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Sticken

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sticken ist eine textile Technik, bei der ein Trägermaterial (Stoff oder Leder) mittels Durchziehen oder Aufnähen von Fäden verziert wird. Es gibt eine Vielzahl von Sticktechniken.

Eine Sonderform ist die Federkielstickerei.

Bestickter Stoff mit dem Alphabet aus dem 19. Jh.
Bestickter Stoff mit dem Alphabet aus dem 19. Jh.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte der Stickerei

19. Jahrhundert
19. Jahrhundert

Von den Chinesen von alters her gepflegt, war die Stickerei auch den alten Indern und Ägyptern bekannt. Diese gingen in ihren verzierenden Zeichnungen noch nicht über geometrische Figuren hinaus, wogegen die Assyrer zuerst Tier- und Menschengestalten auf ihren glatt anschließenden Kleidern und Vorhängen zur Darstellung brachten. Von ihnen lernten die Griechen und von diesen die Römer, welche die Stickerei phrygische Arbeit nannten. Im Mittelalter wurde sie in den Klöstern im Dienste des Kultus für geistliche Gewänder und Altarbekleidung (Paramente) gepflegt.

Ihre Arbeiten wurden vom 11. Jahrhundert an von arabischen Kunstanstalten übertroffen. Seltene Beispiele, wie ein deutscher Kaiserkrönungsmantel, zeugen noch heute von der Höhe der damaligen Stickereikunst. Mit der geistigen Bildung kam auch die Kunst des Stickens in weltliche Hände. Erst in England, später aber in Burgund erreichte sie im 14. Jahrhundert die höchste Ausbildung und ist seitdem langsam bis auf unsre Zeit ganz in Verfall geraten, wo auch sie an der allgemeinen Hebung des Kunstgewerbes ihren Anteil erhielt und jetzt eine verständnisvolle Pflege, zum Teil durch größere Ateliers (Bessert-Nettelbeck in Berlin), findet.

Die Stickerei verziert nicht nur, sondern sie bedeckt oft den ihr zu Grunde gelegten Stoff ganz; man könnte danach Weiß- und Buntstickerei unterscheiden, wenngleich auch bei der letzteren zuweilen der Grund frei stehen bleibt.

[Bearbeiten] Buntstickerei

15. Jahrhundert
15. Jahrhundert

Die Buntstickerei kann entweder auf einen dichten Grund, auf Leinwand, Tuch, Seide, Leder, oder auf einen eigens dazu gefertigten, siebartig durchlöcherten Stoff, Kanevas, aus Hanf, Leinen, Baumwolle, auch Seide aufgesetzt sein. Auf Kanevas werden hauptsächlich der gewöhnliche Kreuzstich und seine Abarten (Gobelinstich, Webstich) ausgeführt sowie der sehr feine Petitpoint-Stich, welcher sehr zarte, mosaikartige Bildnerei ermöglicht. Weniger mühsam als der letztere, aber besser als der Kreuzstich zur figürlichen Darstellung geeignet ist der Plattstich, mit dem die mittelalterlichen Arbeiten fast durchgängig auf dichtem Grund gefertigt sind. Während der Petitpoint-Stich nur mit Seidenfäden hergestellt wird, verwendet man für die anderen Sticharten gewöhnlich gefärbte Wolle, wenn auch bei ihnen Seide, Goldfäden und sogar zeitweise mit eingenähte Perlen nicht ausgeschlossen sind. Andre Arten der Stickerei sind: der Kettenstich, bei welchem jeder Stich doppelt gemacht wird, indem der Faden von unten nach oben und durch dasselbe Loch wieder zurückgeht, so eine Schleife bildend, durch welche er, nachdem er durch ein neues Loch wieder nach oben gekommen, gezogen wird; der Steppstich, bei welchem auf der unteren Seite des Stoffes ein langer Stich gemacht wird, auf der oberen Seite um die Hälfte der Ausdehnung desselben wieder zurückgegriffen wird, so dass auf der unteren Seite jeder Stich doppelt so lang ist wie oben; in umgekehrter Anwendung entsteht der Stielstich. Noch andre Arten des Stichs (Flechtenstich, Doppelstich, Gitterstich, maurischer, spanischer Stich) sind bei Lipperheide, Muster altitalienischer Leinenstickerei (Berl. 1881-85, 2 Bde.), beschrieben.

Die Art der im Mittelalter hochberühmten Goldstickerei, die so wunderbare Wirkung hervorbrachte, wie man sie noch an den in Wien aufbewahrten so genannten burgundischen Gewändern aus dem 15. Jahrhundert sieht, ist technisch sehr von der unsrigen verschieden. Während jetzt die Goldfäden wie andre Fäden behandelt werden, legte man sie früher parallel nebeneinander und nähte sie mit Überfangstichen fest. Auf den so erst gebildeten Grund wurde nun mit Plattstich die eigentliche Stickerei gesetzt, durch welche das Gold hindurchschimmerte (Reliefstickerei). Die heutige Gold- und Silber-Kannetillestickerei nähert sich schon der Perlenstickerei. Dieses reihenweise Aufnähen billiger Glasperlen hat dadurch, dass es den Grundstoff schwer und unbiegsam macht, viel zum Verfall der Kunst beigetragen. Für den künstlerischen Wert ist allemal die Vorzeichnung des Musters wichtig, die jetzt selten die Erfindung des Verfertigers einer Stickerei ist. Die Herstellung der Muster ist dagegen zum besondern Industriezweig der Dessinateure oder Musterzeichner geworden. Eine eigne Art der Stickerei ist noch das Tamburieren, das nicht mit der Nähnadel, sondern mit dem Häkelhaken geschieht, wie auf den Handrücken feiner Glaceehandschuhe. Ferner werden jetzt feine Lederwaren, namentlich in Amerika, sehr zart durch auf der Nähmaschine hergestellten Steppstich verziert.

[Bearbeiten] Weißstickerei

Die Weißstickerei, abgesehen von der Namenstickerei, dem Zeichnen der Wäsche, beschränkt sich auf Verzierung der Wäsche und des Tischzeugs in Leinwand oder Baumwolle (deshalb auch Leinenstickerei genannt). In der so genannten französischen Weißstickerei herrscht mehr der Plattstich, in der englischen der durchbrochene Arbeit liefernde Bindlochstich vor; doch kommen bei beiden noch der Languettenstich und verschiedene Phantasiestiche zur Anwendung. Die venezianische Weißstickerei, bei der stellenweise der Grund nach der Arbeit entfernt wird, so dass die durchbrochenen Stellen durch feine Fadenverschlingungen gefüllt werden, streift schon nahe an die Spitzennäherei. Die Weißstickerei ist im westlichen Europa mehr Sache der Industrie; in Deutschland wird sie im sächsischen Vogtland, namentlich in Plauen (Vorläufer der Plauener Spitze), und den angrenzenden Gegenden des Erzgebirges und des in Bayern gelegenen Oberfranken und zwar in ausgedehntester Weise mit Stickmaschinen (siehe dort) betrieben. Die traditionelle Form dieser aufwändigen Handarbeit wird in Deutschland auch heute noch im Bereich der Schwalm in Nordhessen betrieben. Das Zentrum der deutschen Maschinenstickerei ist seit 1890 die Stadt Plauen und Umgebung, welche durch die Plauener Spitze bekannt wurde.

[Bearbeiten] Techniken

[Bearbeiten] Kreuzstich

Bei dieser Technik werden kleine Kreuze auf einen zählbaren Stoff gestickt. Dabei wird zuerst ein schräger Stich gemacht, dann darüber ein zweiter in einem Winkel von 90 Grad dazu. Stickt man mehrere Kreuze in einer Reihe, so stickt man erst alle unteren Stiche nebeneinander und dann die oberen Stich in einer Rückreihe darüber.

Für diese Technik ist es sinnvoll, einen Stoff zu benutzen, der grob gewebt ist und zählbare Fäden aufweist.

Siehe auch: Kreuzstich

[Bearbeiten] Bargello

Florentiner Stickerei


[Bearbeiten] Gobelin

Im Gegensatz zur Wirktechnik, die Farbflächen durch Einlegen verschiedenfarbiger Schussfäden in die gespannten Kettfäden entstehen lässt, werden beim Gobelin-Sticken die Fadenkreuze des Trägermaterials mit farbigem Stickgarn diagonal überstickt. Der Charakter des Bildes wird bestimmt durch das geschickte stichweise Zusammensetzen mit wenigen Farbtönen. Für Wandbilder, für Kissen und andere dekorative Handarbeiten wird in der Regel spezielles Stramingewebe mit Tapisserie-Stickgarn aus reiner Schurwolle bestickt. Im Fachhandel gibt es speziell zusammengestellte Stickpackungen, die sowohl den Stramin, auf dem das Bildmotiv bereits aufgedruckt sein kann, als auch das Stickgarn enthalten. Gobelin-Stich: Mit der sehr einfachen, auch halber Kreuzstich genannten, Sticktechnik wird das Motivfeld auf dem Trägermaterial vollständig bestickt, mit immer in der gleichen Richtung verlaufenden diagonalen Überspannungen der Fadenkreuze. Die Qualität der fertigen Handarbeit zeigt sich in der Gleichmäßigkeit der Stiche, die das Trägermaterial vollständig überdecken.

[Bearbeiten] Gigliuccio

Siehe Artikel : Gigliuccio

[Bearbeiten] Nadelmalerei

Mit Nadelmalerei bezeichnet man das Sticken nach einem vorgezeichneten Bild. Durch verschiedene Sticharten, vor allem den Plattstich, wird das Bild mit Garn nachgezogen oder verfüllt.

[Bearbeiten] Ajour-Stickerei

Unter Ajourstickerei versteht man eine Stickerei, bei der mit einem Faden locker gewebte Stofffäden zusammengezogen werden, dabei entstehen Durchbrüche. Die Ränder müssen nicht versäubert werden, da die Durchbrüche nur durch das Zusammenziehen der Fäden erreicht werden. Mit unterschiedlichen Stichvariation erreicht man unterschiedliche Arten von Durchbrüchen, die dann noch mit weiteren Spitzenstichen gefüllt werden können. Berühmte Beispiele dieser Stickerei waren die Dresdner Spitze und die Ayrshire Stickerei aus Schottland.

Klassische Stickereien wurden nur in Weiß gestickt.

[Bearbeiten] Richelieu

Richelieu ist eine Stickerei, mit der man durch schöne Kanten und Löcher wunderbare Muster gestalten kann. Dabei wird mit Festonstich (auch Languetten- oder Schlingstich genannt) die Kantenlinie oder der Lochrand dick nachgestickt. Daraufhin kann der Stoff unter der Kante des Festonstichs an der Außenkante oder im Loch vorsichtig weggeschnitten werden. Diese Stickerei wurde nach Kardinal Richelieu genannt, der sie als billigeren Ersatz für die aufwändige Nadelspitze einführen ließ.

[Bearbeiten] Hardanger

Hardanger-Sticktechnik ist eine spezielle Durchbruchsticktechnik

[Bearbeiten] Hilfsmittel

[Bearbeiten] Garn

Zum Sticken benutzt man spezielle Garne. Die gebräuchlisten sind Sticktwist und Perlgarn. Sticktwist ist 6fädig und lässt sich für feine Stickereien auch in dünnere Stränge zerteilen. Perlgarn ist unteilbar, dafür ist es glänzend und hat eine glattere Oberfläche. Aber auch andere Materialien kann man versticken, zum Beispiel Seidenfäden, Wolle oder Nähgarn.

[Bearbeiten] Nadeln

Sticknadeln sind etwas größer als gewöhnliche Nähnadeln und haben ein breiteres Öhr. Es gibt sie mit runder Spitze für zählbare Gewebe und mit spitzer Spitze für feinere Stoffe. Außerdem gibt es verschiedene Größen. Je feiner der Stoff, desto kleiner sollte auch die verwendete Nadel sein.

[Bearbeiten] Stoff

Je nach der angewandten Technik gibt es verschiedene Stoffe, die sich zum Sticken eignen. Für Kreuzstich sollte der Stoff zählbar sein, für Nadelmalerei ist dies dagegen nicht nötig. Zählbare Stoffe sind unter anderem Aida-Stoff, Stramin oder Leinen. Sehr ungeeignet für jede Art von Stickerei sind dagegen Stretchstoffe.

[Bearbeiten] Stickrahmen

Um den Stoff durch die Stickerei nicht zusammenzuziehen und um Verzerrungen im Muster zu vermeiden, spannt man den Stoff straff in einen Stickrahmen. Diese sind in der Regel rund und bestehen aus einem inneren und einem äußeren Ring, zwischen die der Stoff gelegt wird.

[Bearbeiten] Sichthilfen

Gerade für feine Stickerei ist es hilfreich, eine an einem schwenkbaren Arm befestigte Lupe zu benutzen. Solche Lupen gibt es auch mit integrierter Lampe. Bei schlechtem Licht sind solche Sichthilfen sehr zu empfehlen!

[Bearbeiten] Literatur

Die bei den Artikeln Handarbeiten und Spitzen angeführte Literatur, insbesondere die Musterbücher von H. Sibmacher (dazu noch: Kreuzstichmuster, 36 Tafeln der Ausgabe von 1604, Berl. 1885), und Drahan, Stickmuster (Wien 1873); "Original-Stickmuster der Renaissance" (2. Aufl., daf. 1880); Lessing, Muster altdeutscher Leinenstickerei (3 Sammlungen, Berl.); Teschendorff, Kreuzstichmuster für Leinenstickerei (das. 1878-83, 2 Hefte); Wendler, Stickmuster nach Motiven aus dem 16. Jahrhundert in Farben gesetzt (das. 1881); H. Schulze, Mustersammlung alter Leinenstickerei (Leipz. 1887); Fröhlich: Neue farbige Kreuzstichmuster (Berl. 1888), Neue Borden (das. 1888), Allerlei Gedanken in Vorlagen für das Besticken und Bemalen unsrer Geräte (das. l888).

Als jüngste Werke mit zahlreichen historischen und aktuellen Stickmustern:
Rettenbacher, Franziska, Karl & Georg: Goldstickerei. Ein Bilder- und Werkbuch. Band I - Goldhauben und verwandte Trachtenhauben. München, Simbach a. Inn: GuTverlag, 2003 [2.Aufl.];
Diess. : Goldstickerei. Ein Bilder- und Werkbuch. Band II - Riegelhauben, Kranl, Schmuck und Taschen. München, Simbach a. Inn: GuTverlag, 2005

Die wissenschaftlich fundierte Standardliteratur "Stickerei" ist: --> Friedrich Schöner, "Stickerei"- Fachbuch der Hand- und Maschinenstickerei, VEB Fachbuchverlag Leipzig 1963 --> Friedrich Schöner/Klaus Freier, Stickereitechniken"- Fachbuch der Hand- und Maschinenstickerei, VEB Fachbuchverlag Leipzig 1982

[Bearbeiten] Links

[Bearbeiten] Wikipedia

Kantillen

[Bearbeiten] Web

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