Trichteraufbau

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Trichteraufbau (auch Invertierter Pyramidenaufbau) ist ein Begriff der Publizistik und beschreibt den strukturellen Aufbau von Nachrichten und anderen Formen der Informationsdarstellung.

Die verschiedenen, journalistischen Darstellungsformen der Nachricht (Meldung, Nachricht oder Bericht) verlaufen meistens nach dem Trichterprinzip: Das Wichtigste zuerst. Im Verlauf des Trichters werden die W-Fragen abgehandelt.

\      / WAS
 \    / WANN; WO
  \  / WIEVIEL
   \/ WARUM; WIE OFT SCHON

Beispiel: Schweres Zugunglück bei Lyon. Heute morgen entgleiste ein Schnellzug auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke. Nach ersten Meldungen geht die französische Polizei von 100 Verletzten aus. Der Zug war nach Verlassen des Bahnhofs auf ein falsches Gleis gelenkt worden und prallte gegen einen Prellbock. Es war das erste Unglück im französischen Schienenverkehr seit 1999. Damals starben 95 Menschen, als ein TGV auf einem …

Bei dieser Nachricht wird deutlich, dass sie im Verlauf an Aktualitätsgehalt immer mehr abnimmt: Vom aktuellen Melden des Unglücks geht sie über den Verlauf des Unglücks bis mehrere Jahre zurück. Das entspricht ungefähr der entgegengesetzten Chronologie – und auch dem entgegengesetzten, menschlichen Erzählverhalten: Würde einer der Passagiere erzählen, was passiert ist, würde er anfangen beim Einstieg in den Zug, wie sie gefahren sind und dann „plötzlich rumst es und ein Krach und es wirft mich gegen den Sitz“.

Der Grund für den Nachrichtenaufbau ist technischer Natur: Als Zeitungen noch mit Setzkästen gedruckt wurden, konnte eine Nachricht nur schnell der Aktualität folgend gekürzt werden, wenn sie nach dem Trichterprinzip formuliert war. Man strich sie einfach von unten her und hatte so wieder mehr Platz auf der Seite. Dieses Prinzip behielt man auch in späteren Jahren bei und übernahm es auch für Rundfunk und Fernsehen – auch weil es dem Leser oder Zuseher erlaubt, geistig auszusteigen und dennoch das Wichtigste erfahren zu haben.

In der Tagesschau besitzen alle Beiträge „Sollbruchstellen“, damit sie alle 30 Sekunden gekürzt werden können. Deshalb ist die Tagesschau jeden Tag 14 Minuten lang – egal was passiert.

[Bearbeiten] Alternativen

In einigen journalistischen Darstellungsformen werden auch andere Aufbauarten verwendet:

• Der Pyramidenaufbau (normale Pyramide) beginnt mit einem scheinbar unwichtigen Detail, sein wichtigster Teil liegt in der Schlussfolgerung am Ende. Er wird vor allem bei freieren Genres wie Reportagen und Kolumnen verwendet, seltener in Berichten mit Hintergrundinformationen.
• Der Ambossaufbau ist eine Kombination der beiden Aufbauarten. Am wichtigsten sind hier sowohl die Einleitung als auch der Schluss. Meist führt die Einleitung kurz in das Thema ein, während der Schluss die Konsequenzen darstellt. Diese Art des Aufbaus ist im Meinungsjournalismus weit verbreitet, etwa bei Leitartikeln und Kommentaren.
• Heute wird ergänzend zum Trichteraufbau von einem modularen Aufbau gesprochen (vgl. Schwiesau/Ohler, 2003).

[Bearbeiten] Literatur

• Dietz Schwiesau / Josef Ohler: Die Nachricht in Presse, Hörfunk, Fernsehen, Nachrichtenagentur und Internet, München 2003, Website zum Thema Nachricht