Redaktion
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Redaktion (v. lat.: redigere = etwas in einen Zustand bringen) bezeichnet die Gesamtheit der Redakteure eines Medienbetriebes, deren Büro und ihre Tätigkeit, das Redigieren. Eine Redaktion hat die Aufgabe, Informationen in eine zur Veröffentlichung geeignete Fassung zu bringen. Die Redaktion ist die Abteilung in einem Zeitungs- oder Zeitschriftenverlag, die die journalistische Arbeit erbringt. Die Redaktionsarbeit ist auf die Grundpfeiler der Pressefreiheit gestützt.
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[Bearbeiten] Aufbau einer Redaktion
Eine Redaktion wird üblicherweise von einem Chefredakteur geleitet und gliedert sich in thematische Ressorts, bei Zeitungen in die fünf klassischen Ressorts Politik, Wirtschaft, Sport, Feuilleton/Kultur und Lokalnachrichten sowie weitere Ressorts wie etwa Service-, Medien- oder Reisesessorts. Ein Ressort bearbeitet ein bestimmtes Themengebiet sowie Rubriken, für das es eigenverantwortlich und unabhängig von den anderen Ressorts ist. Oftmals werden innerhalb eines Ressorts die einzelnen Themengebiete unter den Redakteuren aufgeteilt, je nach Qualifikation und Wissen der Redakteure. Im Ressort Kultur, das auch als Feuilleton bezeichnet wird, bearbeitet etwa ein Redakteur die Buchrezensionen, ein anderer schreibt über Ausstellungen, der dritte über neue Kinofilme. Eine weitere Möglichkeit der Aufteilung ist die Aufteilung nach journalistischen Darstellungsformen, Textformen. Ein Redakteur spezialisiert sich auf Kommentare, ein anderer eher auf Hintergrundberichte oder Reportagen.
In vielen Redaktionen ist ein Chef vom Dienst zuständig für die Koordination von Druck, Anzeigenabteilung, Terminplänen und Wochenenddienst. Er stellt die Schnittstelle zwischen der Redaktion und der Herstellung dar.
In einer oder für eine Redaktion schreiben Redakteure, Pauschalisten, Freie Journalisten und Volontäre, manchmal auch externe Experten.
Pauschalisten liefern der Redaktion für einen monatlichen Pauschalbetrag zu einem spezifischen Themengebiet oder Thema fortdauernd Beiträge. Freie Journalisten arbeiten für ein Zeilenhonorar. Außerdem arbeitet eine Redaktion mit Korrespondenten zusammen, dies sind Journalisten die exklusiv für Berichte und Reportagen für sie schreiben.
[Bearbeiten] Arbeitsablauf in einer Redaktion
Redaktionskonferenzen werden regelmäßig zusammengerufen, bei Tageszeitungen täglich, damit sich die einzelnen Ressorts abstimmen und sich somit die Themen nicht überschneiden. Außerdem werden hier die Schwerpunkte und zugleich der Umfang der nächsten Ausgabe festgelegt. Der CVD nimmt hier auch teil und vermerkt dies alles in einem Seitenspiegel, der heute meist digital erstellt wird. Oft wird in einer gesonderten Bildkonferenz mit den Bildredakteuren, Grafikern, Ressortleitern und dem Chefredakteur die Bildauswahl gemeinsam getroffen.
Redakteure recherchieren nicht immer selbst, sondern redigieren eher Artikel, sie betreiben Selektion der angebotenen Fremdbeiträge.
Der Redakteur bewertet und wählt passende Nachrichten aus. Von freien Journalisten eingereichte Artikel prüft er auf sachliche Richtigkeit, bessert Stil-, Rechtschreib- und Grammatikfehler aus, kürzt oder längt sie und bringt sie ins beim betreffenden Medium übliche Format. In kleineren Redaktionen wählt der Redakteur die Bilder und Aufmacher selbst aus. Größere Magazine oder Tageszeitungen haben häufig eine eigene Bildredaktion, die Fotos zu den Artikeln aus Datenbanken auswählt oder bei freien Fotografen in Auftrag gibt.
Der tägliche Ablauf bei Tageszeitungen: Zunächst werden die aktuellen Ereignisse und das dazugehörige Material sortiert, dann bei der Redaktionskonferenz besprochen und ausgewählt. Nun beginnt die weitere Recherche, das Schreiben oder das Redigieren von Fremdbeiträgen, zumeist von Nachrichtenagenturen, freien Mitarbeitern oder Korrespondenten. Die einzelnen Seiten werden layoutet und die Artikel eingefügt.
Bevor Artikel in Druck gehen, durchlaufen sie nach Möglichkeit das Korrektorat, in jedem Fall aber die Schlussredaktion. Dort kontrolliert der zuständige Redakteur sie noch einmal auf Fehler und stilistische Mängel, behebt Fehler oder gibt den Artikel dazu an den Redakteur zurück.
Die Schlussredaktion überprüft kurz vor der Imprimatur das Layout der Seiten und der Artikel, die Seitenzahlen und darauf hin, ob die Artikel alle in den richtigen Rubriken stehen und alle Texte freigegeben wurden. In einer Redaktion herrscht häufig Zeitdruck, vor allem bei Tageszeitungen, denn der Inhalt und das Layout müssen bis zum Drucktermin stehen, damit sich die Auslieferung nicht verzögert.
Früher gab es nahezu ausschließlich Vollredaktionen, die alle Beiträge für ihre Publikation selbst schrieben und erstellten.. Heute geht der Trend, vor allem bei Lokal- und Regionalzeitungen, aus Kostengründen, zu Mantelredaktionen.
In deutschen Redaktionen erledigt ein Redakteur alle Tätigkeiten von der Recherche bis zum druckfertigen Artikel, in den USA und in Großbritannien wird zwischen einem „reporter“ und einem „editor“ unterschieden. Der eine recherchiert und schreibt, der andere layoutet, formuliert um, redigiert und kümmert sich um die Termineinhaltung.
[Bearbeiten] Die Innere Pressefreiheit
Die Innere Pressefreiheit ist seit den 60er Jahren ein immer wiederkehrendes Diskussionsthema. Hier geht es um die zulässige Einflussnahme der Besitzer von Zeitungsverlagen auf das Alltagsgeschäft der Redaktionen. Um die Kompetenzen untereinander zu regeln, wurden in vielen Zeitungsverlagen Redaktionsstatute vereinbart.
Der Pressekodex verlangt eine Trennung von Redaktion und Anzeigenabteilung, damit nicht die Interessen der Anzeigenkunden mit einer unabhängigen Redaktion kollidieren. Das wird besonders bei Anzeigenblättern zunehmend problematisch, aber auch bei Zeitungen im Zuge der Medienkrise (Bsp. Journalist wird bei den Badischen Neuesten Nachrichten nach einer kritischen Berichterstattung über Lidl zwischenzeitlich gefeuert).
[Bearbeiten] Onlineredaktionen
Heute gibt es neben den klassischen Redaktionen auch die Onlineredaktionen. Jede überregionale Zeitung und wahrscheinlich alle Regionalzeitungen verfügen mittlerweile über ein eigenes Internetportal. Hierfür werden entweder die Artikel der aktuellen Ausgabe digitalisiert oder aber es gibt eine separate Onlineredaktion, die exklusiv für das Internetportal Beiträge, Artikel schreibt. Der Großteil der Lokal- und Regionalzeitungen hat die Betreuung der Internetseiten mittlerweile an die dpa-Tochter dpa-infocom übertragen, diese stellen Artikel von Hamburg aus auf die jeweiligen Sites. Natürlich müssen die Gegebenheiten des Internets hier berücksichtigt werden, das heißt die Artikel müssen schneller geschrieben werden. Die Homepage muss selbstverständlich ständig aktualisiert werden, Artikel oft umgeschrieben werden, die neusten Nachrichten und Ereignisse müssen kontinuierlich „eingestellt“ werden. Einerseits ist die permanente Aktualität, tags und nachts, ein großer Vorteil gegenüber einer Tageszeitung, deren Inhalte ja immer mindestens schon einige Stunden „alt“ sind; andererseits bedingt dies auch andere Voraussetzungen und Arbeitsweisen. Texte müssen kürzer und verlinkt werden. Onlineredakteure müssen über sehr viel mehr Computerkenntnisse und Internetkenntnisse verfügen als „normale“ Redakteure.
[Bearbeiten] Literatur
- Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen (Hrsg.): Fischer Lexikon. Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt 2000. ISBN 3596122600
- Schneider, Wolf; Raue, Paul-Josef: Das neue Handbuch des Journalismus. Hamburg 2003. ISBN 349961569X
[Bearbeiten] Siehe auch
- Editor und editieren, Copy editing (engl.), Edit
- Redaktionsmanagement
- Redakteur
- Chefredakteur
- Journalist
- Redaktionssystem
- Verlagslektor
- house style (engl.)