der DDR, erhielt der Künstler nicht. Dennoch, Paul Schultz-Liebisch war in Ost-Berlin und in der DDR bekannt, vielleicht gerade weil er nicht zu den privilegierten DDR-Künstlern gehörte. Die Kunstliebhaber wollten seine Bilder mit der Berlinischen Atmosphäre kaufen. So schlug er sich mit seiner Frau und seinen beiden Kindern durchs Leben. Seine Künstlerfreunde Paul Kuhfuss, Heinrich Burkhardt, Arno Mohr, Fritz Duda, Paul Rosié und andere sind ihm dabei treue Begleiter. Ein beachtliches Werk ist entstanden, über das wir uns freuen können und an dem er bis an sein Lebensende intensiv gearbeitet hat.
Im künstlerischen Schaffen des Malers und Grafikers Paul Schultz-Liebisch müssen drei Perioden herausgestellt werden:
[Bearbeiten] 1. Die Zeit ab 1945 bis in die 50er Jahre
Es entstehen dem Nachimpressionismus verpflichtete Ölmalereien, die oft auf Leinwand gespachtelt werden und die einen starken Bezug zu den Bildern der Ostberliner Schule haben. Daneben stehen selbstständig Aquarelle gleichen Charakters.
[Bearbeiten] 2. Die Grafik der Jahre 1945 bis 1958
Die gesamte Breite der grafischen Techniken wendet der Künstler an: Monotypien, Lithographien, Siebdrucke, vor allem jedoch Holz- und Linolschnitte, die er mit seiner strengen Linienführung bevorzugt. Bezüge zu den Brücke-Künstlern sind hier deutlich spürbar. Alle Abzüge waren Handdrucke, eine Druckpresse besaß er nicht.
[Bearbeiten] 3. Die Jahre ab 1957 bis 1994
In erzählerischer, vereinfachter Weise beginnt er Bilder zu malen, die seiner Heimatstadt Berlin gewidmet sind, oft Reflexionen auf die zwanziger Jahre. Er nennt sie "Berliner Erinnerungen", und für diese werden die Rahmen von ihm bestimmt und auch selbst weiß gestrichen. Hierbei zeigt er Eigensinn, und er möchte auf keinen Fall, dass die Kunstwissenschaft gerade diese Bilder mit oft sehr kleinem Format als "naive Malerei" bezeichnet. Auch viele Miniaturen entstehen in dieser Zeit und fanden ihre zahlreichen Liebhaber bei den jährlichen Festen an der Panke, ein Künstlerboulevard, den er 1963 mit Freunden ins Leben gerufen hatte . Im ganzen langen Leben des Künstlers gab es nur 35 Einzelausstellungen und verschiedene Ausstellungsbeteiligungen, die meisten in Ostberlin und in der DDR. Paul Schultz-Liebisch starb am 15. Juni 1996 in Berlin-Pankow.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Paul Schultz-Liebisch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website seines Sohnes
Personendaten | |
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NAME | Schulz-Liebisch, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Grafiker |
GEBURTSDATUM | 4. Juli 1905 |
GEBURTSORT | Berlin-Reinickendorf |
STERBEDATUM | 15. Juni 1996 |
STERBEORT | Berlin-Pankow |