Poète maudit
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Poète maudit (dt. verfemter Dichter) bezeichnet eine seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts typisierte Lebenshaltung in Literaten- und Künstlerkreisen. Als Poète maudit gilt im Allgemeinen der begabte avantgardistische Schriftsteller, der sich an den Rand der Gesellschaft stellt und deren von ihm als vulgär erlittene Werte in provokanter und oft auch selbstzerstörerischer Weise zurückstößt. Zum Bild des Poète maudit gehört auch, dass sein künstlerisches Werk erst nach seinem (frühen) Tod breite Anerkennung findet.
Sinngemäß erscheint Poète maudit erstmals bei Alfred de Vigny in dessen Drama Stello aus dem Jahr 1832, wo die Dichter « la race toujours maudit par les puissants de la terre » („die seit jeher von den Mächtigen der Erde verfemte Rasse“) genannt werden. Seine Prägung erhielt der Begriff aber durch das Werk Les Poètes maudits von Paul Verlaine, das 1884 erschien und eine Hommage an die Dichtergruppe der Parnassiens während des ausgehenden Zweiten Kaiserreichs und der beginnenden Dritten Republik ist. Verlaine stellte das Schaffen und Leben von Tristan Corbière, Arthur Rimbaud, Stéphane Mallarmé, Marceline Desbordes-Valmore, Villiers de L'Isle Adam und Pauvre Lelian (ein Anagramm seines eigenen Namens) vor.
Als Prototyp des Poète maudit gilt bereits François Villon, doch ist der Typus letztlich eine Erscheinung der Moderne. Insbesondere zu nennen sind neben Edgar Allan Poe die französischen Dichter des Umbruchs von der Romantik zu Symbolismus und Impressionismus wie die bei Verlaine genannten oder Gérard de Nerval, Charles Baudelaire und Alfred Jarry.
Der Begriff hat im 20. Jahrhundert auch Genregrenzen übersprungen und auf andere Künstler als reine Dichter Anwendung gefunden. Als Poètes maudits gelten beispielsweise Jim Morrison oder Klaus Kinski.