Pflegekind
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Ein Pflegekind ist ein Kind, das – zumindest zeitweise – nicht bei den Herkunftseltern, sondern in einer anderen Familie (Pflegeeltern) lebt und betreut wird.
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[Bearbeiten] Definition
[Bearbeiten] Deutschland
Ein Pflegekind kann direkt von den Erziehungsberechtigten in eine Pflegestelle gegeben werden (typisch bei Tagespflege, Bereitschaftspflege bei Krankheit) oder es findet eine Vermittlung durch das Jugendamt im Rahmen der Hilfen zur Erziehung statt (Vollzeitpflege, Ergänzungspflege, Dauerpflege, Bereitschaftspflege bei akuter Herausnahme, Sonderformen; siehe Pflegeverhältnisse). Bei Vermittlungen über das Jugendamt ist die Erstellung eines Hilfeplans gesetzlich vorgeschrieben. An diesem sollten alle Beteiligten mit arbeiten, sowohl die Personensorgeberechtigen (in der Regel die Eltern), als auch die (zukünftigen) Pflegeeltern bzw. zur Ausführung der Hilfe bestimmten Erzieher, je nach Einbindung auch Sozialpädagogen, Lehrer, Mediziner, usw.). Das Gesetz und die örtlichen Ausführungsvorschriften fordern die regelmäßige (bei Veränderungen umgehende, ansonsten in der Regel jährliche bzw. halbjährliche) Überprüfung der im Hilfeplan festgehaltenen Rahmenbedingungen.
Bei der Unterbringung durch das Jugendamt hat dieses nach neuerer Rechtsprechung (2004) eine Garantenstellung, die zur regelmäßigen Kontrolle der Verhältnisse des Pflegekindes verpflichtet.
[Bearbeiten] Schweiz
In der Schweiz erfolgt die Vermittlung privat und es bedarf keiner Kontrolle oder Bewilligung des Staates. So darf im Prinzip jeder - auch gewerbsmässig - Pflegekinder vermitteln[1]. Dies könnte erklären, warum die Anzahl der Pflegekinder prozentual höher ist als in Deutschland (s.u.). Kritiker sehen hier eine moderne Form der Verdingung[2].
[Bearbeiten] Statistik
2005 wurden in Deutschland 8.725 Kinder in Vollzeitpflege an nichtverwandte Personen vermittelt.[3].
In der Schweiz wird keine Statistik geführt, da die Vermittlung der Pflegekinder privat erfolgt. Die "Pflegekinder Aktion Schweiz" geht von ungefähr 15.000 Pflegekindern aus, weitere 11.000 sollen in Heimen leben.
[Bearbeiten] Literatur
- Monika Nienstedt, Arnim Westermann Pflegekinder (1998 / ISBN 3407559097)
- Martin R. Textor, Peter Klaus Warndorf (Hrsg.), Familienpflege. Forschung, Vermittlung, Beratung, Freiburg: Lambertus 1995. ISBN 3784107850
- Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf e.V. (Hrsg.), Glücklich an einem fremden Ort? Familienähnliche Betreuung in der Diskussion, Münster: Votum 2002. ISBN 3935984324
- Ulrich Gintzel (Hg.), Erziehung in Pflegefamilien. Auf der Suche nach einer Zukunft, Münster: Votum 1996. ISBN 3926549858
- Jürgen Blandow, Pflegekinder und ihre Familien. Geschichte, Situation und Perspektiven des Pflegekinderwesens, Weinheim: Juventa 2004. ISBN 3779917734
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quelle
- ↑ St. Galler Tagblatt, 23. Februar 2005
- ↑ http://www.kinderohnerechte.ch/kor/web/kinder.php
- ↑ http://www.taz.de/pt/2006/11/02/a0181.1/text
[Bearbeiten] Weblinks
- PFAD - Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien
- Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien (bag-kiap) auf moses-online
- Bundesverband der Eltern behinderter Pflegekinder
- Netzwerk Herkunftseltern e.V.
- Kritik am Schweizer Pflegekinderwesen
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