Prager Straße (Dresden)
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Die Prager Straße in der Dresdener Seevorstadt verbindet den Hauptbahnhof mit dem Altmarkt und ist die wichtigste Einkaufsstraße in Dresden. Ursprünglich auch von Straßenbahnen befahren, ist sie seit einigen Jahrzehnten eine Fußgängerzone.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Prager Straße wurde zwischen 1851 und 1853 als Verbindung zwischen der Altstadt und dem Böhmischen Bahnhof, der nach seinem Abriss und Wiederaufbau in Hauptbahnhof umbenannt wurde, erbaut. Im Zuge der Industrialisierung wurden neue Wohnungen und Straßen benötigt, die auch die engen Gassen der Altstadt entlasten sollten. Anwohner beschwerten sich bereits um 1840 und als schließlich der Böhmische Bahnhof erbaut werden sollte, wurde eine Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof nötig. Innerhalb kürzester Zeit siedelten sich erst reiche Bürger, später Bankiers, Anwälte, aber auch Bäcker usw. an. Aufgrund der Knappheit an Bauland wurde beschlossen, die Prager Straße geschlossen zu bebauen. Sie entwickelte sich zu einer der prächtigsten Straßen in Dresden mit zahlreichen Einkaufs- und Vergnügungsmöglichkeiten. Einige architektonisch besonders bemerkenswerte Bauten waren das Viktoriahaus, das Residenzkaufhaus und das Gebäude der Feuerversicherungsgesellschaft.
1945 wurde das Areal bei den Luftangriffen auf Dresden fast vollständig zerstört. Nur ein Hotel überlebte die Bombenangriffe und wurde vorläufig weitergenutzt, bis es ein paar Jahre später abgerissen wurde. Mit einem Architekturwettbewerb wurde der Wiederaufbau 1962 eingeläutet. Es gab verschiedene Meinungen über die Umsetzung. Während einige Architekten für den teilweise originalgetreuen Aufbau plädierten, lehnten andere diese Vorstellung ab und befürworteten eine völlige Neubebauung. Keiner der Architekten war jedoch für die Wiederherstellung der platzsparenden geschlossenen Bauweise. Ein Grund hierfür war, dass die Menschen im Feuersturm nur sehr schwer aus den engen Häusern fliehen konnten. Zwischen 1965 und 1978 entstand die neue Prager Straße. Im Westen wurden zwischen 1967 und 1970 drei Hotelbauten (Lilienstein, Königstein und Bastei) errichtet. Auf der breiten Straße entstanden verschiedene Wasserspiele und Grünanlagen.
Die Prager Straße entwickelte sich in den 1970er und 1980er Jahren durch die zahlreichen Einkaufsmöglickeiten, die Hotels und das Rundkino zum wichtigsten Fußgänger-Boulevard in Dresden. Im Norden der Straße wurde zwischen 1970 und 1972 das 25 Meter hohe Rundkino errichtet. Nur wenige Jahre später, in den Jahren 1976 bis 1978, wurde das bekannte Centrum Warenhaus erbaut. Dieses Gebäude ist durch seine markante Aluminiumfassade gekennzeichnet. Nach 1990 zog dort Karstadt ein, inzwischen hat der Abriß begonnen und an der Stelle soll ein neues Einkaufszentrum errichtet werden.
Am 8.Oktober 1989 wurde auf der Prager Straße während der Demonstrationen gegen die SED-Herrschaft die Gruppe der 20 gegründet. Daran erinnert heute eine Gedenkplatte. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstanden im Nordosten der Straße neue Kaufhäuser, u. a. von Karstadt. Dort befindet sich auch der UFA-Palast. Dieses Kino wurde in den Jahren 1997/98 nach Plänen des Wiener Architekturbüros Coop Himmelb(l)au erbaut und ist durch die dekonstruktivistische Konstruktion aus Glas-Beton gekenngezeichnet. Dafür bekam das Architekturbüro im Jahr 1999 den deutschen Architekturpreis.
Beim Elbehochwasser 2002 wurde der südliche Teil der Prager Straße von der über die Ufer getretenen Weißeritz überflutet. Im Zuge der Renovierungsarbeiten im Dezember 2004 wurden unter anderem die Brunnen saniert und neue Bäume gepflanzt.
[Bearbeiten] Veranstaltungen
Jeden Mai findet für eine Woche in Dresden das Dixieland-Festival, neben anderen Stellen in Dresden, auch auf der Prager Straße statt. Es hat sich seit seinem Beginn im Jahr 1970 zu einem internationalen Ereignis der Jazz- und Blues-Szene entwickelt.
[Bearbeiten] Aktuelles
Die Stadt Dresden hat vor kurzem eine Richtlinie zur Werbung auf der Prager Straße vorgestellt.
Im Sommer dieses Jahres soll das ehemalige Centrum Warenhaus, derzeit Karstadt Schnäppchen-Center, abgerissen werden und so einem Neubau weichen. Es gibt nun Gespräche darüber, ob und wie man die alte Fassade in den neuen Bau integrieren soll. Ein Problem ergibt sich dadurch, dass es sich um ein Gebäude im typisch modernistischen Stil der 60er/70er Jahre handelt; es könne also nach der Auffassung der Bürger, die einen Erhalt fordern, als modernes Gebäude keine "alte" Fassade haben. Dies sei ein schwer zu lösender Widerspruch, denn die Fassade sei noch heute "modern". Demgegenüber wird argumentiert, dass städtebauliche Fehlentwicklungen der 1960/70er Jahre korrigierbar sein müssten. Die ästhetische Wirkung der Fassade des Centrum-Warenhauses sei gering.
Eine Lösung, die diskutiert wird, wäre, das Gebäude bzw. Teile davon an einen anderen Platz zu überführen, ein Procedere, das schon häufig in Deutschland mit Baudenkmälern durchgeführt wurde (Bsp. Berliner Siegessäule, die früher vor dem Reichstag stand, heute auf dem "Grossen Stern"; die Kollonaden am Kleistpark in Berlin-Schöneberg, die früher auf der Berliner Schlossbrücke in Berlin-Mitte standen u.a.), und wie es z.B. nach dem Abriss des Kulturpalastes für das berühmte DDR-Wandbild "Weg der Roten Fahne" vorgesehen war. Für eine solche Lösung spräche, dass es sich zwar einerseits um kein architektonisch herausragendes und damit erhaltenswertes Denkmal handelt, es andererseits aber auf diese Weise als bauhistorisches Zeugnis der vergangenen Modernistischen Epoche für die nachfolgenden Generationen erhalten werden könnte. Kaum zu lösendes Problem wäre, die Finanzierung zu gewährleisten, denn für den Erhalt modernistischer Gebäude lassen sich erfahrungsgemäß nur schwer hohe Spenden aus der Bevölkerung organisieren. Dies wird am Standort "Prager Strasse" zusätzlich erschwert, da die Prager Strasse nicht gerade einen Mangel an modernistischer Architektur aufweist.
Ende April wurde zwischen Prager und St.-Petersburger-Straße die sogenannte "Prager Spitze" nach einigen baulichen Verzögerungen fertiggestellt und erste Läden eröffnet. Der Name symbolisiert die Spitz zulaufende Form des Gebäudes und die Lage am Ende der Prager Straße. Zurzeit sind knapp 20 Geschäfte verschiedener Branchen von Jack Wolfskin bis zur Bäckerei dort zu finden. Bis zum Sommer werden weitere Geschäfte und ein Fitness Center hinzukommen. Hauptmieter Karstadt Sport hat am 18. Mai eröffnet.
[Bearbeiten] In Bildern
[Bearbeiten] Siehe auch
Wikinews: Prager Straße in Dresden wieder offen – Nachrichten |
Koordinaten: 51° 2′ 42" n. Br., 13° 44′ 9" ö. L.