Prix du Quai des Orfèvres

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Du hast neue Nachrichten auf deiner Diskussionsseite.

Der Prix du Quai des Orfèvres (dt.: „Preis des Quai des Orfèvres“) ist ein französischer Literaturpreis, der 1946 von dem Verleger Jacques Catineau ins Leben gerufen wurde. Catineau, der u. a. Kontakte zur Polizei und hohen Beamten unterhielt, wollte die Zusammenarbeit zwischen diesen und den Rechtsanwälten verbessern und schuf die Auszeichnung, mit der alljährlich ein noch unveröffentlichter Kriminalroman in französischer Sprache gekürt wird. Seither wird der Preis jedes Jahr, in der Regel im November, von einer etwa zwanzigköpfigen Jury vergeben, die sich aus Kriminalpolizisten, weiteren hohen Beamten und Journalisten zusammensetzt. Der Vorsitz obliegt dem Leiter der Pariser Kriminalpolizei, die am Quai des Orfèvres 36 beheimatet ist.

Der Generalsekretär des Prix du Quai des Orfèvres, seit 1981 Eric de Saint-Périer, erhält jährlich bis zum 15. April ca. 60 bis 85 anonyme Manuskripte mit mindestens 300.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen), denen versiegelte Umschläge mit genauen Informationen über die Autoren beiliegen. Er prüft alle Manuskripte und wählt dreißig unter ihnen aus, deren Zahl sich nach weiteren Auswahlrunden auf ca. zwölf verringert. Aus diesen wählt der Leiter des französischen Verlags Fayard, der seit 1966 den Preis vergibt, gemeinsam mit dem Generalsekretär ca. sechs anonyme Manuskripte aus, die von der Jury auf ihre literarische Qualität hin geprüft werden. Ein weiteres Kriterium ist hierbei die genaue Schilderung polizeilicher Arbeit und die der Justiz. Ende September findet in Form eines Arbeitsessens eine erste Sitzung der Jury statt und die Mitglieder tauschen ihre Ansichten über die vorgeschlagenen anonymen Manuskripte aus. Einige Tage später wird die Jury vom Leiter der Pariser Kriminalpolizei am Quai des Orfèvres 36 empfangen, die dort in einer geheimen Wahl den besten Kriminalroman ermittelt. Danach erfährt die Jury durch den dem Manuskript beiliegenden, versiegelten Umschlag die Identität des Gewinners.

Das von der Jury ausgewählte Werk wird daraufhin von Fayard als Taschenbuch in einer Höhe von mindestens 50.000 Exemplaren verlegt und ein Autorenvertrag mit dem Gewinner abgeschlossen. Am Vorabend der Veröffentlichung des Romans enthüllt seit 1947 der Polizeipräfekt von Paris der Presse, im feierlichen Rahmen einer Cocktail-Party, den Gewinner und den Titel des Romans. Der Prix du Quai des Orfèvres ist mit einem symbolischen Geldbetrag von 777 Euro dotiert. Unter den honorierten Autoren der letzten Jahrzehnte sind so bekannte Namen wie der Sciencefiction-Schriftsteller Georges-Jean Arnaud, Jacques Laurent, Pierre Magnan oder Gérard Delteil, Sieger des Grand prix de littérature policière 1986, vertreten.

[Bearbeiten] Preisträger

Bei der 60. Verleihung des französischen Krimipreises am 14. November 2006^[1] gab der Polizeipräfekt von Paris und Ehrenvorsitzende der Jury, Pierre Mutz, Frédérique Molays Roman La 7e femme (dt.: „Die siebente Frau“) als Sieger bekannt. Das Werk handelt von einem Pariser Serienmörder, der innerhalb weniger Tage sechs Frauen tötet. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt für die Pariser Kriminalpolizei, die einen möglichen siebenten Mord des mysteriösen Täters zu verhindern versucht^[2]. La 7e femme wurde am 15. November 2006 veröffentlicht und landete eine Woche später auf Platz acht der französischen Roman-Bestsellerliste. Bis Mitte Dezember konnte sich Molays Buch in den Top Ten halten^[3].

Jahr	Preisträger	Romantitel	Deutscher Titel
1946	Jacques Lever	Le Singe rouge	nicht bekannt
1947	Jean Le Hallier	Un certain monsieur	nicht bekannt
1948	Yves Fougères	Nuit et brouillard	nicht bekannt
1949	Francis Didelot	L'Assassin au clair de lune	nicht bekannt
1950	Preis nicht vergeben
1951	Maurice Dekobra	Opération Magali	Rätsel um Magali
1952	Georges-Jean Arnaud*	Ne tirez pas sur l'inspecteur	nicht bekannt
1953	Jacques Laurent**	Sophie et le crime	Das Licht erlosch im Treppenhaus
1954	Alain Serdac	Sans effusion de sang	nicht bekannt
1955	Preis nicht vergeben
1956	Noël Calef	Échec au porteur	Den Tod in der Hand
1957	Louis C. Thomas	Poison d'Avril	nicht bekannt
1958	André Gillois	125, rue Montmartre	Rue Montmartre 125
1959	Jean Marcillac	On ne tue pas pour s'amuser	nicht bekannt
1960	Colonel Remy	Le Monocle noir	Das schwarze Monokel
1961	Preis nicht vergeben
1962	Micheline Sandrel	Dix millions de témoins	nicht bekannt
1963	Roland Pidoux	On y va patron	Die düstere Wahrheit
1964	Jean-François Vignat	Vertige en eau profonde	nicht bekannt
1965	Paul Drieux	Archives interdites	nicht bekannt
1966	Julien Clay	Du sang sur le grand livre	Die Fälschung
1967	H. L. Dugal	La Porte d'or	nicht bekannt
1968	Bernard-Paul Lallier	Le Saut de l'ange	Der Sturz des schwarzen Engels
1969	Christian Charrière	Dites-le avec des fleurs	nicht bekannt
1970	Henry Chardot	Le Crime du vendredi saint	nicht bekannt
1971	André Friederich	Un mur de 500 briques	nicht bekannt
1972	Pierre Martin Perrault	Trop, c'est trop	Der geniale Plan
1973	Preis nicht vergeben
1974	Michèle Ressi	La Mort du bois de Saint-Ixe	nicht bekannt
1975	Bernard Matignon	Une mort qui fait du bruit	nicht bekannt
1976	Serge Montigny	Une fleur pour mourir	nicht bekannt
1977	Jacques Sénégal	Le Crime de la maison Grund	nicht bekannt
1978	Pierre Magnan	Le Sang des Atrides	Das Zimmer hinter dem Spiegel
1979	Julien Vartet	Le Déjeuner interrompu	nicht bekannt
1980	Denis Lecombe	Dans le creux de la main	nicht bekannt
1981	Michel Dansel	De la part de Barbara	Mit letztem Gruß von Barbara
1982	Hélène Pasquier	Coup double	nicht bekannt
1983	Maurice Périsset	Périls en la demeure	nicht bekannt
1984	Jean Lamborelle	On écrase bien les vipères	nicht bekannt
1985	Roger Labrusse	Les Crimes du Bon Dieu	nicht bekannt
1986	Michel de Roy	Sûreté urbaine	nicht bekannt
1987	Nicole Buffetaut	Le Mystère des petits lavoirs	nicht bekannt
1988	François Lantrade	Un agent très secret	nicht bekannt
1989	Godefroy Hofer	Plongée de nuit	nicht bekannt
1990	Suzanne Le Vigueloux	La Mort au noir	nicht bekannt
1991	Frédéric Hoé	Crimes en trompe l'œil	nicht bekannt
1992	Louis-Marie Brézac	Razzia sur l'antique	nicht bekannt
1993	Gérard Delteil	Pièces détachées	nicht bekannt
1994	Jean-Louis Viot	Une belle garce	nicht bekannt
1995	Michel Gastine	Quai de la Rapée	nicht bekannt
1996	Gilbert Schlogel	Rage de flic	nicht bekannt
1997	Roger Le Taillanter	Heures d'angoisse	nicht bekannt
1998	Michel Sibra	La Danse du soleil	nicht bekannt
1999	André Delabarre	Du sang sur les roses	nicht bekannt
2000	André Arnaud	Pierres de sang	nicht bekannt
2001	Guy Langlois	Le fond de l'âme effraie	nicht bekannt
2002	André Klopmann	Crève, l'écran	nicht bekannt
2003	Jérôme Jarrige	Le bandit n'était pas manchot	nicht bekannt
2004	Sylvie M. Jema	Les Sarments d'Hippocrate	nicht bekannt
2005	Jules Grasset	Les Violons du diable	nicht bekannt
2006	Christelle Maurin	L'Ombre du soleil	nicht bekannt
2007	Frédérique Molay	La 7e femme	nicht bekannt

* = 1952 wurde Georges-Jean Arnauds siegreicher Roman unter dem Pseudonym Saint Gilles veröffentlicht.
** = 1953 wurde Jacques Laurents siegreicher Roman unter dem Pseudonym Cécil Saint-Laurent veröffentlicht.

[Bearbeiten] Siehe auch

Liste der Krimi-Autoren

[Bearbeiten] Weblinks

Offizielle Webpräsenz (frz.)

[Bearbeiten] Fußnoten

↑ vgl. Le roman "La 7e femme", prix du Quai des Orfèvres 2007. Agence France Presse, 14. November 2006, 11:23 AM GMT
↑ vgl. "La 7e femme", prix du Quai des Orfèvres bei tempsreel.nouvelobs.com (frz.)
↑ vgl. Meldungen der Associated Press Worldstream, 24. November, 1. Dezember, 8. Dezember und 16. Dezember 2006