Subalpine Molasse
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als subalpine Molasse wird in der Geologie ein schmaler Bereich von aufgeschobenen, steilgestellten Molassesedimenten am Alpennordrand bezeichnet.
[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
Die subalpine Molasse zeigt zunächst die gleiche Entstehungsgeschichte wie die Molassesedimente im Schweizer Mittelland und im bayerischen Alpenvorland. Im Verlauf des Tertiärs verfrachteten Flüsse große Mengen an Erosionsmaterial aus den sich erhebenden Alpen in das Vorland. Mit dem Austritt der Flüsse aus den Alpen in die flachen Regionen nahm die Strömungsgeschwindigkeit im Allgemeinen stark ab. Nahe am Alpenrand wurden deshalb die größten Gesteinsbrocken abgelagert, weil sie aufgrund ihres Gewichtes vom transportierenden Medium, dem Wasser, nicht länger in der Schwebe gehalten werden konnten. Kleinere Korngrößen konnten dagegen weit in das Becken hinausbefördert werden. Zeiten geringerer Erosionstätigkeit widerspiegeln sich in Schichten mit insgesamt kleineren Korngrößen. So entstand im alpennahen Vorland ein je nach Region bis zu 4000 m mächtiges Molassesediment, das in zahlreiche flachlagernde Schichten unterteilt ist. Dabei wechseln sich Schichten mit großen gerundeten Gesteinsbrocken und eher sandig-mergelige Schichten ab.
In der zweiten Hälfte der Alpenfaltung, das heißt in einer Periode die etwa vor 20 Millionen Jahren begann und rund 15 Millionen Jahre dauerte, wurden die helvetischen Decken über die alpenrandnahe Molasse geschoben. Das Ausmaß der Überschiebung beträgt im Mittel in der Schweiz etwa 15 bis 25 km, kann aber regional auch wesentlich größer sein. Direkt am Rand der Überschiebungsdecken wurde ein Teil der Molasse emporgedrückt, schräg gestellt und in einzelne Schuppen zerlegt.
Diese Zone mit schräg gestellten, gegen die Alpen einfallenden Schichten wird heute als subalpine Molasse benannt. Sie ist allochthon, das heißt sie wurde im Zuge der Gebirgsbildung an ihre heutige Position gebracht. Die subalpine Molasse besteht zur Hauptsache aus Nagelfluh, einem Konglomerat aus gerundeten Gesteinsblöcken unterschiedlicher Größe, die mit einem Bindemittel (Kalk, Sand und Ton) zu einem zusammenhängenden Gestein verfestigt sind. Zwischen den Nagelfluhschichten sind auch feinkörnige Sandstein- und Mergelschichten eingelagert.
[Bearbeiten] Vorkommen
Die Zone der subalpinen Molasse erstreckt sich in einem schmalen, meist etwa 10 km breiten Streifen entlang dem gesamten Alpennordrand von der Region Genf (Arvetal) bis etwa zum Austritt des Inntals aus den Alpen. Vereinzelt tritt subalpine Molasse auch weiter östlich bis in die Region des Wienerwaldes zutage. Charakteristisch sind relativ langgestreckte Höhenzüge mit schiefen Nagelfluhrippen; sie weisen im Gegensatz zu den Bergen der (Helvetischen) Randkette keine schroffen Felswände aus Kalkstein auf.
Wichtige Berge der subalpinen Molasse sind in der Schweiz Mont Pèlerin (1080 m ü. M.), Honegg (1546 m ü. M.), Beichlen (1770 m ü. M.), Rigi-Kulm (1797 m ü. M.) und Rigi-Scheidegg (nicht aber Rigi-Hochfluh), Rossberg (1580 m ü. M.), Speer (mit 1950 m ü. M. der höchste Punkt der subalpinen Molasse) und Kronberg (1663 m ü. M.). Östlich des Rheintals setzt sich das Gebiet im Bregenzer Wald und in der Nagelfluhkette (im Hochgrat 1832 m ü. M.) fort.
Nördlich an das Gebiet der subalpinen Molasse schließt ein Abschnitt gestauchter und deshalb leicht gefalteter Molasse an. Im Süden wird die subalpine Molasse je nach Region von den Ketten des Helvetikums oder von einer Flyschzone des Penninikums begrenzt.
Aufgrund der Entstehungsgeschichte werden die Berge der subalpinen Molasse geologisch meist zum Mittelland respektive zum Alpenvorland gezählt. Geographisch gehören Berge wie Rigi, Speer etc. in Anbetracht ihrer Höhe jedoch bereits zu den Voralpen. Die Grenzziehung zwischen Mittelland und Alpen ist hier also unscharf und hängt vom jeweiligen Gesichtspunkt ab.