Tiefstack
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Der Tiefstack (frühere Schreibweise: Tiefstaak) ist ein Niederungsgebiet zwischen Elbe und Bille im Osten Hamburgs. Es erstreckt sich um die Mündung des von der Bille kommenden Tiefstackkanals in die Billwerder Bucht, einen Altarm der Norderelbe. Der Tiefstack liegt im Grenzbereich der Stadtteile Rothenburgsort und Billbrook.
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[Bearbeiten] Kraftwerk
Bekannt ist Tiefstack durch das ehemalige Kohlekraftwerk der Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW), das 1917 in Betrieb genommen wurde und mit seinen vier markanten Schornsteinen seit 1923 für Jahrzehnte das Firmenzeichen der HEW bildete. Mit dem Bau des Kraftwerks wurde 1914 begonnen. Es verfügte bei seiner Fertigstellung im Jahre 1925 über eine Nennleistung von 85 MW, die nach Erneuerung der Turbinen bis 1953 auf 130 MW gesteigert werden konnte. In den 1930er Jahren erhielt die Anlage eine Ausrüstung als Heizkraftwerk, das nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Dampf in das Hamburger Fernwärme-Netz lieferte. Die Schornsteine des Kraftwerks, ursprünglich 100 Meter hoch, wurden 1952 auf eine Höhe von 75 Metern verkürzt.
Ab 1984 entstand neben dem Kraftwerk ein kombiniertes Heizkraftwerk heutiger Bauart, das 1993 den Betrieb aufnahm. Im gleichen Jahr wurde das alte Kraftwerk stillgelegt und bis Mitte der 1990er abgebrochen. Das neue Kraftwerk wird seit der Übernahme der HEW durch Vattenfall Europe betrieben.
[Bearbeiten] Verkehr
Am Tiefstack befinden sich die „Zentrale Fahrzeugverwahrstelle für abgeschleppte Fahrzeuge“ (ugs. Autoknast) der Polizei Hamburg sowie der Verkehrsübungsplatz der Verkehrswacht Hamburg e.V.. Außerdem gibt es dort großflächige Parkplätze.
[Bearbeiten] Eisenbahn
Tiefstack ist auch der Name der sich hier befindlichen Station der Hamburger S-Bahn. Sie wird von den Linien S2 und S21 bedient.
An gleicher Stelle wurde 1842 ein Bedarfshalt der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn errichtet, der den Namen Ausschläger Weg trug. Aufgrund geringer Auslastung wurde der Personenbetrieb vorübergehend eingestellt. Die 1846 nach Berlin verlängerte Strecke wurde nach 1900 neu trassiert. Dabei wurde der Übergang über den Tiefstackkanal an seinen heutigen Standort verlegt und eine neue Dammstrecke zum Bahnhof Berliner Tor errichtet, an der 1908 der heutige Haltepunkt Tiefstack für den Vorortverkehr eröffnet wurde. Anfang der 1990er Jahre wurde die Bahnanlagen erneut umgebaut: Die Fernbahngleise wurden im Zuge der Erneuerung der Berliner Strecke neu trassiert. Westlich der Station entstand eine Straßenbrücke über die Zufahrtsgleise zum Rangierbahnhof Rothenburgsort.
Nördlich des S-Bahn-Haltepunkts befindet sich seit 1907 ein Rangierbahnhof der Billwerder Industriebahn, die heute von der AKN betrieben wird. Dazwischen befand sich ein Bahnsteig für den Personenverkehr, der bis 1952 von den Zügen der Südstormarnschen Kreisbahn bedient wurde. Die Treppe zum Bahnsteig an der verlängerten Unterführung zum S-Bahnsteig sind heute noch erhalten, aber nicht mehr öffentlich zugänglich.
[Bearbeiten] Tiefstackkanal
Der Tiefstackkanal verbindet die Bille und die Billwerder Bucht, einen Altarm der Norderelbe, der mit ihr über ein Sperrwerk verbunden ist. Er dient zusammen mit dem Billbrookkanal und der ab der Roten Brücke schiffbaren Bille den Betrieben des benachbarten Industriegebiets Billbrook als Transportweg. Mit der Billwerder Bucht ist der Tiefstackkanal durch die 1902 erbaute Tiefstackschleuse verbunden.
[Bearbeiten] Literatur
- Rainer Slotta: Kraftwerk Tiefstack, Hamburg 1994, ISBN 3-7672-1232-3