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Vogtland - Wikipedia

Vogtland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Vogtland bezeichnet eine Region im Vierländereck der deutschen Freistaaten Sachsen, Thüringen und Bayern und dem Egerland in Tschechien. Der Name leitet sich davon ab, dass diese Gebiete einst durch die Vögte von Weida, Gera und Plauen verwaltet wurden. Über die Richtigkeit des Begriffes „Böhmisches Vogtland“ streiten die Historiker. Tatsache ist, dass der böhmische König sich des ihm im Jahr 1322 von Ludwig dem Bayern verpfändeten Egerlands begeben und den Vögten zur Verwaltung überlassen hatte.

Lage des Vogtlandes in Deutschland

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Die Landschaft des Vogtlandes wirkt durch Felder, Wiesen und bewaldete Hügelkuppen recht idyllisch. Im Süden und Südosten steigt das Vogtland zum Mittelgebirge an. Diese Gegend nennt man das Obere Vogtland. Hier überwiegt der Nadelwald (Fichten, meist in Monokultur). Der höchste Berg des Vogtlandes ist der Schneehübel (974 m) an der Grenze zum Erzgebirge. Bekannter und markanter sind jedoch der Aschberg bei Klingenthal (936 m) und der Schneckenstein (883 m).

Das nördlichere Hügelland wird durchschnitten von einigen Flusstälern (250 m ü. NN). So entspringen im Vogtland Weiße Elster, Zwickauer Mulde und Göltzsch. Des Weiteren durchzieht die Saale das Bayerische und das Thüringische Vogtland. Zur Überquerung der Täler wurden für Eisenbahn und Straßenverkehr mächtige Brücken gebaut. Besonderen Ruhm erlangten dabei die Göltzschtalbrücke, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt und deren „kleine Schwester“, die Elstertalbrücke. Beide sind Eisenbahnbrücken der Strecke Nürnberg–Dresden. Neben den Straßenbrücken der Autobahn A 72 bei Hof (Saale), bei Pirk (Weiße Elster) und bei Weißensand (Göltzsch) kommt der Friedensbrücke in Plauen eine besondere Bedeutung zu: Es ist die größte Steinbogenbrücke Europas. Auch existieren etliche Talsperren im Vogtland. Bekannt als Erholungsgebiete sind Talsperre Pöhl (Trieb, ein Nebenfluss der Weißen Elster), Talsperre Pirk (Weiße Elster), Bleilochtalsperre (Saale), Untreusee u. a.

An das Vogtland grenzen Frankenwald, Erzgebirge, Thüringer Schiefergebirge und Fichtelgebirge. Das sächsische Vogtland gehört in seinem südöstlichen Teil dem Naturpark Erzgebirge/Vogtland an. Das Vogtland ist ein Teil der Euregio Egrensis, eines Vereins mit Arbeitsgemeinschaften in Bayern, Sachsen, Thüringen und Tschechien.

Der Begriff Vogtland steht im allgemeinen Sprachgebrauch in der Regel als Synonym für das sächsische Vogtland in den politischen Grenzen des Vogtlandkreises.

Das Vogtland gilt als eine der vulkanisch aktivsten Zonen in Mitteleuropa. Anzeichen dafür sind Schwarmbeben, heiße Quellen und Gasaustritte. Die Quellen mit heilsamer Wirkung haben die Kurorte Bad Elster und Bad Brambach mit der stärksten Radiummineralquelle der Welt aufblühen lassen. Mit Marienbad, Franzensbad und Karlsbad auf der tschechisch-böhmischen Seite bilden die beiden sächsischen Staatsbäder das sogenannte „Bäderfünfeck“.

[Bearbeiten] Wichtige Städte im Vogtland

Sächsisches Vogtland – (Sachsen)
Plauen (Verwaltungssitz des Vogtlandkreises; Kreisfreie Stadt; größte Stadt des Vogtlands), Reichenbach, Auerbach, Lengenfeld, Elsterberg, Falkenstein, Klingenthal, Oelsnitz, Bad Brambach, Bad Elster, Adorf, Schöneck, Treuen, Mylau und Markneukirchen
Thüringisches Vogtland – (Thüringen)
Greiz (Verwaltungssitz des Landkreis Greiz), Zeulenroda-Triebes, Hohenleuben, Berga, Ronneburg, Auma, Münchenbernsdorf, Schleiz und Weida
Bayerisches Vogtland – (Bayern)
Hof, Selb, Schönwald und Rehau in Oberfranken
Böhmisches Vogtland – (Böhmen, Tschechien)
(Asch), Cheb (Eger), Luby (Schönbach), Hranice u Aše (Roßbach)

[Bearbeiten] Geschichte

Land der Vögte

Der Landschaftsname Vogtland (früher auch Voigtland, terra advocatorum) geht auf die im 11. bis zum 16. Jahrhundert hier herrschenden Vögte von Weida, Gera und Plauen zurück. Im 12. Jahrhundert setzte Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur Sicherung seiner Herrschaft die ersten Vögte als Verwalter seiner östlichen Reichswaldgebiete ein, nachdem er Heinrich von Weida aus der Ministerialität Herzog Heinrich des Löwen übernommen hatte. Diese hatten ihren Stammsitz auf der Osterburg in Weida, weshalb Weida häufig auch als Wiege des Vogtlandes bezeichnet wird. Zu den weiteren Privilegien der Vögte gehörte das 1232 durch Friedrich II. verliehene Berg- und Münzregal.

Wegen der zu Beginn des 14. Jahrhunderts erwachsenden Machtansprüche der Markgrafen von Meißen unterwarf sich Heinrich von Plauen 1327 der Lehnsherrschaft der Böhmischen Krone, davon blieb lediglich die Herrschaft Voigtsberg ausgenommen, die als Reichslehn verblieb. 1349 unterstellte sein gleichnamiger Sohn Heinrich auch Voigtsberg der böhmischen Lehnshoheit; damit war das gesamte Vogtland zum Reichsafterlehn geworden. 1357 erfolgte ein Gebietsaustausch mit der Markgrafschaft Meißen, wobei u.a. Wiedersberg, Liebau, Adorf, Pausa, Neuenkirchen und Hirschberg meißnisch wurden und statt dessen Borna, Geithain und Kohren an den Vogt gingen. Der Tausch wurde von Heinrichs Vettern in den betroffenen Seitenlinien angefochten. Auerbach, Pausa und Liebau erhielten die Herren von Plauen, wie sich sich fortan nannten, ab 1379 als meißnisches Lehn zurück. Seit dem Jahre 1426 waren die Herren von Plauen auch Burggrafen von Meißen und sie befanden sich in dauerndem Machtkampf mit den sächsischen Kurfürsten.

Heinrich II. von Plauen fiel wegen seiner offenen Unterstützung der Adelsopposition bei König Georg von Podiebrad in Ungnade, der den Brand des königlichen Schlosses Graslitz bei Kämpfen zwischen Heinrich und dessen Gegnern zum Anlass nahm, ihm das Lehen zu entziehen und das Vogtland 1466 durch den sächsischen Kurfürsten Ernst besetzten ließ. Ernst erhielt das Vogtland als Lehen, das 1485 bei der Leipziger Teilung an die Ernestiner überging, wobei jedoch u.a. das Bergregal gemeinschaftlich blieb. Nach der Schlacht bei Mühlberg verloren die Ernestiner 1547 das Vogtland wieder und Ferdinand I. verlieh es seinem Kanzler Heinrich IV. von Plauen. Auch der sächsische Kurfürst Moritz wurde dabei Mitinhaber des Lehens. Heinrich IV. verschuldete sich stark und nach seinem Tode konnten dessen Söhne Heinrich V. und Heinrich VI. ihre Schuldverpflichtungen gegenüber Kurfürst August nicht erfüllen. Wegen der Zehnrückstände und anderer Forderungen verpfändeten die Brüder 1559 das Vogtland an Kursachsen.

Mit Heinrich VI. von Plauen endete die Herrschaft der Vögte von Plauen über das Vogtland, nachdem dieser das verpfändete Land nicht mehr einlösen konnte. 1566 erwarb Kurfürst August die Ämter und Städte Voigtsberg, Oelsnitz, Plauen und Pausa. Nach dem freundbrüderlichen Hauptvergleich von 1657 wurde die Amtssassen des Vogtländischen Kreises sowie die Ämter Plauen, Voigtsberg und Pausa dem Herzog von Sachsen-Zeitz zugesprochen, während die schriftsässigen Rittergüter und die Stadt Schöneck beim Kurfürstentum Sachsen verblieb. 1718, nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Zeitz, fielen die Gebiete wieder an Kursachsen zurück. Neben einem kursächsischen Anteil bildeten die Auerbachischen und Schönecker Wälder während dieser Zeit einen besonderen Teil, der gemeinschaftlich kurfürstlich und herzoglich war.

Die Siedlungskammer um Gera, die bereits um das Jahr 1000 in den schriftlichen Quellen belegt ist, war wahrscheinlich seit dem späten 7. bzw. 8. Jahrhundert von Slawen besiedelt, die dem Stammesbund der Sorben angehörten. Weite Teile des Vogtlandes waren jedoch noch waldbestanden und wurden erst im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung im späten 11. und im 12. Jahrhundert durch Slawen und Deutsche aus den Altsiedellandschaften in Franken, Thüringen und Sachsen besiedelt. Dies ist noch heute an gravierenden mundartlichen Unterschieden in unmittelbarer Nachbarschaft sowie auch an gewissen Dialektgemeinsamkeiten erkennbar. So wird in einigen Dörfern des oberen Vogtlands zum Teil noch ein Dialekt wie in der Oberpfalz gesprochen („ou“ für „u“, wie in „Kou“ für „Kuh“ oder „Rou“ für „Ruhe“).

[Bearbeiten] Wirtschaft

Günstig am Schnittpunkt der Verkehrswege von Nord nach Süd und West nach Ost in der Mitte Deutschlands gelegen, konnten Wirtschaft und Industrie im Vogtland sehr früh prosperieren. Motor der Entwicklung war und ist die Stadt Plauen, die durch die Spitzenweberei („Plauener Spitze“) und durch den Maschinenbau, u. a. mit Rotationsmaschinen und Lastwagen („Plamag“, „Vomag“), bekannt wurde. Industrielle Schwerpunkte bildeten sich weiter in Reichenbach, Greiz und Zeulenroda-Triebes. Die Teppichweberei („Halbmond“, „Adoros“) war in Oelsnitz und Adorf marktbeherrschend. Guten Klang im wahrsten Sinne des Wortes haben in aller Welt die Instrumente aus dem sogenannten Musikwinkel mit den Städten Markneukirchen und Klingenthal im oberen Vogtland. 80 Prozent der Orchesterinstrumente, die auf der Welt hergestellt wurden, kamen bis zum Zweiten Weltkrieg aus dem Vogtland. Markneukirchen war um 1910 die im Verhältnis zur Einwohnerzahl reichste Stadt Deutschlands und besaß für den blühenden Export ein eigenes amerikanisches Konsulat. Die während der DDR-Zeit geförderte Massenproduktion wurde nach der Wende mit der Rückbesinnung auf die Herstellung von hochwertigen Produkten und Meisterinstrumenten abgelöst. In vielen Spitzenorchestern stammen die Instrumente heute wieder aus vogtländischen Werkstätten. Im Zuge der Globalisierung nennt sich der Musikwinkel mit einer eigenen Qualitätsmarke „Musicon Valley“, Tal der Musikinstrumente. Der Export hat sich von 1995 bis 2005 mehr als verdoppelt.

[Bearbeiten] Verkehr

Eisenbahn

Die private Vogtlandbahn (VBG) mit Sitz in Neumark verbindet die verschiedenen Teile der Region. Sie fährt unter anderem bis nach Zwickau. Mittlerweile fährt die Vogtlandbahn auch bis nach Berlin (über Chemnitz) und auch in südliche Richtung erstreckt sich ihr Einzugsbereich bis nach Regensburg. Durch den Verkehrsverbund Vogtland gilt im Vogtlandkreis und in der Stadt Plauen ein einheitlicher Tarif für Eisenbahn, Bus und Straßenbahn. Außerdem betreibt die Deutsche Bahn AG den Fernverkehr auf der Sachsen-Franken-Magistrale - Bahnhöfe mit Fernverkehr im Vogtland sind Plauen (Vogtland) Oberer Bahnhof und Reichenbach (Vogtland) Oberer Bahnhof.

Straßenverkehr

Neben einigen Bundesstraßen, die durch das Vogtland verlaufen, ist die Autobahn A72 von Hof nach Chemnitz (weiter im Bau bis Leipzig) eine wichtige Verkehrsachse. Außerdem befindet sich das Hermsdorfer Kreuz (Autobahnen A4 und A9) in der Nähe von Gera (Thüringer Vogtland), sowie die Autobahndreiecke Bayrisches Vogtland (Autobahnen A9 und A72) und Hochfranken (Autobahnen A93 und A72) in der Nähe von Hof (Bayrisches Vogtland). Für den Grenzverkehr in die Tschechische Republik stehen Übergänge in Klingenthal(nur PKW) und Bad Brambach zur Verfügung, sowie nahegelegene Übergänge im Erzgebirge und Franken.

[Bearbeiten] Bekannte Vogtländer

  • Georg Samuel Dörffel (* 11. Oktober 1643 in Plauen, † 6. August 1688 in Weida), Theologe und Amateurastronom. Führte den Nachweis, daß die Kometen sich auf parabolischen Bahnen bewegen, in deren Brennpunkt die Sonne steht.
  • Friederike Caroline Neuber (Die Neuberin), (* 9. März 1697 in Reichenbach, † 30. November 1760 in Dresden-Laubegast), Schauspielerin und Theaterreformerin. Mitbegründerin des regelmäßigen deutschen Schauspiels.
  • Julius Mosen (* 8. Juli 1803 in Marieney, † 10. Oktober 1867 in Oldenburg), Dichter und Schriftsteller. Verfasser des Andreas-Hofer-Liedes Zu Mantua in Banden, heute Tiroler Landeshymne.
  • Erich Ohser e. o. plauen (* 18. März 1903 in Gettengrün, † 6. April 1944 in Berlin), Karikaturist, Comiczeichner. Zeichner der Comicserie Vater und Sohn.
  • Wolfgang Mattheuer (* 7. April 1927 in Reichenbach, † 7. April 2004 in Leipzig), Maler, Graphiker und Bildhauer. Mit Werner Tübke und Bernhard Heising Gründervater der „Leipziger Schule“.
  • Jürgen Hart (* 20. September 1942 in Treuen, † 9. April 2002 in Leipzig), Kabarettist („academixer“), Textdichter des Liedes Sing, mei Sachse sing.
  • Stefanie Hertel (* 25. Juli 1979 in Oelsnitz), deutsche Sängerin des volkstümlichen Schlagers.

[Bearbeiten] Literatur

  • Gerhard Billig: Pleißenland - Vogtland. Das Reich und die Vögte. Untersuchungen zu Herrschaftsorganisation und Landesverfassung während des Mittelalters unter dem Aspekt der Periodisierung. Vogtland-Verlag, Plauen 2002. ISBN 3-928828-22-3
  • Robert Eisel: Sagenbuch des Voigtlandes. 1030 Sagen aus dem Vogtland. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 1871, 2003 (Repr.). ISBN 3-936030-68-5
  • Georg F. Lotter: Historische Karte des Vogtlandes 1757. Das Vogtland. Reuss-Plauischen-Herrschaften. Rockstuhl, Bad Langensalza 1757, 1998 (Repr.). ISBN 3-932554-09-4
  • Johannes Richter, Die Vögte von Weida, Gera, Plauen und Plauen-Reuß. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997, 2, 18-21. ISSN 0232-2919
  • Johannes Richter: Wie das Vogtland kursächsisch wurde. Teil 1. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997,4, 11-13. - Teil 2. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997,5, 4-6. - Teil 3. In: Vogtländische Heimatblätter. Plauen 17.1997,6, 12-14. ISSN 0232-2919
  • Johannes Richter: Zum Stand der Wüstungsforschung im sächsischen Vogtland. In: Sächsische Heimatblätter. Gumnior, Chemnitz 33.1987,5, 216-219. ISSN 0486-8234
  • Werner Schmidt (Hrsg.): Das östliche Vogtland. Werte der deutschen Heimat. Bd 59. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998. ISBN 3-7400-0938-1
  • Brigitte Unger u.a. (Hrsg.): Der Vogtlandatlas. Regionalatlas zur Natur, Geschichte, Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur des Sächsischen Vogtlandes. Gumnior, Chemnitz ²2004. ISBN 3-937386-02-5
  • Dietrich Zühlke u.a.: Das obere Vogtland. Werte unserer Heimat. Bd. 26. Akademie-Verlag, Berlin 1976. Bestell-Nr. 752 691 5 (2084/26), LSV 5235
  • Horst Fröhlich (Leitung) u.a.: Plauen und das mittlere Vogtland. Werte unserer Heimat. Bd. 44. Akademie-Verlag, Berlin 1986. ISBN 3-05-000146-1
  • Gerhard Hempel in Verbindung mit Henriette Joseph u. Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das nördliche Vogtland um Greiz. Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Bd. 68. Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien. ISBN 3-412-09003-4

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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