Fußgängerzone
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Fußgängerzone ist eine den Fußgängern vorbehaltene, meist innerstädtische Straße. Durch ein zum Schild "Fußgängerzone" angebrachtes Zusatzzeichen wird vielerorts das Befahren für Kraftfahrzeuge oder auch Fahrräder freigegeben, zumeist eingeschränkt auf Lieferverkehr, ÖPNV und bestimmte Tageszeiten. Es darf nicht schneller gefahren werden als mit Schrittgeschwindigkeit, Fußgänger haben Vorrang.
Kinder bis zehn Jahre dürfen ganztäglich die Fußgängerzone mit Fahrrädern benutzen, da Fußgängerzonen als Gehweg gewertet werden. Auf Fußgänger ist dann besondere Rücksicht zu nehmen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung und Verbreitung
In vielen Fällen wurde in den 1950er Jahren die Gelegenheit des Wiederaufbaus von im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadtkernen benutzt, um Fußgängerzonen als wesentliches Element modernen Städtebaus zu planen und einzurichten. Dabei wurde ein Konzept umgesetzt, das Verkehr, Einkaufen und Wohnen räumlich trennt: Einkaufen sollte in Fußgängerzonen stattfinden; sie wurden so zu einem Symbol prosperierenden Wirtschaftslebens und vielerorts zum zentralen Ort des anspruchsvollen Massenkonsums. Insbesondere in größeren Städten finden sich dort auch große Kaufhäuser.
![Deutschlands erste Fußgängerzone, die Treppenstraße in Kassel](../../../upload/shared/thumb/d/df/Kassel%2C_Treppenstrasse.jpg/180px-Kassel%2C_Treppenstrasse.jpg)
Ein Vorläufer der Fußgängerzonen in Deutschland wurde bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in den 1920er Jahren in der Kettwiger Straße in Essen angelegt.
Nach dem Krieg wurde am 9. November 1953 als offizielle erste Fußgängerzone Deutschlands die Treppenstraße in Kassel eröffnet. Sie ging aus einem Wiederaufbauwettbewerb von 1947 hervor. Kiel folgte mit der Holstenstraße am 12. Dezember 1953; entsprechende Planungen gab es hier zwar bereits seit 1950/1951, doch die Freigabe erfolgte erst zwei Jahre später. Auch Stuttgart behauptet gern, 1953 die erste Fußgängerzone Deutschlands eröffnet zu haben, doch scheint nicht ganz klar zu sein, ob es sich dabei um die Königstraße oder die Schulstraße handelte, und wann das Eröffnungsdatum exakt war.
Die erste deutsche Fußgängerzone, die auch mehrere Straßen umfasste, wurde 1967 in Oldenburg eingeweiht.
Die erste Fußgängerzone Österreichs entstand 1961 in der Klagenfurter Kramergasse.
Die Verbreitung von Fußgängerzonen ist weitgehend auf Europa beschränkt geblieben. So gibt es in Deutschland heute etwa 3000 Fußgängerzonen, während in den USA von ursprünglich 200 vor allem in den 60er Jahren gegründeten Fußgängerzonen nur ungefähr 30 überlebt haben.
[Bearbeiten] Aktuelle Trends
![Shibuya (Tokyo)](../../../upload/thumb/7/78/TokioShibuya2001.jpg/180px-TokioShibuya2001.jpg)
![Wiesbadener Fußgängerzone](../../../upload/shared/thumb/0/0e/Wiesbaden_Pedestrian.jpg/180px-Wiesbaden_Pedestrian.jpg)
Einhergehend mit wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit, zunehmender Mobilität und der Errichtung von Einkaufszentren "auf der grünen Wiese" verändern Fußgängerzonen ihr Gesicht. Die wichtigsten aktuellen Trends in deutschen Fußgängerzonen lassen sich unter den folgenden Stichworten zusammenfassen:
- Trading Down - Renommierte Fachgeschäfte werden teilweise, vor allem in kleineren Städten, durch Ramschläden ersetzt oder bleiben leerstehend. Damit einhergehend nehmen die Attraktivität und die Besucherfrequenz der Fußgängerzonen ab. Diese discountorientierten Betriebsformen kompensieren ihre relativ niedrige Gewinnspanne durch hohe Umsätze oder profitieren von sinkenden Mieten.
- Filialisierung - Unter Filialisierung versteht man die Verdrängung privat betriebener individueller Geschäfte durch Franchiser oder Filialisten, die mit ihrem standardisierten Sortimenten und Geschäftsmodellen die Fußgängerzonen zunehmend prägen.
- Textilisierung - Der Anteil der Geschäfte, die Textilien verkaufen, steigt.
- Krise des Kaufhauses - Kaufhäuser befinden sich seit den 80er Jahren in einer Krise, auf die bisher keine endgültige Antwort gefunden wurde. Das Kaufhaus stellt bis heute den Hauptanziehungspunkt vieler Fußgängerzonen dar. Neue Formen, die Kaufhäuser allerdings nicht vollständig ersetzen können, sind Einkaufszentren, die sich in zunehmendem Maß in Innenstädten und an Fußgängerzonen ansiedeln.
- Banalisierung - Die anspruchslose, homogene und einfache Architektur vieler Geschäftsgebäude banalisiert das Stadtbild im Bereich vieler Fußgängerzonen.
- neue Nutzungen - Zunehmend breiten sich Nutzungen aus, die es so häufig in der Vergangenheit nicht gab. Hierzu zählen Fast-Food-Lokale, Sex-Shops und Spielhallen.
Als besonders zukunftsträchtiges Instrument zur Revitalisierung von Fußgängerzonen wird die Einrichtung von erstmals in den 70er Jahren in Kanada erprobten Business Improvement Districts (etwa: Distrikte zur Verbesserung der Geschäftslage) gesehen. In diesen Bereichen vereinbaren die Besitzer der darin liegenden Immobilien rechtskräftig, gemeinsam zur Verbesserung der Einkaufssituation beizutragen, indem sie etwa das äußere Erscheinungsbild ihres Bereiches verbessern oder gemeinsame Verkaufsaktionen durchführen. Die Idee ist von den Erfolgen von Einkaufszentren inspiriert.
[Bearbeiten] Siehe auch:
[Bearbeiten] Literatur
- Kerstin Hilt: The Demise of Germany's Pedestrian Zones Deutsche Welle Köln, 28. Juni 2005 [1] (engl., Der Niedergang von Deutschlands Fußgängerzonen)
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen zur Treppenstraße in Kassel
- Informationen zur Fußgängerzone in Kiel
- Informationen zur Kettwiger Straße in Essen.
- Informationen zu vorhandenen und diskutierten Fußgängerzonen in Berlin
- Verkehrszeichen Fußgängerzone
![]() |
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Rechtsthemen! |