Stettiner Bahnhof
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
![Lage des Stettiner Bahnhofs in der Oranienburger Vorstadt, Berlin 1884](../../../upload/thumb/b/b0/Stettiner_Bahnhof.png/180px-Stettiner_Bahnhof.png)
Der Stettiner Bahnhof war einer von sieben Berliner Kopfbahnhöfen. Bis 1952 war er Ausgangspunkt der Bahnstrecke in das Pommersche Stettin. Er liegt im Norden der Innenstadt an der Invalidenstraße in Mitte.
Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird er als BNB geführt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Der Fernbahnhof
Ab 1. August 1842 fuhren von hier die Züge der Stettiner Bahn in Richtung Eberswalde, Angermünde, Stettin und in den Folgejahren darüber hinaus nach Pommern. Nach 1851 verkehrte eine Verbindungsbahn zwischen den Berliner Kopfbahnhöfen Hamburger Bahnhof, Potsdamer Bahnhof, Anhalter Bahnhof und Frankfurter Bahnhof (später: Schlesischer Bahnhof) auf Straßenniveau überwiegend als Güterbahn, die nach 1870 wieder abgerissen werden musste, da sie den anwachsenden Straßenverkehr störte.
In dieser Zeit wurde der Aus- und Umbau des Stettiner Bahnhofs in Angriff genommen, da die Anlagen dem stark anwachsenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gerecht wurden. Ende 1876 konnte der Bahnhofsneubau seiner Bestimmung übergeben werden, 1903 folgte eine Erweiterung um drei kleine Hallen am östlichen Rand für den Fernverkehr.
1950 benannte die DDR den Bahnhof in Nordbahnhof um. Nach der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze sollte der Namensbezug zu der nun in Polen liegenden ehemaligen Pommerschen Hafenstadt vermieden werden. Ursprünglich trug der an der Eberswalder Straße damals in West-Berlin liegende Güterbahnhof der Nordbahn den Namen Nordbahnhof, der seither auch als Eberswalder Güterbahnhof bezeichnet wurde. Auch der Schlesische Bahnhof wurde damals in Ostbahnhof umbenannt.
Zwei Jahre später, am 18. Mai 1952 wurde der Fernbahnhof, sowohl wegen der Kriegszerstörungen als auch wegen der geographischen Lage der Abgangsstrecke (die Gleise führten vom Bahnhof zuerst über den West-Berliner Bahnhof Gesundbrunnen, bevor an der Grenze zwischen Wedding und Pankow wieder das Ost-Berliner Stadtgebiet erreicht wurde), stillgelegt. Hintergrund war, dass die DDR ab 1. Juni 1952 West-Berlinern den freien Zugang ihres Territoriums untersagt hatte. Drei Jahre später entschied man sich für die Beseitigung des Gebäudes; 1962 wurden die Abrissarbeiten abgeschlossen.
[Bearbeiten] Der Vorortbahnhof
Ab 1897 fuhr auch die Vorortbahn von hier aus über Gesundbrunnen nach Pankow. Hierfür war neben dem Stettiner Fernbahnhof ein eigenes kleineres Empfangsgebäude, der Stettiner Vorortbahnhof (auch Kleiner Stettiner genannt) errichtet worden. Am 8. August 1924 verließ von hier aus dann der erste elektrisch betriebene S-Bahnzug den Vorortbahnhof in Richtung Bernau.
Nach dem Bau des Nord-Süd-Tunnels und eines eigenen Empfangsgebäudes auf der rechten Seite des Fernbahnhofs durch den Reichsbahnarchitekten Richard Brademann verlor der Vorortbahnhof am 27. Juli 1936 seine Funktion und wurde geschlossen. Das Empfangsgebäude des Kleinen Stettiner Vorortbahnhofs an der Zinnowitzer Straße hat Krieg und DDR-Zeit fast unbeschadet überstanden. Es harrt einer neuen Nutzung.
[Bearbeiten] S-Bahnhof
Der neue S-Bahnhof wurde unterirdisch nach dem Entwurf des Reichsbahnoberrats Lüttich neben dem Fernbahnhof erbaut. Er war der erste Bahnhof des Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn, der weiter nach Süden Richtung Friedrichstraße und Unter den Linden führte.
Wegen des Umsteigeverkehrs zu den Fernzügen als auch aus betrieblichen Gründen (der Bahnhof befindet sich am nördlichen Tunnelende) wurde der Bahnhof in 1½-facher Tiefe viergleisig mit zwei Richtungsbahnsteigen angelegt. Nördlich und südlich der Bahnsteige schließt je eine Kehranlage an. Nordwestlich des Bahnhofs wurde eine unterirdische Betriebswerkstatt erbaut.
Die beiden Mittelbahnsteige sind je 157 m lang und maximal 10,5 m breit. Die Bahnsteige sind durch Treppen mit den über den Gleisen gebauten unterirdischen Quergängen verbunden, die früher unter den Fernbahnsteigen weiterführten; über dem nördlichen Bahnsteigende entstand ein Tunnel zur Gepäckabfertigung, der jeweils mit einem Aufzug mit den Bahnsteigen verbunden ist. Als Haupteingang des Bahnhofs wurde ein relativ geräumiger Pavillon erbaut.
Für die unterirdische Bahnsteighalle wurde die Berliner Bauweise eingesetzt. Die mit elfenbeinfarbenen Fliesen verkleidete Halle ist durch drei rot verkleidete Stützenreihen in vier Schiffe gegliedert, wobei die äußeren Stützenreihen die Bahnsteigachsen besetzen und die innere Reihe zwischen den Gleisen steht. Die Stützenkapitel beziehungsweise Fußpunkte sind durch Rücksprünge der Verkleidung abstrakt angedeutet. Die Doppel-T-Träger der Decke wurden farbig betont. Obwohl der Bahnhof bereits unter der nationalsozialistischen Herrschaft entworfen wurde, ist die Stilistik des schlicht und sachlich gehaltenen Innenraums durchaus der Moderne anzurechnen.
Der Tunnelbahnhof war während der Teilung Berlins gesperrt, und wurde zu einem so genannten Geisterbahnhof, den die S-Bahnen ohne Halt durchfuhren.
[Bearbeiten] Nach der Wiedervereinigung
Kurz nach der Wiederöffnung des Nordbahnhofes am 1. September 1990 musste der Nord-Süd-Tunnel auf Grund umfangreicher Sanierungsmaßnahmen geschlossen werden. Nach fast einem Jahr Bauzeit konnte der Tunnel und der unterirdische Nordbahnhof am 1. März 1992 wiedereröffnet werden.
Nach der Wiederinbetriebnahme wurden auch die Zugänge des unterirdischen Nordbahnhofs nach und nach wieder geöffnet. Der Bahnhof wurde denkmalgerecht saniert und durch einen hellen Aufzugs- und Fahrradabstellraum erweitert. Als letztes Bauwerk wurde im Mai 2006 der ehemalige nördliche Bahnsteigzugang in leicht expressionistischer Formensprache Richard Brademanns an der neuen Straßenbahnhaltestelle wiedereröffnet.
Seit 2005 arbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Stettiner Vorortbahnhofs mehr als 2.000 Mitarbeiter der Deutsche Bahn AG in den neu errichteten Bürobauten des Stettiner Carrées Mitte.
Im Zusammenhang mit der Neuanlage einer Straßenbahnhaltestelle ließ die Berliner Senatsverwaltung 2006 den Bahnhofsvorplatz neu gestalten. Zwischen alten Bahngleisen, die in das neue Pflaster flächenbündig eingelassen wurden, sind viele der ehemals durch die Stettiner Bahn erreichbaren Ostseestädte Pommerns mit ihren Namen in der Platzfläche auffindbar.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X Band B: Anlagen für den Verkehr (2) Fernverkehr. Berlin (West) 1984. ISBN 3-433-00945-7
- Jürgen Meyer-Kronthaler, Wolfgang Kramer Berlins S-Bahnhöfe: Ein dreiviertel Jahrhundert. Berlin-Brandenburg 1999. ISBN 3-930863-60-X
Potsdamer Bahnhof | Anhalter Bahnhof | Görlitzer Bahnhof | Schlesischer Bahnhof | Wriezener Bahnhof | Alter Ostbahnhof | Alter Nordbahnhof | Stettiner Bahnhof | Hamburger Bahnhof | Lehrter Bahnhof
Koordinaten: 52° 31' 55" N, 13° 23' 16" O