Schlacht um Tunesien
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Die Schlacht um Tunesien wurde im Zweiten Weltkrieg von Februar bis Mai 1943 zwischen den Alliierten und den deutsch-italienischen Achsenmächten ausgetragen.
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[Bearbeiten] Hintergrund
Nach der Niederlage der Achsenmächte bei El Alamein (November 1942) und der Landung alliierter Truppen in Marokko und Algerien (Operation Torch) zogen sich die deutschen und italienischen Verbände nach Tunesien zurück, um dort sowohl dem anglo-amerikanischen Vormarsch aus dem Westen, als auch der aus Libyen vorrückenden 8. britischen Armee Montgomerys zu begegnen. Anfang Februar 1943 besetzte die 1. italienische Armee unter General Giovanni Messe den südlichen Teil Tunesiens und insbesondere die an der tunesisch-libyschen Grenze gelegene Mareth-Linie. Diese Linie hatte Frankreich zwischen 1936 und 1940 militärisch ausgebaut, um seine Kolonie Tunesien gegenüber der italienischen Kolonialmacht in Libyen zu schützen. In der Mitte und im Norden des Landes befand sich die 5. deutsche Armee unter General Hans-Jürgen von Arnim, die vorwiegend die aus Westen kommenden Anglo-Amerikaner bekämpfen sollte. Die beiden Armeen der Achsenmächte bildeten die Heeresgruppe Afrika unter Rommel.
[Bearbeiten] Kasserine-Pass
Als die britische 8. Armee ihren Vormarsch an der Mareth-Linie wegen Nachschubproblemen vorübergehend einstellte, griff Rommel umgehend die alliierten Angriffsspitzen im Westen an. Nach Rommels Planungen sollte der Angriff an der Nahtstelle zwischen britischen und amerikanischen Verbänden durchgeführt werden, mit dem Ziel, über den Kasserine-Pass auf Tebessa vorzustossen, um dann in der algerischen Ebene die alliierten Verbände zu umfassen, die die 5. Panzerarmee von Arnims bedrohten. Die 5. Armee sollte ihrerseits in Richtung Sidi Bou Zid und Bir El Hafey vorstoßen ("Operation Frühlingswind"), die deutsch-italienische Panzerarmee auf Gafsa ("Operation Morgenluft"). Am 14. Februar griffen die 10. und die 21. Panzerdivision Sidi Bou Zid an und zerstörten dort innerhalb weniger Stunden etwa 50 amerikanische Panzer. Ein amerikanischer Gegenangriff im Raum von Gafsa scheiterte am folgenden Tag an deutschen 88mm-Flugabwehrgeschützen und Panzerverbänden, wobei etwa 100 weitere US-Panzer vernichtet wurden und 1.400 Amerikaner in Gefangenschaft gerieten. Am 20. Februar nahmen Verbände der 10. und 15. Panzerdivision sowie italienische Bersaglieri den Kasserine-Pass nach schweren Kämpfen ein. In diesem entscheidenden Moment trafen von Arnims Panzer (21. Panzerdivision) zu spät ein. Das unzureichende Ineinandergreifen der Angriffe Rommels und von Arnims gaben den Alliierten die Gelegenheit, sich von den Rückschlägen am Kasserine-Pass zu erholen und mit Verstärkungen einen Gegenangriff zu starten. Rommel musste sich in dieser Lage zurückziehen, um der völligen Vernichtung zu entgehen. Am 25. Februar nahmen die Alliierten den Pass wieder ein. Bei diesen Kämpfen fielen 10.000 alliierte Soldaten (6.500 des II. US-Korps). Deutsche und Italiener verloren demgegenüber nur 2.000 Mann.
[Bearbeiten] Medenine und Mareth
Nach den Kämpfen am Kasserine-Pass konzentrierte sich Rommel wieder auf die Mareth-Linie. An dieser 35 Kilometer langen Verteidigungslinie zwischen den Matmata-Bergen und dem Meer standen Anfang März 1943 vier deutsche Divisionen (90. leichte Division, 15. Panzerdivision, 21. Panzerdivision, 164. Infanteriedivision, dazu die Fallschirmjägerbrigade Ramcke) und fünf italienische Divisionen (Panzerdivision "Centauro", motorisierte Division "Trieste", Infanteriedivisionen "Pistoia" und "La Spezia", Schwarzhemden-Division "Giovani Fascisti"). Mit der "Operation Capri" sollten die alliierten Kräfte zwischen Medenine und der Mareth-Linie vernichtet werden, doch diese Pläne waren den Briten dank ihres Ultra Secret genauestens bekannt. Am frühen Morgen des 6. März griffen die drei deutschen Panzerdivisionen die britischen Stellungen an. Der geplante Vormarsch auf Medenine scheiterte an den von den Briten hier konzentrierten 400 Panzern und 500 Panzerabwehrkanonen. Nach 11 Stunden hatte Rommel 50 seiner insgesamt 150 Panzer verloren und stellte den Angriff ein. Einige Tage danach fand man bei einem gefangenen britischen Unteroffizier eine Karte, auf der der geplante deutsche Angriff genau eingezeichnet war (Datumsangabe: 4. März).
Am 15. März stand die 1. italienische Armee (Messe) in folgender Aufstellung an der Mareth-Linie:
- XX. Korps (Gen. Orlando)
- Schwarzhemden-Division "Giovani Fascisti" (Gen. Sozzani)
- Motorisierte Division "Trieste" (Gen. La Ferla)
- 90. Leichte Division (Gen. Sponeck)
- XXI. Korps (Gen. Berardi)
- Infanteriedivision "La Spezia" (Gen. Pizzolato)
- Infanteriedivision "Pistoia" (Gen. Falugi)
- 164. Leichte Division (Gen. Liebenstein)
- Sahara-Verband (Gen. Mannerini)
Im Raum Gafsa befand sich die Panzerdivision "Centauro" (Gen. Calvi di Bergolo).
Montogmerys 8. Armee bestand aus nachstehenden Verbänden:
- XXX.Korps (u.a. 50. Division)
- X. Korps (1. und 7. Panzerdivision)
- Neuseeländisches Korps
- 8. Panzerbrigade
- Französischer Verband des Generals Leclerc.
Im Südwesten stand das II. US-Korps des Generals George Patton, der auf Gafsa vorstossen sollte.
Am 16. März griffen die Alliierten sowohl im Süden als auch im Westen an. Die Verbände der 8. britischen Armee versuchten an der Mareth-Linie im Raum des Wadis Zig-Zaou einen Durchbruch. Obwohl 620 britische gegen nur 91 italienische Panzer zum Einsatz kamen, scheiterte der Angriff des XXX. Britischen Korps am italienischen Widerstand. Der Vormarsch von Pattons II. Korps biss sich 12 Tage an der italienischen Panzerdivision "Centauro" fest, die bei diesen Kämpfen fast völlig aufgerieben wurde. Ein alliierter Versuch (neuseeländische, französische und amerikanische Verbände), die italienische 1. Armee von der 5. deutschen Armee zu trennen, scheiterte bei El Hamma unter schweren Verlusten.
Die Briten nahmen die Mareth-Linie erst am 26. März 1943 ein, nachdem sich von Arnim und Messe dazu entschlossen hatten, ihre Verbände auf die Akarit-Linie (15km nördlich von Gabès) zurück zu nehmen. Der Rückzug erfolgte unter schweren alliierten Bombardements. Mehrere Tausend Italiener gerieten dabei in Gefangenschaft, weil sie ohne Transportmittel zurückgelassen wurden.
[Bearbeiten] Akarit
Der alliierte Angriff auf die deutsch-italienischen Stellungen beim Wadi Akarit begannen in der Nacht vom 5. zum 6. April 1943 mit einer massiven Artillerievorbereitung. Danach griff Montgomery mit 500 Panzern an, denen nur mehr etwa 20 Panzer der 15. Panzerdivision gegenüber standen. Die schweren Kämpfe bei Akarit endeten nach enormen Verlusten bereits nach einem Tag. Danach zog sich die 1. italienische Armee auf die 250km nördlich gelegene Linie Enfidaville-Mansour zurück.
[Bearbeiten] Enfidaville
Dieser deutsch-italienische Rückzug war am 13. April abgeschlossen. Die Verbände (Divisionen hatte nur noch die Stärke von Brigaden oder Regimentern) standen entlang der nördlich von Enfidaville gelegenen Hügel, von denen der Garci und der Takrouna besondere Bedeutung hatten. Die 1. Armee setzte sich zu diesem Zeitpunkt folgendermaßen zusammen:
- XX. Korps
- 90. Leichte Division
- Division "Giovani Fascisti"
- Division "Trieste"
- XXI. Korps
- Division "Pistoia"
- 164. Leichte Division
Die 15. Panzerdivision mit ihren verbliebenen 15 Panzern wurde zusammen mit den Resten der Panzerdivision "Centauro" in Reserve gehalten.
Die Kämpfe bei Enfidaville begannen am 19. April wiederum mit einer massiven Artillerievorbereitung. Auf dem Takrouna wehrte das 1. Bataillon des 66. italienischen Infanterieregiments "Trieste" zusammen mit Einheiten des deutschen Panzergrenadierregiments 47 mehrere Angriffe weit überlegener alliierter Verbände ab. Erst nach tagelangen verlustreichen Kämpfen gelang es den Alliierten diesen strategisch wichtigen Hügel einzunehmen (im britischen Rundfunk rechtfertigte man damals die schweren Verluste damit, dass Italien auf dem Takrouna seine besten Soldaten eingesetzt habe). Am 22. April sowie am 27. und 29. April scheiterten alliierte Angriffe an der Küste an den Divisionen "Giovani Fascisti" und "Trieste", auf dem Gerbi an der Division "Pistoia".
[Bearbeiten] Massicault
Im Nordwesten begann der Angriff der 1. britischen Armee am 22. April. Südlich von Goubellat griff das IX. Korps mit zwei Panzerdivisionen und einer Infanteriedivision an, weiter nördlich das V. Korps mit zwei Divisionen. Diese Verbände versuchten fünf Tage lang vergeblich, entlang des Medjerda-Flusses auf Massicault vorzustoßen. Dennoch eroberten die Alliierten andere wichtige Positionen, die für die späteren Kämpfe von besonderer Bedeutung sein sollten. Südlich des britischen Sektors besetzte das XIX. französische Korps den Mt. Fkirine, etwas weiter nördlich arbeitete sich das II. Korps ab dem 23. April auf Mateur vor. Die Amerikaner zwangen die deutschen Verbände nach und nach zum Rückzug. Der entscheidende Angriff erfolgte am 6. Mai. Das IX. Korps trug hierbei entlang der Straße Madjez-Tunis die Hauptlast. Am 6. Mai flogen die alliierten Luftstreitkräfte 2.500 Einsätze, die stark geschwächten Luftstreitkräfte der Achsenmächte brachten es auf 60 Einsätze. Nachdem die beiden Panzerdivisionen des IX. Korps Massicault erreicht hatten, stießen sie sofort weiter in Richtung Tunis vor, um sich dann anschließend von Norden aus mit amerikanischen Kräften zu vereinigen, die in ihrem Abschnitt am 7. Mai ebenfalls durchgebrochen waren und u.a. Bizerta erobert hatten. Auf Grund dieser Operationen wurden drei deutsche Divisionen eingekreist, die sich am 9. Mai ergaben.
Nachdem die alliierten Verbände Tunis und Bizerta eingenommen hatten, konnten sich Italiener und Deutsche nur noch auf Cap Bon und bei Enfidaville halten. Enfidaville wurde am 9. Mai auch von Norden aus angegriffen.
Am 11. Mai legten die deutschen Soldaten der 5. Armee die Waffen nieder, die italienischen Verbände der Armee (5. und 10. Bersaglieri-Regiment, San-Marco-Regiment) kämpften ganz im Norden noch bis zur letzten Patrone. Am 13. Mai 1943 um 12.30 stellte auch Giovanni Messes 1. Armee das Feuer ein.
[Bearbeiten] Folgen
275.000 deutsche und italienische Soldaten gingen nach der Kapitulation der Achsenmächte in Nordafrika in Gefangenschaft. In Italien war man sich der anstehenden Niederlage allgemein bewusst. In Tunesien hatten die italienischen Streitkräfte ihr Letztes hergegeben, danach war ihre Moral gebrochen (Operation Husky). Bereits zwei Monate nach dem Verlust Nordafrikas wurde Mussolini vom Großrat des Faschismus seines Amts enthoben, woraufhin in Italien die der Achse feindlich gesinnten Kreise die Oberhand gewannen und das Land aus dem Bündnis mit Hitler-Deutschland herauslösten.