Traisental
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Das Traisental ist eine niederösterreichische Talschaft südlich der Donau mit dem gleichnamigen Fluss. Sein Einzugsgebiet beträgt fast 1000 km² und erstreckt sich von den niederösterreichischen Kalkalpen (bis 1.766 m im Gippel-Göller-Massiv) bis herab zu 180 m in der Donauniederung bei Traismauer. Hier sind bereits frühe Siedlungen im 3. Jahrtausend v. Chr. entstanden.
Am Unterlauf liegt die Landeshauptstadt St. Pölten (270 m) und ihr Vorort Spratzern, und 10 km weiter die Stadt Wilhelmsburg. Flussaufwärts folgt der Ort Traisen, wo das Gölsental einmündet, danach die Bezirkshauptstadt Lilienfeld (383 m) mit dem berühmten Zisterzienserstift (gegründet 1202) und Kreuzgang. Auf den Steilhängen des Traisentals hat hier Mathias Zdarsky die Technik des modernen Skilaufs entwickelt. Im März 1905 organisierte er am Muckenkogel den ersten Torlauf der Skigeschichte.
[Bearbeiten] Symmetrische Talgabelungen
Am Hang dieses 1250 m hohen Berges gabelt sich nun das Traisental in die Türnitzer Traisen (bisweilen auch Rechts-Traisen genannt) und die Unrechts-Traisen. "Rechts" (nach Südwest) geht es durch felsigen Talverlauf (Lehenrotte, Steinbachrotte) 9 km flussaufwärts nach Türnitz (466 m), vorbei am Eibel (1002 m), einem Hausberg der Wiener, und schließlich bei der Haupttürnitzrotte (700 m) steil hinauf zur Paßstraße des Annaberges (976 m). Hier verläuft seit Jahrhunderten der traditionelle Pilgerweg nach Mariazell.
Bei Türnitz wäre eine weitere Talgabelung zu erwähnen - das Tal der Türnitzer Traisen, deren Quellflüsse in den Schluchten des breiten Traisenberg-Massivs (1230-1250 m) entspringen.
Im Tal der Unrecht-Traisen (nach Südost) hingegen erreicht man nach 10 km Hohenberg (475 m) und das sog. Hofamt, wo die Straße über den Ochsattel und ins Schneeberggebiet abzweigt. Unter der Paulmauer (1247 m) vorbei geht es zum Städtchen St. Aegyd am Neuwalde, dessen Lage trotz nur 588 m an ein alpines Bergdorf erinnert. Neben der Eisenindustrie ist hier die Zdarsky-Hütte (1082 m) zwischen Paulmauer und Traisenberg zu erwähnen.
Die nunmehr dritte Talgabelung führt nun östlich ins Weißenbachtal und zum steilen Dolomitstock des Gippel (1669 m), während es südlich nach Kernhof geht, dem Auasgangspunkt für Bergtouren auf den Göller (1766 m). Die Straße führt noch 300 m höher zum Gscheid, wo man entweder Richtung Annaberg/Erlauftal oder (am Lahnsattel vorbei) auf südlicher Route nach Mariazell kommt.
[Bearbeiten] Historische Übergänge und heutige Wirtschaftsprobleme
Zusammenfassend betrachtet, vermitteln die 2x2 Seitentäler der Traisen verschiedene Zugänge vom Donauraum bzw. vom Wienerwald in die Steirisch-Niederösterreichischen Kalkalpen. Einige - wie die Mariazeller Route der B20 - werden seit langem benützt; die Mariazellerbahn läuft allerdings wegen des steilen Geländes durchs hügelige Pielachtal und umgeht so den südwestlichen Talschluss der Traisen bei Annaberg.
Zählt man alle 4 Traisentäler zusammen, kommt man auf über 500 km an Flussläufen. Fast die Hälfte davon hat gute Wasserqualität - mehr als die meisten Täler in den Hochalpen.
Für den Sommer-Tourismus sind die Traisentäler trotzdem weniger geeignet, was vor allem am steilen Gelände und fehlenden Seen liegt. Zum Bergsteigen und Klettern hingegen findet man jede Menge lohnender Ziele, von denen einige (trotz längerer Anreise) zu den Wiener Hausberge zählen:
- Gippel und teilweise Göller - mit weiter Fernsicht und möglichen Übergängen zum Rax-Schneeberg-Gruppe und den Mariazeller Bergen
- Muckenkogel und Reisalpe (1250 bzw. 1400 m)
- Türnitzer Höger (1372 m) und Eibel.
- Für Wintersport und Schitouren eignen sich fast alle der genannten Berge, und in den Tälern verlaufen diverse Loipen.
Zu kulturellen und industriehistorischen Sehenswürdigkeiten kommen noch einige Schauhöhlen. Insgesamt spielt der Tourismus wirtschaftlich aber nur eine kleine Rolle, und der Bevölkerungsrückgang beträgt stellenweise mehr als 1% jährlich. Als Gegenmaßnahmen entstehen mancherorts Kulturvereine und es wird verschiedentlich ein Spezialtourismus gefördert.
Im untersten Traisental - von der Donau bis zum Raum St. Pölten - ist Weinbau auf sandigen Lössböden und Konglomeraten möglich. Das Weinbaugebiet Traisental umfasst Anbauflächen von über 700 ha.
Siehe auch: Bezirk Lilienfeld, Mariazeller Straße, Weinbau in Österreich