Ptolemaios VIII.
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Ptolemaios VIII. Euergetes II. (griechisch für „Wohltäter“; * um 180 v. Chr.; † 26. Juni 116 v. Chr.), genannt Physkon („der Dicke“) wegen seiner Fettleibigkeit, war ein altägyptischer Pharao (König) aus der Dynastie der Ptolemäer in der griechisch-römischen Zeit.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Herkunft
Ptolemaios VIII. war der Sohn Ptolemaios' V. und Kleopatras I. und der jüngere Bruder von Ptolemaios VI. Sein komplizierter Werdegang begann 170 v. Chr., als Antiochos IV. nach Ägypten einfiel und den jungen Physkon zum König machte.
[Bearbeiten] Regentschaft
Nachdem Antiochos 169 v. Chr. wieder abgezogen war, stimmte Physkon einer gemeinschaftlichen Regierung mit seinem älteren Bruder Philometor und dessen Ehefrau (und beider Schwester) Kleopatra II. zu, ein Arrangement, das zu ständigen Intrigen führte, die bis zum Oktober 164 v. Chr. andauerten, als Philometor nach Rom fuhr, um vom römischen Senat Unterstützung zu erlangen, der sich allerdings als wenig kooperativ erwies.
[Bearbeiten] Herrschaftsteilung
Physkons Alleinherrschaft wurde jedoch bald so unpopulär, dass die Brüder im Mai 163 v. Chr. eine Teilung der Herrschaft beschlossen, bei der Physkon sich auf die Cyrenaica beschränkte.
Obwohl diese Vereinbarung bis zu Philometors Tod 145 v. Chr. hielt, beendete sie nicht die Auseinandersetzungen. Physkon überzeugte den römischen Senat, seinen Anspruch auf Zypern zu unterstützen, den Philometor ignorierte; nach Physkons vergeblichem Versuch, die Insel zu erobern, schickte Rom Philometors Gesandte 161 v. Chr. nach Hause. Um 156/155 v. Chr. versuchte Philometor, Physkon ermorden zu lassen, Physkon fuhr nach Rom, zeigte seine Narben, die er bei dem Mordversuch davongetragen hatte, und erhielt trotz Catos Widerstand die Unterstützung des Senats für einen weiteren Versuch, Zypern zu erobern. Eine Inschrift berichtet, Physkon habe Rom in Zypern als Erben eingesetzt, falls er kinderlos sterben sollte, was aber ansonsten von keiner schriftlichen Quelle erwähnt wird.
Der zweite Versuch, Zypern zu erobern, scheiterte ebenfalls. Philometor nahm Physkon gefangen, verschonte ihn jedoch und bot ihm stattdessen die Hand seiner Tochter Kleopatra Thea an und schickte ihn nach Cyrenaica zurück.
[Bearbeiten] Als Alleinherrscher
Als Philometor 145 v. Chr. auf einem Feldzug starb, proklamierte Kleopatra II. ihren Sohn Ptolemaios VII. zum Nachfolger; Physkon kehrte jedoch nach Ägypten zurück, schlug eine gemeinsame Regierung und die Ehe mit seiner Schwester Kleopatra vor (einen Bruder zu heiraten, war für sie nichts Neues) – und ließ seinen unglücklichen Neffen bei der Hochzeitsfeier ermorden. Er bestieg nun den Thron als Ptolemaios VIII. Euergetes II., ein Name, der an seinen Ahnen Ptolemaios III. erinnern sollte.
Mit Massenvertreibungen nahm er Rache an den Juden und den Intellektuellen von Alexandria, die sich ihm entgegengestellt hatten, und änderte damit das Gesicht der Stadt; zu den Vertriebenen gehörten auch Aristarchos und Apollodoros. Polybios berichtet, fast die gesamte griechische Bevölkerung sei aus Alexandria vertrieben worden.
[Bearbeiten] Heirat mit Kleopatra III. und Bürgerkrieg
Er verführte und heiratete Kleopatra III., seine Nichte und Stieftochter, ohne sich von deren Mutter Kleopatra II. scheiden zu lassen (141/140) – der unvermeidliche Konflikt zwischen Mutter und Tochter schwelte zehn Jahre, bis er 130 v. Chr. in einen Bürgerkrieg mündete, bei dem das Volk Alexandrias den königlichen Palast in Brand setzte. Euergetes, Kleopatra III. und ihre Kinder flohen nach Zypern, während Kleopatra II. ihren und Physkons 12-jährigen Sohn Ptolemaios Memphitis zum König proklamierte. Euergetes gelang es jedoch, den Jungen zu entführen, er tötete seinen Sohn und sandte ihn in Stücken an seine Mutter zurück.
Der Bürgerkrieg vertiefte die Kluft zwischen Kleopatras Alexandria und dem flachen Land, das Euergetes unterstützte. Kleopatra bot den ägyptischen Thron Demetrios II. Nikator an, der aber mit seinem Heer nur bis Pelusium kam; 127 v. Chr. floh Kleopatra nach Syrien, während Alexandria den Kampf noch ein weiteres Jahr führte.
Nach weiteren Intrigen kehrte Kleopatra II. nach Ägypten zurück, wo sie kurz nach dem Tod des Euergetes' II. 116 v. Chr. auch verstarb; zur gleichen Zeit schickte Euergetes seine zweite Tochter von Kleopatra III., Tryphaina zur Hochzeit mit Antiochos VIII.. Eine Amnestie folgte 118 v. Chr., seine Regierung jedoch wurde dadurch nicht besser, so dass Rom sich kurz nach seinem Tod 116 v. Chr. gezwungen sah, in Ägypten einzugreifen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Green: Alexander to Actium, University of California Press, 1990, ISBN 0-520-05611-6
- Peter Nadig: Zwischen König und Karikatur: Das Bild Ptolemaios’ VIII. im Spannungsfeld der Überlieferung. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55949-5
[Bearbeiten] Weblinks
Vorgänger |
König von Ägypten 169–163 145–116 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Ptolemaios VIII. Euergetes II. |
ALTERNATIVNAMEN | Physkon |
KURZBESCHREIBUNG | ägyptischer König |
GEBURTSDATUM | um 180 v. Chr. |
STERBEDATUM | 26. Juni 116 v. Chr. |