Saint-Gilles (Gard)
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Saint-Gilles, zur offiziellen Unterscheidung vielfach auch Saint-Gilles-du-Gard genannt, ist eine französische Gemeinde im Département Gard in der Region Languedoc-Roussillon. Sie zählt zum Arrondissement von Nîmes und ist selbst Hauptort des gleichnamigen Kantons Canton de Saint-Gilles.
Der Ort hat auf einer Fläche von 153,73 km² etwa 11000 Einwohner (1999). Das Gemeindegebiet umfasst einen Großteil der Petite-Camargue und liegt westlich von Arles.
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[Bearbeiten] Name und Geschichte
Die Kirche und der Ort verdanken ihren Namen dem reichen Athener Kaufmann Aegidius († 721), der sich hier im 7. Jahrhundert als Eremit niederließ und das Kloster gründete. Er wurde später Saint Gilles genannt und zu einem der 14 Nothelfer erklärt. Die Legende besagt, er sei hier begraben.
Bei Baubeginn der romanischen Kirche im Jahr 1116 erlebte die Stadt ihre größte Blüte. Im 13. Jh. zählte sie 40.000 Einwohner.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Die Abteikirche Saint-Gilles ist mit der Historie des Ortes unmittelbar verknüpft. Sie wurde in den Jahren 1125 bis 1150 erbaut und gehörte zu einer benediktinischen Klosteranlage, die wegen des Grabes des Ortsgründers im Mittelalter eine bedeutende christliche Wallfahrtsstätte war. Die UNESCO nahm diese Kirche in die Liste des Weltkulturerbes auf.
[Bearbeiten] Geschichte der Abtei
Die Abtei erlebte unglückliche Zeiten. Im Jahr 1562 wurden im Zuge der Religionskriege die Mönche lebend in den Brunnen der Krypta geworfen, die Kirche verwüstet und in Brand gesteckt. 1622 wurde auch der Campanile abgerissen. Nur die Krypta und die Fassade blieben erhalten, allerdings wurde letztere während der Französischen Revolution weitgehend verstümmelt und erst später aus den erhaltenen Bruchstücken wieder zusammengesetzt. So enspricht der heutige Zustand dieser bedeutenden Anlage in vielen Teilen nicht mehr seinem Originalzustand. Daher erklärt sich der sehr unterschiedliche Erhaltungszustand der einzelnen Teile.
[Bearbeiten] Architektur und Plastik
St. Gilles besitzt gemeinam mit St. Trophime d'Arles eine der bedeutendsten romanischen Portalanlagen der Provence. Nach den Inschriften eines gewissen "Petrus Brunus" unter den Standbildern des Matthäus und des Bartholomäus wird sie auf die letzten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts, nach anderen Quellen auf die Jahre von 1125 bis 1150 datiert. Der Portalschmuck gilt als das reifste Beispiel romanischer Plastik in Süd-Frankreich.
Die Dreiportalanlage ist - wie jene von St. Trophime - von den in der Provence zahlreich vorhandenen antiken Triumphbögen inspiriert und dem Kirchenbau vorgesetzt. Und auch hier sind vor die Wand Freisäulen gestellt, zwischen denen sich in sogenannten Kastennischen vierzehn Standbilder von Aposteln und Engeln befinden. Allerdings deutet die Ausführung des Faltenwurfs darauf hin, dass mit den Standbildern verschiedene Künstler beschäftigt waren, die sich bereits von der Romanik gelöst hatten.
Das Tympanon des Mittelportales zeigt - abermals wie in St. Trophime - die Majestas Domini (im 17. Jahrhundert erneuert) umgeben von den Aposteltieren, die aber nur noch in Rudimenten erhalten sind. Im Bogenfeld des linken Portals ist die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt, im rechten die Kreuzigung (stark verstümmelt).
Auf dem linken Türsturz findet sich eine Darstellung des Einzuges in Jerusalem, auf dem mittleren die Szene des Abendmahls, auf dem rechten die Grablegung Christi. In gleicher Höhe sind zwischen den Portalen weitere Reliefs angeordnet, so dass ein Fries nach antikem Vorbild entstand, der dem Leben Christi geweiht ist.
Obwohl die Einzelszenen nur noch teilweise erhalten sind, lässt sich doch nachvollziehen, was generell für die Bildhauerkunst der mittelalterlichen Provence gilt. Sie ist gekennzeichnet durch eine große Fabulierfreude, die sich hier bei der Ausbreitung des Passionsgeschehens in allen Details entfaltet. Besonders anschaulich, lebendig und realistisch werden dabei die menschlichen Verhaltensweisen charakterisiert.
[Bearbeiten] Vorbild
Thorsten Droste beschreibt den Charakter der Portale in Die Provence (Köln, 1986, 41989, S. 208) wie folgt: „Auf die Fassade von St-Gilles übertragen bedeutet dieser Zusammenhang, dass wir hier nicht nur formal die für die Romanik der Provence bezeichnende Antikennähe erleben, sondern dass die Fassade darüber hinaus in einem inhaltlichen Sinne als Abbild der königlichen Heimstatt des Erlösers, des Himmlischen Jerusalems, die Übersetzung antiken Geistes in christliche Gedanken darstellt. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Bildprogramm eine tiefere Dimension. Der Architrav, der sich über die ganze Fassade hinzieht, schildert szenenreich die Passion Christi. Es beginnt mit dem Einzug in Jerusalem ganz links und endet mit der Erscheinung Christi vor den Jüngern.“
Diese Portalanlage wurde in Manhattan wieder aufgegriffen und zwar für die Fassade der St Bartholomew’s Church von 1919.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
Saint-Gilles war der Geburtsort von :
- Papst Clemens IV. († 1268)
- Georges-Jean Arnaud (* 1928), Schriftsteller.
[Bearbeiten] Weblinks
- Abteikirche St. Gilles-du-Gard - Geschichte und Photos bei art-roman.net (französisch)
- Abteikirche St. Gilles-du-Gard - umfassende Photodokumentation der Portalanlage
Koordinaten: 43° 41' N, 4° 26' O