Schlacht bei Kadesch
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Schlacht von Kadesch zwischen den Ägyptern und den Hethitern fand im fünften Regierungsjahr des Pharaos Ramses II., 1274 v. Chr. bei der Festung Kadesch am Fluss Orontes (im westlichen Syrien, nahe der heutigen syrisch-libanesischen Grenze) statt. Sie ist nach der Schlacht bei Megiddo, die Thutmosis III. 1468 v. Chr. führte, die zweite bekannte größere Schlacht der ägyptischen antiken Weltgeschichte.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vorgeschichte
Der erste Kontakt zwischen Ägyptern und Hethitern fand schon in der Blütezeit der ägyptischen 18. Dynastie während der Regierungszeit des Pharaos Thutmosis IV. statt. Unter Echnaton pflegten die beiden Völker gute diplomatische Beziehungen. Davon zeugen die sogenannten Amarna-Briefe.
Auch in der Folgezeit lebten beide Völker friedlich nebeneinander. Erst als fast zur selben Zeit ein Thronwechsel in beiden Reichen erfolgte, kam es zu Spannungen. Sethos I. übernahm von seinem Vater Ramses I. den Pharaonenthron, und im Hethiterreich folgte Muwatalli II. auf seinen Vater Mursili II.. Das hethitische Streben nach einer Erweiterung seiner Einflusssphäre führte zu Feldzügen in den syrischen Raum, wo sie den Vasallenstaat Amurru und die Stadt Kadesch einnahmen. Die Ägypter reagierten umgehend. In seinem fünften Regierungsjahr zog Sethos I. mit einem großen Heer gegen die Hethiter und eroberte Kadesch zurück. Doch kaum hatte er das Land verlassen, geriet Kadesch wieder unter hethitischen Einfluss. Da die Hethiter aber nicht weiter in Richtung Ägypten vorrückten, gehen die Ägyptologen von einem stillschweigenden Übereinkommen der beiden Herrscher aus, das einem Nichtangriffspakt gleichkam.
Erst unter Ramses II., dem Sohn des Sethos I., erhoben sich die palästinensischen Stadtstaaten gegen die ägyptische Oberherrschaft, so dass er sich genötigt sah, die alten Machtverhältnisse wieder herzustellen. Dabei nahm die Stadt Kadesch eine besondere Schlüsselstellung ein.
[Bearbeiten] Die Gegner
In dieser Schlacht standen sich Ramses II. und der hethitische König Muwatalli zum ersten und einzigen Mal gegenüber. Für diese Schlacht stellte Ramses die größte Armee auf, die es nach heutiger Kenntnis in Ägypten bis dahin gegeben hatte. Sie bestand aus Streitwagen und Fußtruppen. Die leichten Streitwagen waren jeweils mit zwei Soldaten besetzt. Insgesamt bestand die Armee aus ca. 20.000 Mann in vier Divisionen (Gefechtseinheiten gemischter Truppen). Diese wurden nach den ägyptischen Hauptgöttern Amun, Re, Ptah und Seth benannt. Die Hauptbewaffnung bestand aus Kompositbogen mit einer effektiven Reichweite von 90 m und Hiebwaffen aus Bronze.
Die hethitische Armee bestand aus ca. 37.000 Mann, vornehmlich Fußtruppen. Dazu kamen noch 2.500 bis 3.500 Streitwagen. Sie waren im Vergleich mit den ägyptischen Wagen schwerer und unbeweglicher. Das zeigte sich zum Beispiel auch darin, dass sie mit drei Mann besetzt waren. Die Hethiter verwendeten bereits erste Hiebwaffen aus Eisen.
Auf beiden Seiten kämpften viele Söldnertruppen.
[Bearbeiten] Der Schlachtverlauf
Ramses II. ließ sein Heer quer durch die Wüste Richtung Totes Meer marschieren. Sie sollten am Oberlauf des Orontes die Stadt und Festung Kadesch angreifen, wo Ramses das Heer der Hethiter vermutete. Eine zweite Armee wurde auf Schiffe verladen. Sie sollte nördlich von Byblos an Land gehen und dann landeinwärts ebenfalls Richtung Kadesch vorstoßen. Die Seearmee diente hauptsächlich als Sicherung des Nachschubs für die Hauptarmee, bei der sich auch der Pharao selbst mit seiner Leibgarde aufhielt.
Das strategische Konzept war offensichtlich: Ramses wollte die Hethiter in einer Zangenbewegung vernichten. Jedoch beging Ramses hierbei einen schwerwiegenden taktischen Fehler: Er ließ seine Truppen mit einem Abstand von zehn Kilometern marschieren, was bei der geringen Beweglichkeit der ägyptischen Truppen einen ganzen Tagesmarsch ausmachte. Außerdem überquerten die Truppen zu unterschiedlichen Zeiten den Orontes und Ramses unterließ es, Aufklärungstruppen zur Überprüfung des Geländes voranzuschicken.
Die ägyptischen Soldaten griffen zwei verkleidete Männer auf, die erzählten, dass das Heer der Hethiter sich noch weit außerhalb der Region befinden würde. Wegen dieser Aussage wartete Ramses nicht auf seine restlichen Truppen und überquerte mit der ersten Division Amun allein den Orontes, um vor Kadesch sein Lager aufzuschlagen.
Kurz darauf wurden zwei hethitische Spione entdeckt, die den Ägyptern gestanden, dass die beiden Beduinen auch Spione waren und die Einheiten von König Muwatalli sich nordöstlich schon unmittelbar hinter Kadesch aufhielten. Per Boten wurden die anderen Divisionen beauftragt, ihren Vormarsch zu beschleunigen.
Die erste Division, einschließlich des Pharaos, hatte den Orontes bereits überquert und näherte sich Kadesch. Die zweite Division war dabei, den Fluss zu überqueren, doch die dritte und vierte Division lagen noch vor dem Orontes.
Plötzlich brachen 1.000 hethitische Kampfwagen mit je vier bis fünf Mann Besatzung über die zweite Division herein. Sie wurde an einer Furt völlig überraschend angegriffen und in kürzester Zeit vernichtet. Das Ergebnis dieses Gefechts war nun eine klaffende Lücke von 20 km zwischen der ersten Division mit dem Pharao und den beiden letzten Divisionen. Außerdem lag noch der mächtige Fluss Orontes zwischen ihnen. Ramses II. blieb nichts anderes übrig, als mit seiner ersten Division auf einen Hügel zu flüchten. Dort errichtete sie ein befestigtes Lager, doch die hethitische Armee schaffte es durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit, die erste Division fast komplett aufzureiben.
Nur durch viel Glück gelang es dem Pharao mit seiner verbliebenen Leibgarde, einer Gefangennahme durch die Hethither zu entgehen. Die beiden hinteren Divisionen, endlich durch die Boten benachrichtigt, nahmen noch Flüchtlinge der zweiten Division auf und bliesen zum Rückzug. Dank der zuvor auf Schiffe verladenen Armee, die zur Verstärkung des Landheeres anrückte, konnte Ramses das verlorene Land zurückerobern und die Hethiter in die Flucht schlagen.
[Bearbeiten] Die Folgen der Schlacht
Beide Seiten hatten hohe Verluste erlitten und das umkämpfte Gebiet blieb unter hethitischem Einfluss. In einem weiteren Feldzug einige Jahre später holte sich Ramses II. die verlorenen Gebiete bis nördlich von Kadesch zurück, ohne auf hethitischen Widerstand zu stoßen. Im Hethiterreich herrschten zu dieser Zeit innerpolitische Wirren.
1259 v. Chr. wurde der erste bekannte Friedensvertrag (Ägyptisch-Hethitischer Friedensvertrag) unterzeichnet. Er ist der älteste erhaltene Friedensvertrag und befindet sich heute im UNO-Gebäude.
Statt weiterhin Kriege zu führen, begann Ramses II. nun eine rege Bautätigkeit. Das Hethiterreich brach kaum ein Jahrhundert später zusammen. Gleichzeitig wurden Syrien und Palästina von den "Seevölkern" (unter ihnen die Philister) erobert, was auch Ägypten schwächte.
[Bearbeiten] Zeugnisse der Schlacht
In vielen Inschriften im Tempel von Karnak, Luxor und in Abu Simbel hat Ramses II. den Schlachtverlauf aus seiner Sicht verewigen lassen. Natürlich war die Schlacht in seiner Darstellung ein großer Sieg für die Ägypter und wurde zu Propagandazwecken noch ausgeschmückt, aber ergänzt durch einige hethitische Quellen kann der Schlachtverlauf relativ gut nachvollzogen werden.
[Bearbeiten] Weblinks
- ZDF-Video: Die Schlacht bei Kadesch
- ancient-cultures.com - Schlacht von Kadesch (dt.)
- Qadesh - Eine historische Schlacht und das moderne militärische Führungsverfahren
[Bearbeiten] Siehe auch