Rudolf von Bern

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Rudolf von Bern (* um 1290 in Bern; † 17. April 1294 in Bern) war ein kindliches Mordopfer, für dessen Tod nach dem antijüdischen Muster der Ritualmordlegenden die Berner Juden verantwortlich gemacht wurden. Rudolf wurde später als Märtyrer verehrt.

Darstellung des Mordes in der Berner Chronik von Diebold Schilling dem Älteren

Wegen des Gerüchts, Rudolf sei von Juden ermordert worden, kam es in Bern zu einem Pogrom, bei dem die Juden überfallen und ausgeplündert wurden. Dass dabei Blut floss, ist nicht eindeutig bezeugt. Obwohl die Behörden nicht an das Gerücht glaubten, sahen sie im Volkszorn eine Gelegenheit zur Tilgung von Schulden bei jüdischen Geldgebern. Man fällte einen Gemeindebeschluss, der die Juden für immer aus der Stadt vertrieb.

Die Verfolgten klagten beim römisch-deutschen König Adolf von Nassau, doch der durch diesen bestellte Ausschuss fällte einen Schiedsspruch zugunsten der Stadt Bern, wonach die Berner Juden ihre gesamten Guthaben verloren, alle bernischen Pfänder und Schuldbriefe verloren und zudem dem Schultheissen und der Stadt eine hohe Busse zahlen mussten. Die Akten zeigen, dass weder der König noch das Gericht an einen Ritualmord glaubten. Auch der Schultheiss in seiner Bussenquittung von 1294 und Adolfs Nachfolger Albrecht I. von Habsburg in seiner Urteilsbestätigung sprachen nur von einem "angeblichen" Mord. Die Beziehung zur Reichsstadt war den Herrschern aber offenbar wichtiger als diejenige zu ihren jüdischen "Kammerknechten".

An Rudolfs Grab in der Berner Leutkirche sollen sich Wunder ereignet haben. Als anstelle der Leutkirche das Berner Münster gebaut wurde, übertrug man die Gebeine in dessen Kreuzaltar; der Kult um den Knaben wurde jedoch nie offiziell bestätigt. Beim Bildersturm im Jahre 1529 entfernte man die Gebeine aus dem Münster und bestattete sie außerhalb der Kirche.

Ikonographisch wird Rudolf mit den Heiligenattributen Palme, Kreuz und Messer dargestellt; manchmal liegt er schwerverwundet am Boden.