Stunde Null
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Die Stunde Null ist die Ausschlag gebende Uhrzeit, zu der eine ganz neuartige Ereigniskette abzulaufen beginnen soll oder begann.
Es stammt aus der Planungssprache von Organisationen, klassisch des Militärs. (Manöverbefehl: "Abmarsch 04:15. Erreichen des Punktes P in Null plus 3 Stunden.")
Deutschland nach der Kapitulation 1945
Historisch-politisch wurde und wird (dies seltener) in Deutschland der Zeitpunkt der Kapitulation des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg am 8. Mai 1945, 24:00 Uhr, metaphorisch als "Stunde Null" bezeichnet. Wann der Begriff überhaupt erstmalig auftauchte, ist noch zu ermitteln, vermutlich erst dann, als ein Konzept von "Wiederaufbau" sich abzuzeichnen begonnen hatte (vgl. Nachkriegszeit). Sicher spielte dabei Roberto Rossellinis Film von 1948 "Deutschland im Jahre Null" (Germania, anno zero) eine Rolle.
Um dieses Schlagwort gibt es seit seinem Auftreten in der Nachkriegszeit viel Begriffspolemik. Es wurde zeitkritisch und z. T. sozialhistorisch betont, durch den Verlust der Selbstbestimmung des deutschen Volkes unter der Militärbesatzung ab 1945 habe auch die (alte) deutsche Gesellschaft aufgehört zu existieren, ihre alten Werte seien damals sämtlich als widerlegt empfunden worden, und so habe eine Tabula rasa-Situation geherrscht, von der ab 'alles' habe neu entwickelt werden müssen. Andere Stimmen sagen, dass es gar keine "Stunde Null" gegeben habe, da sich die Mentalität der deutschen Gesellschaft nur langsam und nur teilweise innovativ geändert habe (radikalste Position: da sie sie sich gar nicht geändert habe).
Eher könnten viele unterschiedliche und keinesfalls flächendeckende 'Stunden Null' für das Deutschland der Nachkriegszeit ausgemacht werden. So könnten Familien (z.B. nach einem Wiederzusammenfinden von Eltern und Kindern unter ganz neuen Lebensanforderungen), Firmen (z.B. nach der Neuaufnahme der "Friedensproduktion"), Literaturformen neu auftretender Schriftsteller (z.B. die "Trümmerliteratur" - vgl. Wolfgang Borchert), Kunstformen neu auftretender Künstler (nach der Rehabilitation der von den Nazis als "entartet" diffamierten Kunstrichtungen - vgl. die erste Dokumenta 1955), Institutionen (z.B. der "Suchdienst" des Deutschen Roten Kreuzes) und Parteien (hier z.B. die CDU und CSU als katholisch-evangelische Koalitionsparteien) ihre jeweils eigene "Stunde Null" erlebt haben. Insbesondere die Währungsreform am 20. Juni 1948 wurde von vielen Deutschen als ein großer Einschnitt (vgl. Anastrophe), aus sozialhistorischer Sicht auch als Zutagetreten einer "nivellierten Mittelstandsgesellschaft" gesehen.