Rhin
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Der 125 Kilometer lange Rhin ist ein rechter Nebenfluss der Havel und mit der Einzugsgebietsgröße von 1.780 km² deren drittgrößter.
[Bearbeiten] Name
Der Rhin erhielt nach verbreiteter Meinung seinen Namen von Siedlern aus dem Niederrheingebiet im Zuge der Ostkolonisation im 12. Jahrhundert. Eine eigenständige germanische Bildung vom selben Wortstamm für "rinnen, fließen" kann aber nicht ausgeschlossen werden. Obwohl die Umgebung des Flusses einige Jahrhunderte lang von Slawen besiedelt war, ist ein slawischer Name nicht überliefert. Dagegen hat der Rhin am Oberlauf mehrere kleine Nebenflüsse, die ebenfalls Rhin heißen.
[Bearbeiten] Flusslauf
Der Fluss entspringt in Brandenburg im Landkreis Ostprignitz-Ruppin etwa 8,5 Kilometer westlich von Rheinsberg. Dort liegt seine Quelle am Südrand der Mecklenburgischen Seenplatte nur wenige hundert Meter westlich der kleinen Ansiedlung Wallitz. Von dort aus fließt der Rhin durch mehrere kleine und große Seen (Bramin-, Kagar-, Dollgow-, Schlaborn-, Rheinsberger- und Grienericksee) nach Rheinsberg. Dieser eher traditionellen Version stehen wissenschaftliche Forschungen entgegen, nach denen der Rhin im Twernsee, rund 12 Kilometer nordwestlich von Rheinsberg entspringt und über den Giesenschlagsee, Zootzensee und Tietzowsee seinen Weg nach Süden findet.
Südlich von Rheinsberg fließt er durch ein vielfach gewundenes Schmelzwasser- bzw. Urstromtal nach Süden und knickt bei der kleinen Ansiedlung Zippelsförde nach Nordwesten ab. Wenig später gelangt sein Wasser in den Zermützelsee und dann in Richtung Süden über den Tietzen- und Molchowsee bei Neuruppin in den Ruppiner See. Danach erreicht sein Wasser erst den Bützsee und danach das Rhinluch, wo er sich teilt. Der Ostabfluss geht völlig im Ruppiner Kanal auf. Der fast um 180 Grad nach Westen abknickende Arm erreicht nach 17 Kilometern Fehrbellin und etwa 40 Kilometer weiter westlich, über weite Strecken kanalisiert, den Gülper See, den er an seinem Westufer wieder verlässt. Nur wenige hundert Meter weiter westlich mündet er an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt in die Havel.
[Bearbeiten] Geologie und Hydrogeologie
Der Rhin benutzt an seinem Oberlauf (ab dem Giesenschlagsee) eine alte früheiszeitliche Rinne, die sich vom Woterfitzsee östlich der Müritz über eine Länge von 60 Kilometern bis ins Rhinluch erstreckt. Diese Rinne in einer meist hügligen Moränenlandschaft kann dafür verantwortlich gemacht werden, dass der wasserarme Rhin überhaupt seinen Unterlauf erreicht. Vor etwa 18.000 Jahren schufen nördlich von Neuruppin Schmelzwasserströme zwei tiefe Rinnentäler in südlicher und südöstlicher Richtung, die den Südteil des älteren Rinnentales mit Ablagerungen zuschwemmten. Nach Versiegen der Zuflüsse übernahm der Rhin diese Täler für seinen weiteren Verlauf, wodurch sich das zweimalige Abknicken des Flusslaufs erklären lässt. Südlich der Neuruppiner Seen wurde der Rhin zum Zwecke der Entwässerung der ihn umgebenden Luchlandschaften kanalisiert und ist als Wildfluss kaum noch nachweisbar. Die Verbindung zwischen Rhin und der Havel bei Oranienburg über den Kremmener Rhin und den Ruppiner Kanal ist nicht ursprünglich, sondern wurde im 18. Jahrhundert angelegt.