Rudolf Lehmann (Historiker)
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Rudolf Lehmann (* 16. September 1891 in Staßfurt; † 14. Januar 1984 in Marburg) war ein deutscher Historiker und Archivar.
Geboren als Sohn eines Volksschullehrers, siedelte er schon im Juli 1900 mit seinen Eltern nach Senftenberg über. Er besuchte 1904-11 das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Cottbus und begann, sich für die Niederlausitzer Heimatgeschichte zu interessieren. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in Leipzig, Heidelberg, München und Berlin wurde er 1917 mit einer Arbeit über „Die ältere Geschichte des Cisterzienserklosters Dobrilugk in der Lausitz“ bei Karl Hampe magna cum laude promoviert. Wegen eines Herzklappenfehlers blieb ihm der Kriegsdienst erspart - seinen Berufswunsch Archivar konnte er sich trotzdem nicht erfüllen, und so schließt sich eine pädagogische Ausbildung an. 1926 wurde er Studienrat am Reformrealgymnasium in Senftenberg. Bereits 1920 trat er in den Vorstand der „Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde“ ein, deren Vorsitzender er 1930 wurde und bis zur Auflösung 1945 blieb. Zum Jahresende 1946 wurde er aus dem Schuldienst entlassen.
Erst 1949 wurde er Archivleiter in Lübben. Er betrieb den Ausbau des alten Niederlausitzer Ständearchivs zu einem Landesarchiv. Wegen Publikationstätigkeit in Westdeutschland wurde er 1958 genötigt, seinen Beruf aufzugeben, und die gesamten historischen Bestände des von ihm aufgebauten Lübbener Landesarchiv wurden nach Potsdam überführt. Nach dem Mauerbau 1961 wurden wissenschaftliche Kontakte über die innerdeutsche Grenze immer schwerer, und als 1962 auch die Archivbibliothek nach Potsdam verbracht wurde, war an eine Weiterarbeit in Lübben nicht mehr zu denken. Er fasste den Entschluss, die DDR zu verlassen, und siedelte 1964 nach Marburg über. Dort konnte er noch mehrere große Projekte fertigstellen und zur Veröffentlichung bringen.
Seit 1921 war er mit der Cottbuser Lehrerin Erna Kieschke verheiratet, mit der er vier Kinder hatte.
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[Bearbeiten] Mitgliedschaften
- 1925 „Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin“ (auch deren Nachfolgeinstitutionen „Historische Kommission der Provinz Mark Brandenburg“ und „Historische Kommission zu Berlin“)
- 1939 „Sächsischen Kommission für Geschichte“
- 1959 „Berliner Historische Kommission“
- 1973 Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg, hier Ehrenmitglied seit dem 27. Mai 1984.
[Bearbeiten] Werke
- 1925 „Aus der Vergangenheit der Niederlausitz“
- 1927 „Bibliographie zur Geschichte der Niederlausitz“
- 1930 „Geschichte des Wendentums in der Niederlausitz bis 1815 im Rahmen der Landesgeschichte“
- 1937 „Geschichte des Markgraftums Niederlausitz“
- 1954 „Bibliographie zur Geschichte der Niederlausitz“ Band 2
- 1956 „Die Verhältnisse der niederlausitzischen Herrschafts- und Gutsbauern“
- 1957 „Quellen zur Lage der Privatbauern in der Niederlausitz im Zeitalter des Absolutismus“
- 1958 „Die Niederlausitz in den Tagen des Klassizismus, der Romantik und des Biedermeier“
- 1958 „Die Urkunden des Luckauer Stadtarchivs in Regesten“
- 1958 „Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Lübben/NL“
- 1963 „Geschichte der Niederlausitz“ (erweiterte Neuauflage der „Geschichte des Markgraftums Niederlausitz“)
- 1966 „Die Herrschaften in der Niederlausitz“
- 1968 „Urkundeninventar zur Geschichte der Niederlausitz bis 1400“
- 1968 Autobiographie Teil 1 „Vorfahren und Jugend. Erinnerungen eines Niederlausitzers“ (Privatdruck)
- 1970 Autobiographie Teil 2 „Lebensweg und Arbeitsgang. Rückblicke eines Niederlausitzers“ (Privatdruck)
- 1972-79 „Quellen zur Geschichte der Niederlausitz“ (3 Bände)
- 1974 „Untersuchungen zur Geschichte der kirchlichen Organisation und Verwaltung der Lausitz im Mittelalter“
- 1979 „Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz“ (2 Bände)
[Bearbeiten] Literatur
- Friedrich Beck (Hrsg.): Heimatkunde und Landesgeschichte. Zum 65. Geburtstag von Rudolf Lehmann, 1958
- Richard Moderhack: Rudolf Lehmann zum Gedächtnis, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, Band 120 (1984) S. 469-472
- Michael Gockel und Annerose Michel: Bibliographie Rudolf Lehmann 1916-1984, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, Band 120 (1984) S. 473-495
- Michael Gockel: In memoriam Rudolf Lehmann, in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, Band 35 (1984) S. 187-191 (mit einer Abbildung)
- Gerd Heinrich: Rudolf Lehmann zum Gedächtnis, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, Band 33 (1984) S. 583-584
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Lehmann, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker und Archivar |
GEBURTSDATUM | 16. September 1891 |
GEBURTSORT | Staßfurt |
STERBEDATUM | 14. Januar 1984 |
STERBEORT | Marburg |
Kategorien: Mann | Deutscher | Geboren 1891 | Gestorben 1984 | Historiker | Archivar