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Travestie (von ital. travestire, verkleiden) bezeichnet
- in der Literatur einen besonderen Schreibstil, eine Form des parodistischen Schreibens. Der Unterschied zur Parodie besteht darin, dass diese Transformation nicht auf inhaltlichem oder semantischem Niveau geschieht, sondern dass die Travestie die Vorlage in stilistischer Hinsicht verändert. Ein erhabener Inhalt wird z. B. in einem Ton geschildert, der diesem völlig unangemessen ist: etwa wird ein Gleichnis aus der Bibel in modernem Slang wiedergegeben. Die Travestie ist somit das Gegenstück zur Parodie. Die Travestie schildert einen unveränderten Inhalt in geschickt gewählter unpassender Form.
- in der Bühnenkunst die Kunst des Verkleidens, also gleichsam die Ausführung der literarischen Travestie. Meist wird ein Stoff aus einer gehobeneren gesellschaftlichen Sphäre oder Stilebene auf eine lokales und banales Geschehen übertragen. Dabei werden eine tragische Handlung oft zu einer komischen und Hochsprache zu Dialekt gemacht. Ein typisches Beispiel ist Karl Meisls Travestie von Shakespeares Othello als Othellerl, der Mohr von Wien oder Die geheilte Eifersucht (1806).
- mit Travestie wird auch die Darstellung einer Bühnenrolle durch Personen des anderen Geschlechtes bezeichnet, was bis ins 19. Jhd. durchaus üblich war. Mit der Etablierung des Berufes der Schauspielerin wandelte sich die Travestie hin zur parodistischen Überzeichnung der Geschlechterrolle, bei der die Darsteller Kleidung des anderen Geschlechts tragen (meist Männer in Frauenkleidung, seltener umgekehrt, vgl. Hosenrolle).
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