Schwingspiegel
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Der Schwingspiegel (auch: Rückschwingspiegel) ist der typische und auch namensgebende Bestandteil einer einäugigen Spiegelreflexkamera. Dieser ist im Kameragehäuse in einem Winkel von 45 Grad zur optischen Achse angeordnet und ermöglicht dem Benutzer die Motiv-Vorschau durch das gleiche Objektiv, mit dem auch die spätere Aufnahme entsteht.
[Bearbeiten] Funktion
Das mit der Kamera eingefangene Motiv wird vom Schwingspiegel meist senkrecht nach oben, bei einigen Modellen auch seitlich auf die Einstellscheibe in der Kamera reflektiert, von wo aus es dann über ein Spiegel- oder Prismensystem in das Sucherokular gelangt.
Bei der Aufnahme klappt der Spiegel für die Dauer der Verschlusszeit nach oben oder zur Seite und gibt den Weg zur Bildebene frei (bei herkömmlichen Kameras den Film, bei einer Digitalkamera den Bildsensor). Der Sucher ist für die Dauer der Belichtung vom hochgeklappten Spiegel verschlossen.
Höherwertige Kameras bieten die Möglichkeit einer Spiegelvorauslösung (SVA). Diese Einstellung soll bei Langzeitbelichtungen Verwackelungsunschärfen durch den Spiegelschlag vermeiden. Bei dieser Funktion wird der Spiegel manuell oder automatisch mit zeitlichem Abstand vor dem Öffnen des Verschlussvorhangs betätigt. Einige ältere Kameramodelle ermöglichen ein manuelles Arretieren des Schwingspiegels in der oberen Position, um spezielle Objektive, insbesondere ältere Weitwinkelkonstruktionen, die zu weit in das Kameragehäuse hineinragen, verwenden zu können.
[Bearbeiten] Geschichte
Das Spiegelreflexprinzip als solches ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt, Kameras, die danach arbeiten seit dem 19. Jahrhundert. Der Schwingspiegel wird jedoch erst seit 1936 in der Serienproduktion eingesetzt. Bei den frühen Ausführungen dieser Technik bleibt der Spiegel nach der Auslösung hochgeklappt, der Sucher bleibt dunkel. Der Spiegel wird manuell oder mit dem Filmtransport bzw. mit dem Verschlußaufzug gekuppelt wieder heruntergeklappt. 1939 wird in der Praktiflex erstmals ein mit dem Auslöseknopf gekoppelter Rückstellspiegel verwirklicht, 1954 setzt Pentax dann den heute üblichen Rückschwingspiegel, der unmittelbar nach dem Ablauf des Verschlusses wieder den Sucher freigibt, erstmals in einer Serienkamera ein.
Digitale Mini- und Kompaktkameras zeigen auf dem elektronischen Sucher ebenfalls exakt den Bildausschnitt an, den das Objektiv erzeugt, verfügen aber über keinen Spiegelmechanismus, sondern nutzen direkt den Aufnahmesensor. Damit haben sie insbesondere bei Verwendung schwenkbarer Displays gegenüber den Digital-Spiegelreflexkameras (DSLR) in einigen Aufnahmesituationen Handhabungsvorteile, wie beispielsweise bei Aufnahmen in Bodennähe. Auch können Fehlbelichtungen, die durch Überschreitung des Kontrastumfangs des Aufnahmesensors entstehen, schon vor der Aufnahme entdeckt werden. Es gibt allerdings auch bei digitalen Spiegelreflexkameras Modelle, die mit Hilfe eines halbdurchlässigen Spiegels ein Live-Vorschau auf dem Display erzeugen. Nachteil der Live-Vorschau ist der erhöhte Stromverbrauch, der einerseits zu einer vergleichsweise kurzen Betriebszeit mit einer Akkuladung führt und der den Aufnahmesensor erwärmt, was das Bildrauschen verstärkt.
- Siehe auch: Funktionsweise einer Spiegelreflexkamera