Regenwald
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Als Regenwald bezeichnet man ein weitgehend naturbelassenes Wald-Ökosystem, das durch ein besonders feuchtes Klima aufgrund von mehr als 2000 mm Niederschlag (im Jahresmittel) gekennzeichnet ist. Dabei unterscheidet man zwischen den Regenwäldern in den Tropen und den Regenwäldern der gemäßigten Breiten.
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Tropische Regenwälder
- Hauptartikel: Tropischer Regenwald
Immergrüne, tropische Regenwälder entstanden auf allen Kontinenten, auf beiden Seiten des Äquators bis ungefähr zum 10. Breitengrad, vor allem in Südamerika und Ozeanien aber auch deutlich darüber hinaus. Die größte zusammenhängende Fläche - zugleich mehr als die Hälfte der Gesamtfläche aller tropischen Regenwälder - befindet sich im Bereich des Amazonasbeckens. Weitere große Regenwälder weisen das Kongobecken und Indonesien auf.
Der Begriff tropischer Regenwald kennzeichnet ein Ökosystem, das eine Vielzahl an Wald-Typen umfasst: zum einen den Tiefland-Regenwald bis etwa 800 m Höhe, dann den Berg-Regenwald bis etwa 1500 m Höhe und schließlich dem Nebelwald jenseits von 2000 m Höhe. Gelegentlich werden in der Fachliteratur für bestimmte Regionen weitere Unterscheidungen vorgenommen, so zum Beispiel "Wolkenwald" für den Rücken der Nördlichen Küstenkordillere in Venezuela.
Regenwälder der gemäßigten Breiten
- Hauptartikel: Gemäßigter Regenwald
Gemäßigter Regenwald kommt vor allem an der Westküste Nordamerikas, in Chile sowie auf Tasmanien und Neuseeland vor. Die Abgrenzung zum tropischen Regenwald ist durch seine Lage in den gemäßigten Klimazonen gegeben.
Böden und Nährstoffkreislauf
Beiden Regenwaldtypen ist gemeinsam, dass der Boden aus relativ nährstoffarmer Roterde, Gelberde oder Latosol besteht (nur dünne Humus-Schicht) und sich nur bedingt zum Ackerbau eignet. Auch das unfruchtbare Tonmineral Kaolinit, welcher ausgewaschen wird, trägt hierzu bei. Im Regenwald herrscht vorwiegend eine chemische Verwitterung. Nach etwa 10 Jahren sind die von der ursprünglichen Vegetation befreiten Böden soweit ausgelaugt, dass sie nicht mehr nutzbar sind.
Immergrüne tropische Regenwälder konnten aufgrund der ganzjährigen Vegetationszeit ohne Jahreszeiten einen (fast) perfekten Kreislauf entwickeln. Sämtliche ehemals im Boden (oft wachsen tropische Regenwälder auf sog. Ferralsolen, benannt nach dem prägenden bodenbildenden Prozess der Ferralitisierung) vorhandenen Nährstoffe sind in die lebende Biomasse überführt worden, die Wälder stehen auf dem blanken Quarz uralter Böden (im Gegensatz zu durch Eiszeiten bedingten, jungen und nährstoffreichen Böden oder den borealen Nadelwäldern mit zunehmender Festlegung der Nährstoffe in toter Biomasse, die erst wieder durch Brände im nennenswerten Umfang mobilisiert werden). Die so genannten Mykorrhizen führen die Minerale zu den Bäumen und leben so mit ihnen in einer Symbiose, da die Bäume die Mineralien alleine nicht aufnehmen können, denn der Boden ist für sie nur eine physische Stabilitätsform.
80 % der Biomasse wird in der Kronenregion produziert, daher halten sich etwa 2/3 der Tiere in den Baumkronen, nur wenige auf dem Erdboden auf. Kennzeichnend für den Regenwald ist seine große Tier- und Pflanzenvielfalt. Vermutlich etwa 30 Millionen verschiedene Arten leben auf der Erde (nach Terry Edwin, Smithsonian Institution, 1982; 2003 noch immer nicht verifiziert und eher die Untergrenze). Die überwiegende Zahl im Regenwald, darunter verschiedene Säuger, Reptilien-, Amphibien-, Vogelarten und vor allem Insekten (insbesondere im Kronendach) weisen im tropischen Regenwald eine große Vielfalt (Diversität) an tierischem und auch pflanzlichem Leben auf; wobei eine Baumart oft nur mit 1-5 Exemplaren pro Hektar vorkommt. Die Blattschneiderameisen sind die seltenen Wanderer zwischen diesen beiden Welten.
Die herunterfallenden Blätter und Zweige sowie Tierkadaver werden durch das Klima sehr schnell wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt. Die Wurzeln der oft riesigen Urwaldbäume und anderer Pflanzen sind dicht unter der Oberfläche angesiedelt, um die dort anfallenden Nährstoffe wieder aufzunehmen.
Die Rodung von tropischen Regenwäldern führt zur irreversiblen Zerstörung. Durch Ausschwemmung geht der überwiegende Teil der Nährstoffe verloren. Auch werden fast mit jedem gefällten Baum unwiderruflich Pflanzen- und Tierarten ausgerottet (siehe Artenvielfalt). In diesem Zusammenhang wird unterschieden zwischen ursprünglichem, also Primärwald und Sekundärwald.
Dass der Kreislauf nur beinahe perfekt ist, zeigt sich an der natürlichen Degeneration von Regenwäldern im westlichen Südamerika (Kolumbien). Dort kommt es zum kreisförmigen Absterben des primären Regenwaldes mit der Ausbildung von Waldgesellschaften, die mit den Sekundärwäldern nach Rodung vergleichbar sind.
Artenvielfalt
Unter anderem durch die weitläufige Verteilung der einzelnen Baumarten entstand im immergrünen Regenwald ein auf der Erde einzigartiges Phänomen, das der größten Artenvielfalt. Nach Schätzungen befinden sich in immergrünen Regenwäldern 40-60 % aller auf der Erde lebenden Arten.
Gefährdung
Jährlich werden viele Quadratkilometer tropischen Regenwaldes abgeholzt, zum einen um auf den gerodeten Flächen Plantagenwirtschaft, Viehwirtschaft oder Ackerbau zu betreiben, zu einem Teil wird das geschlägerte Holz zur Produktion von Möbeln verwendet. Der größte Teil wird aber als billiges Bauholz genutzt oder zur Herstellung von billigem Kopierpapier verwendet. Zu diesem Zwecke wurden gerade in Südostasien (Malaysia, Indonesien) riesige Papierfabriken errichtet.
Auch durch Brandrodung werden große Flächen landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Hierdurch wird einerseits die Vegetation entfernt, durch die Brandrodung entsteht aber auch Asche, die Nährstoffe enthält. Dennoch können die gerodeten Flächen aber nur wenige Jahre landwirtschaftlich effektiv genutzt werden, da die Humusschicht des Bodens relativ dünn ist und dem Boden durch Ackerbau zu viele Nährstoffe entzogen werden, als dass er sich regenerieren könnte. Jährlich gehen 125.000 Quadratkilometer Tropenwald verloren, ein täglicher Verlust von ca. 34.000 Hektar, also einer Fläche so groß wie Bremen.
Bereits heute sind über 50 % aller Regenwälder verschwunden. Beispielsweise ist der Regenwald Brasiliens durch Brandrodung bedroht, was zu einem Großteil der von diesem Land erzeugten Treibhausgase führt. Allein von August 2003 bis August 2004 wurden in Brasilien 26.130 km² Regenwald vernichtet. Das entspricht fast der Fläche Brandenburgs.
Aufgrund fortgesetzten Raubbaus an den noch bestehenden tropischen Regenwäldern zum Zwecke der schnellen Gewinnung von billigem durch Brandrodung aschegedüngtes Ackerland oder Tropenhölzern ist der Fortbestand einer ungewissen Anzahl von biologischen Arten akut gefährdet, es besteht die Gefahr des Artensterbens.
Jede Art des Holzfällens bringt den Bau von Straßen durch den Wald mit sich, durch den bisher unerschlossene Gebiete zugänglich werden. Das führt zu weiteren Eingriffen etwa wie Wanderfeldbau. Wanderfeldbau (Englisch: "shifting cultivation") zählt durch Brandrodungen, mit denen Ackerland erschlossen wird, neben dem Holzeinschlag zu den stärksten Zerstörern des Regenwaldes. Da der Boden eines immergrünen Regenwaldes sehr nährstoffarm ist, reicht eine Ackerfläche nur für wenige Erntezyklen, danach muss eine neue Fläche erschlossen werden.
Selektiver Einschlag
Mit selektivem Einschlag wird das gezielte Fällen einzelner Bäume bezeichnet. Diese Form des Holzfällens soll einer Verarmung der Böden an Nährstoffen im immergrünen Regenwald entgegenwirken. Idealerweise wird die den Nutzbaum umgebende Fauna nicht dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen. Oft wird jedoch für den Abtransport der in der Regel sehr großen Bäume eine Schneise geschlagen, die dann an einer Straße endet. So haben Forscher bei der Analyse von Satellitenaufnahmen von rund zwei Millionen Quadratkilometern Regenwald aus den Jahren 1999 bis 2004 festgestellt, dass auch ein selektiver Einschlag oft zur kompletten Waldzerstörung führt. Rund ein Sechstel der beobachteten Gebiete sei bereits ein Jahr nach dem Beginn des selektiven Einschlags komplett entwaldet gewesen, nach vier Jahren schon knapp ein Drittel.
Verwendung der Holzarten
Mahagoni und Teakhölzer werden häufig im Außenbereich verwendet, da sie sehr witterungsbeständig sind. Für Musikinstrumente wird häufig Mahagoni, Palisander und Ebenholz verbaut (siehe auch Klangholz). Die Hölzer sind außerdem beliebt, weil sie aufgrund des Tageszeitenklimas keine Jahresringe haben.
Weitere Einsatzbereiche sind Küchenbrettchen, Einwegessstäbchen, Gartenmöbel und vor allem Papier.
Regenwaldschutz
Zahlreiche Organisationen und auch Privatpersonen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Regenwald zu schützen und dem Raubbau entgegenzuwirken. Ein Weg ist die Errichtung von Nationalparks, was unter anderem durch Spenden finanziert wird. Ein weiterer Schritt der seitens der Regierungen zum Teil bereits begangen wird sind stärkere Kontrollen, da ein Großteil der Abholzungen illegal geschieht.
Daneben haben sich auch Seiten im Internet aufgebaut, die Sponsoren für den Regenwald gefunden haben. Jeder Internetbenutzer kann so mit einem Klick einen kleinen Beitrag für den Regenwald leisten.
Unter anderem kann man aber auch auf teure Edelhölzer verzichten, da nur 5 % des Baumbestandes aus dem Regenwald verwendet werden. Der Rest wird fast gar nicht oder nur bedingt verwendet. Jeden Tag wird eine Fläche in der Größe von 5760 Fußballfeldern abgeholzt!
Eine andere Möglichkeit ist es, nur Holz mit FSC- oder PEFC-Zertifikat zu verwenden. Diese Zertifikate sollen sicherstellen, dass es sich um Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft handelt.
Der Regenwaldschutz ist auch aus weiteren Gründen sehr wichtig: Er gilt als die größte Apotheke der Welt. Bis jetzt ist aber nur ein kleiner Teil der dortigen Pflanzen auf ihren möglichen Einsatz als Heilmittel untersucht worden. Wenn das Brandroden und Abholzen in dem dramatischen Umfang wie bis jetzt fortgesetzt wird, dann gehen unweigerlich potentielle Naturheilstoffe verloren.
Siehe auch
Literatur
- Bärtels, Andreas (2002): Farbatlas Tropenpflanzen. ISBN 3-8001-3480-2
- Kurt G. Blüchel (Hrsg.) et al.: Tropischer Regenwald - Der Garten Eden darf nicht sterben. Herausgegeben von Blüchel und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V.. Pro-Terra-Bücher, München o.J.
- Geist, Helmut J. und Eric F. Lambin (2001): What Drives Tropical Deforestation? LUCC Report Series No. 4 (PDF)
- GEO Wissen, Nr. 25: Regenwald ISSN 0933-9736
- Regenwald Report, viermal jährlich erscheinende Zeitschrift zum Regenwald, herausgegeben von Rettet den Regenwald e.V.
- Hallé, F., D. Cleyet-Marrel, G. Ebersolt: Mit dem Luftschiff über den Wipfeln des Regenwaldes. ISBN 3894054530
(die erste Erforschung des Kronenwaldes im Dschungel der Tropen, vielfach in naturwissenschaftlichen TV-Sendungen gezeigt und von GEO berichtet) - Kuster, Reto (2002): Was kriecht und krabbelt in den Tropen? ISBN 3-8317-1079-1
Weblinks
Wiktionary: Regenwald – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Commons: Regenwald – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |