Tendai-shū
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tendai-shū (jap. 天台宗, wörtlich Schule der himmlischen Empore) ist eine japanische Form der chinesischen Tiantai Zong, einer der bedeutendsten Schulen des ostasiatischen Buddhismus.
Die Schule wurde im 6. Jahrhundert in China von Zhi-yi (智顗, 538-597) gegründet. Der Name der Schule leitet sich von dem Berg Tiantai im Bergland südlich von Shanghai her. Auf dem Tiantai steht das Kloster, in dem Zhi-yi Abt war.
In Japan gründete Saichō (最澄, 767-822) - genannt Dengyō Daishi (伝教大師, Großmeister und Überbringer der Dharma) - auf den Lehren der Tiantai die Tendai-shū. Als Gründungsjahr in Japan wird im Allgemeinen das Jahr 806 genannt. Während der Heian-Zeit (794-1190) war die Tendai-shū neben der Shingon-shū die bestimmende buddhistische Schule in Japan, die auch stark die indigenen Kulte des Shintō mit integrierte und damit auch auf sie zurück wirkte. Die Tendai-shū wurde zur Ausgangsbasis für eine Vielzahl von späteren religiösen Neugründungen in Japan. So waren die Gründer der „neuen“ buddhistischen Schulen der Kamakura-Zeit alle ursprünglich Tendai-Mönche:
- Eisai (1141 - 1215) als Gründer der Rinzai-shū
- Dōgen (1200 - 1253) als Gründer der Sōtō-shū
- Hōnen (1133 - 1212) als Gründer der Jōdo-shū
- Shinran (1173 - 1262) als Gründer der Jōdo-Shinshū
- Nichiren (1222 - 1282) als Gründer der Nichiren-shū
[Bearbeiten] Lehre
Die Lehre der Tendai-shū basiert auf einer ganzen Reihe von Schriften, die sowohl dem Umfeld des Theravada als auch des Mahayana entstammen. Als verbindendendes Element wird das Saddharmapundarîkasûtra, das Lotos-Sūtra verwendet. Auf diesen Elementen aufbauend wurde das System einer zehnstufigen Lehre entwickelt, die der Schüler des Tendai durchläuft. Charakteristisch ist in der rituellen und esoterischen Praxis das Streben nach einer Synthese aller Schulen des Buddhismus.
[Bearbeiten] Berg Hiei
Das Zentrum der Tendai-shū ist der Tempel Enryakuji auf dem Berg Hiei (比叡山) bei Kyōto. Hier hatte Saichō seit 785 zunächst eine Einsiedelei. Aus dieser hatte sich nach und nach ein buddhistisches Zentrum entwickelt, das sich durch seine Nähe zu der damals neuen Hauptstadt Heiankyō (das heutige Kyoto) auszeichnete. 805 erhielt Saichō gegen den heftigen politischen Widerstand der älteren in Nara beheimateten Schulen des Buddhismus die offizielle Gründungserlaubnis für ein neues buddhistisches Zentrum. Er war im gleichen Jahr von einer Mission Kaisers Kammu aus China zurückgekehrt, auf der er die offizielle Bestätigung seiner Lehrbefähigung auf dem Tiantai-shan erhalten hatte. Die Erlaubnis auf dem Hiei Ordinationen nach den Mahayana-Vorschriften zu machen, wurde erst kurz nach Saichōs Tod gewährt. Der wohl berühmteste Nachfolger Saichōs als Abt des Hiei war der Priester Ennin (圓仁, 792 - 862), der bekannt ist für seine 10-jährige Reise im China des 9. Jahrhunderts in dessen Verlauf er auch Zeuge der großen Buddhistenverfolgung 845 wurde.