Vergessenskurve
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Die Vergessenskurve - oder auch ebbinghaussche Kurve genannt - veranschaulicht den Grad des Vergessens innerhalb einer bestimmten Zeit. Sie wurde von dem deutschen Psychologen Hermann Ebbinghaus durch Selbstversuche entdeckt und zeigt, wie lange der Mensch neu Gelerntes behält und wieviel Prozent er vergessen hat.
Seine Ergebnisse besagen, dass wir 20 Minuten nach dem Lernen bereits etwa 40% des Gelernten vergessen haben. Nach einer Stunde sind nur noch 45%, nach einem Tag gar nur noch 34% des Gelernten im Gedächtnis und 66% vergessen. Sechs Tage nach dem Lernen wiederum schrumpft das Erinnerungsvermögen auf nur noch 23%; dauerhaft werden nur 15% des Erlernten gespeichert.
Das Vergessen ist abhängig von der Art des zu lernenden Stoffes, beispielsweise kann der Mensch sich meist besser an Wortpaare wie fremdsprachige Vokabeln als an zufällige, sinnlose Silben erinnern; Schüler haben nach drei bis sechs Tagen noch bis zu 90% der erlernten Vokabeln im Gedächtnis. Ebbinghaus experimentierte allerdings mit sinnlosen Silben wie "ZOF" oder "WUB", was sicher nicht einer echten Lernsituation entspricht.
Insbesondere ist das Vergessen abhängig von der emotionalen Betroffenheit des Lernenden, so dass die Vergessenskurve dann einen anderen, viel flacheren Verlauf aufweist.
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[Bearbeiten] Implikationen der Vergessenskurve
- Der Vorgang des Vergessens muss durch mehrfaches Wiederholen des Lernstoffes abgemindert werden (Überlernen), wobei jede Wiederholung das Intervall, nach dem eine erneute Wiederholung nötig ist, vergrößert. Was man nicht im Alltag benutzt, vergisst man; und nur durch ständiges Benutzen des Wissens behält man es.
- Lernstoffe müssen möglichst klar und prägnant den Sinn der Sache erklären und dem Lernenden jederzeit den Überblick bieten. Zum Beispiel wird ein Schüler zuerst lernen, was Hormone überhaupt sind und erst dann, welche Wirkung die einzelnen Hormone besitzen.
Nach Christian Michel und Felix Novak (1990)[1] gelten näherungsweise folgende Vergessenskurven:
- "Prinzipien und Gesetzmässigkeiten" sind nach 5 Tagen zu ca. 1% vergessen und nach 30 Tagen zu etwa 5%
- Gedichte 25% bzw. 50%
- Prosa 53% bzw. 60%
- sinnlose Silben 78% bzw. 80%
Dies zeigt eindrücklich, dass es beim Lernen hilfreich wäre, den Stoff in einen Rhythmus/Reim oder in eine Geschichte einzuweben. Zum Beispiel gibt es Muslime, die den Koran auswendig lernen – weil dessen Inhalt in Reimen vorliegt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- ↑ (offenbar) Novak, Felix. - Kleines psychologisches Wörterbuch / Christian Michel, Felix Novak. - Freiburg i.Br. : Herder, 1990 ; Basel [etc.]
[Bearbeiten] Weblinks
Das Vergessen aus psychologischer Sicht