Hamburger Bahnhof
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Der Hamburger Bahnhof in Berlin wurde 1846–47 als Endbahnhof der Berlin-Hamburger Bahn nach Plänen von deren Direktor Georg Ernst Friedrich Neuhaus in spätklassizistischem Stil erbaut. Er ist der einzige heute noch erhaltene Berliner Kopfbahnhof aus dieser Zeit, wird aber heute nicht mehr als Bahnhof benutzt. Zugleich ist er eines der ältesten Bahnhofsgebäude Deutschlands. Es befindet sich nordöstlich des Hauptbahnhofs (des ehemaligen Lehrter Bahnhofs) an der Invalidenstraße im Stadtteil Berlin-Moabit in unmittelbarer Nähe zur Charité und gehört der Immobiliengesellschaft Vivico. Im Hamburger Bahnhof befindet sich heute das Museum für Gegenwart; im Umfeld wurden mittlerweile zahlreiche andere kulturelle Nutzungen angesiedelt.
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[Bearbeiten] Bauabschnitte
Der Hamburger Bahnhof wurde als Kopfbahnhof im Stil des Klassizismus nach Plänen von Friedrich Neuhaus und Ferdinand Wilhelm Holz in den Jahren 1846-47 erbaut. Der Hamburger Bahnhof besaß zwei hohe Rundbogentore als Durchfahrten für die Lokomotiven, die auf einer Drehscheibe vor dem Gebäude umgesetzt wurden.
Ab dem Jahre 1851 nahm die Verbindungsbahn zwischen dem Stettiner Bahnhof und dem Hamburger Bahnhof sowie den weiteren Kopfbahnhöfen Potsdamer Bahnhof, Anhalter Bahnhof bis zum Frankfurter Bahnhof (später: Schlesischer Bahnhof) den Betrieb auf.
1870 erfolgte der Einbau einer Schiebebühne zum Umsetzen der Loks, wodurch die Tore überflüssig wurden. Im gleichen Jahr wurde die auf Straßenebene verkehrende Verbindungsbahn abgerissen, da sie zum Verkehrshindernis geworden war.
In den Jahren von 1911 bis 1916 wurden zwei Flügel zur Straße hin angebaut, wodurch der heutige Ehrenhof entstand.
In den Jahren 1990 bis 1996 erfolgte der bisher letzte Umbau bzw. die Erweiterung nach Plänen von Josef Paul Kleihues für das "Museum für Gegenwart". Von Kleihues stammt der rechts der großen Halle gelegene Erweiterungsbau mit einer Länge von 80 Metern.
[Bearbeiten] Geschichte
Im Jahre 1841 wurde der Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Hamburg per Staatsvertrag beschlossen. Fünf Jahre später, am 15. Oktober 1846, fand die Jungfernfahrt nach Hamburg statt. Der Bahnhof war damals noch im Bau, so dass aus einem Güterschuppen heraus gestartet wurde. Beim Bau des Bahnhofs musste der moorige Baugrund durch Sand aufgeschüttet und der Spreekanal nach Norden verlegt werden. Im gleichen Zuge mit der Entstehung des Schienennetzes wurde bis 1859 der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und der Humboldthafen angelegt. Hierdurch sollte die Anbindung des Schienennetzes an das Wassernetz verbessert werden. Die Fertigstellung des Bahnhofs wurde im Jahre 1847 gefeiert.
Am 14. Oktober 1884 wurde der Bahnhof nach nur 37 Jahren Betriebszeit stillgelegt, da der nahe gelegene Lehrter Bahnhof nun den Reiseverkehr in Richtung Hamburg bediente. Der Vorplatz wurde umgestaltet und die geschlossene Hallensüdseite erhielt eine Freitreppe. Das hinter dem Bahnhof gelegene Güterbahngelände wurde allerdings als Ableger des Lehrter Güterbahnhofs noch bis in die 1980er Jahre betrieben. Insbesondere seit auf dem Lehrter Güterbahngelände der Westberliner Containerbahnhof des Hamburger- und Lehrter Güterbahnhofes errichtet wurde, der für den Container-Warenumschlag mit zwei großen Portalkränen ausgestattet war. Auf dem Gelände des Hamburger Güterbahnhofes siedelten etliche Speditionsfirmen, die auch noch nach der Stilllegung dieses Teiles des Hamburger- und Lehrter Güterbahnhofs zum Teil bis heute in Betrieb blieben.
Am 14. Dezember 1906 wurde in dem Bahnhofshauptgebäude das Königliches Bau- und Verkehrsmuseum später Verkehrs- und Baumuseum (auch „Lokomotivenmuseum“ genannt) eröffnet. In einer vereinten Sammlung sollten industrielle und technische Entwicklungen gezeigt werden. Die Sammlung sollte auch den Beamten, Studierenden und Fachleuten Gelegenheit zum Lernen und zur Weiterbildung geben. Es ist somit ein Vorläufer des heutigen Technikmuseums in Berlin. Das Museum erwies sich von Anfang an als Publikumsmagnet. Da die Sammlung weiter wuchs, errichtete man 1909 bis 1911 den zweigeschossigen linken Flügelbau. Der Zwillingsflügel auf der rechten Seite folgte in den Jahren 1914 bis 1916.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1944 stark beschädigt, große Teile der Sammlung blieben jedoch erhalten, von der großen 1:43-Modellbahn blieb nichts übrig. Nach dem Krieg wurde es – wie alle Bahnanlagen – der im sowjetischen Sektor ansässigen Deutschen Reichsbahn übertragen, obwohl es im englischen Sektor Berlins direkt an der Grenzlinie an der Sandkrugbrücke lag. Das Gebäude wurde abgesperrt und nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Engagierte Reichsbahner versuchten jedoch, Bauwerk und Exponate so gut es ging zu erhalten. Die Deutsche Reichsbahn konnte bzw. wollte mit dem Gelände nichts anfangen, waren doch ihre Rechte im Westteil der Stadt Berlin aufgrund alliierter Festlegungen auf Transportaufgaben beschränkt.
Als 1984 die BVG die Betriebsrechte an den in West-Berlin gelegenen S-Bahn-Strecken übernahm, wurde der Hamburger Bahnhof an den Senat von Berlin übergeben. Nach ersten Sicherungsarbeiten konnte er kurze Zeit besichtigt werden. Danach erfolgte eine grundlegende Sanierung. Ab 1987 fanden dort diverse Ausstellungen statt.
Die Ausstellungsstücke des Verkehrs- und Baumuseums wurden vom Museum für Gegenwart an das Verkehrsmuseum Dresden und das Deutsche Technikmuseum Berlin übergeben und sind heute dort zu besichtigen.
[Bearbeiten] Museum für Gegenwart
Mitte der Achtziger bot der Berliner Baumagnat Erich Marx an, der Stadt seine Privatsammlung zur Verfügung zu stellen. Daraufhin entschied der Berliner Senat 1987, in dem ehemaligen Bahnhof ein Museum für Gegenwartskunst einzurichten. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erklärte sich bereit, die Trägerschaft zu übernehmen. Ein Wettbewerb zum Umbau des Bahnhofs wurde vom Senat 1989 ausgeschrieben, er wurde vom Architekten Josef Paul Kleihues gewonnen. Im November 1996 erfolgte die Neueröffnung. Seither ist hier das Museum für Gegenwart - Berlin untergebracht.
Es sind Werke unter anderem von Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Roy Lichtenstein, Richard Long, Andy Warhol und Bernd Koberling ausgestellt. Auch Teile der Sammlungen der Neuen Nationalgalerie sind in das Museum für Gegenwart ausgelagert worden. Zudem macht das Museum durch wechselnde Ausstellungen auf sich aufmerksam. Seit 2004 wird beispielsweise die Kunstsammlung von Friedrich Christian Flick in mehreren Abschnitten gezeigt, voraussichtlich bis zum Jahr 2010.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Berliner Bahnhof (Hamburg) - das „Gegenstück“ am anderen Ende der Strecke war von 1857 bis 1903 in Betrieb.
[Bearbeiten] Literatur
- Christine Gräfin Brühl: Der Hamburger Bahnhof in Berlin. Kai Homilius, Berlin 1997, 2003. ISBN 3-931121-52-6
- Cornelia Dörries: Der Hamburger Bahnhof. Berlin Edition, Berlin 2000. ISBN 3814800281
[Bearbeiten] Weblinks
- Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart
- Hamburger Bahnhof Museumsführung
- Museum für Gegenwart Berlin
- Gebäudeeigentümer Vivico Real Estate GmbH
Koordinaten: 52° 31' 42" N, 13° 22' 20" O
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