Tonfa
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Tonfa ist ein Schlagstock mit dem charakteristischem Quergriff mit vielfältigen Einsatzgebieten. Der Tonfa wird in der Kampfkunst, Kampfsportarten wie dem Ju-Jutsu und der Selbstverteidigung gebraucht. Verschiedene Polizeieinheiten verwenden den Tonfa als Waffe, in Deutschland wird der Tonfa als Mehrzweckeinsatzstock verwendet.
Inhaltsverzeichnis |
Historisches
Okinawanische Bauern „entdeckten“ ursprünglich den Tonfa, obwohl der Ursprung in China lag, man nennt es dort Guai/Kuai. Er entstand aus dem abgeschnittenen hinteren Ende einer Sense oder Krüke. Es gibt jedoch auch Texte, welche belegen, dass er ehemals eine Kurbel an Mühlsteinen war, welche schließlich zur Waffe umfunktioniert wurde. Der Grund für die Entwicklung von Tonfa war wie bei allen Okinawa-Bauernwaffen (Sai, Kama, Nunchaku, usw.) das Verbot des Schwert-Tragens außerhalb der Samurai-Kaste. Um sich gegen diese Waffe verteidigen zu können, wurden die verschiedenartigsten Feldgeräte umfunktioniert und zweckentfremdet. Der Umgang mit diesen sogenannten "Bauernwaffen" wurde jedoch auch in den höheren Gesellschaftsschichten Okinawas geübt (Bsp.: Chatan Yara, Bushi Matsumura usw.).
Heute kennt man den Tonfa eher als Schlagstock bzw. Mehrzweckeinsatzstock (Hiebwaffe der Polizei) und aus zahlreichen Filmen. Diese neuen Formen haben jedoch nichts mit der ursprünglichen Waffe und der traditionellen Anwendung zu tun. Das Tonfa wurde grundsätzlich paarweise benutzt und konnte dem Gegner schwere bzw. tödliche Verletzungen zufügen. In nur wenigen Schulen in Deutschland wird heute noch die ursprüngliche Anwendungsmethode gelehrt.
Eckdaten
Das Unterarmholz ist in der Regel 50cm lang, der darauf verkeilte Griff ca. 15 cm. Ursprünglich war er aus Holz, mittlerweile gibt es jede Menge alternative Materialien wie Hartgummi, PVC und andere. Meistens ist der Griff sowie das Griffstück des Unterarmholzes noch zusätzlich mit einem Knopf am Ende sowie mit Rillen versehen, um ein Herausreißen bzw. „Fallenlassen“ der Waffe zu verhindern.
Handhabung
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, den Tonfa zu führen. Bei der bekanntesten führt man ihn mit der Faust um den Griff, so schützt das Unterarmholz den Unterarm. Hier sind schnelle Drehschläge aus dem Handgelenk möglich. Der ursprüngliche Tonfa wurde als Paarwaffe benutzt mit dem Ziel, den Schlag des Gegners zu blocken (1. Tonfa) und ihm dann eine Verletzung zuzufügen (2. Tonfa).
Des Weiteren kann man den Tonfa auch unterhalb des Quergriffs greifen, so schützt der Quergriff die Hand und man kann die lange Seite wie einen kurzen Knüppel verwenden. Greift man den Tonfa am langen Ende, so kann man ihn wie einen Kriegshammer oder ein Tomahawk einsetzen.
Polizeieinsatz
Der Tonfa - polizeiinterne Bezeichnung PEMS (Polizei Einsatz Mehrzweckschlagstock) - ist eine der wichtigsten Waffen der deutschen Polizei und wird zum Schutz der Polizeibeamten bei Festnahmen von Gewalttätigen oder als Mittel des unmittelbaren Zwangs von Streifenpolizisten wie auch von Angehörigen der Bereitschaftspolizei eingesetzt. Er ist eng verwandt mit dem Monadnock.
Zudem erfüllt er aber auch ganz andere Aufgaben, so z. B. die Verwendung als Hebelwerkzeug zum Öffnen von verklemmten Fahrzeugtüren nach Unfällen oder zum schnellen Einschlagen von Scheiben und der anschließenden Bergung von Personen.
Militär
Auch bei der deutschen Bundeswehr wird seit geraumer Zeit der Tonfa als Schlagstock genutzt. Diese Waffe (als RMS - Rettungsmehrzweckstock bezeichnet) ist jedoch ausschließlich der Militärpolizei (Feldjäger) vorbehalten. Der RMS dient als "Hilfsmittel körperlicher Gewalt" und stellt somit ein Einsatzmittel unterhalb der Schwelle des Schusswaffengebrauchs dar. Deutsche Militärpolizisten müssen jährlich im Zuge eines Trainings ihre Kenntnisse im Umgang mit dem Tonfa üben.
Literatur
- für die Verwendung im Bereich der Polizei: Wolfgang Bopp/Herbert Frese/Arnold Schacht: Praktische Eigensicherung, 4. Auflage, 2003, Verlag Deutsche Polizeiliteratur. ISBN 3-8011-0474-5