Video Program System
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Das Video Program System (VPS) [ˌvɪdioʊ ˈproʊgɹæm ˌsɪstəm] ist ein Signal, welches einige (aber nicht alle) Fernsehsender in der Austastlücke, genauer gesagt in der Videozeile 16, des Fernsehsignals übertragen. Das Signal dient Videorekordern dazu, bei der Aufnahme von Sendungen auf Verschiebungen der Anfangszeit, Sendungsausfälle und Überziehungen der geplanten Sendedauer zu reagieren. Es wurde in Deutschland erstmals 1985 von der ARD gesendet.
Das System überträgt dazu während der gesamten Dauer der Sendung bzw. des Beitrags die im Teletext und in Fernsehzeitschriften angegebene VPS-Zeit. Der Videorekorder vergleicht die vom Benutzer programmierte Anfangszeit mit der VPS-Zeitangabe; stimmen beide Zeiten überein, wird die Aufzeichnung gestartet. Die Aufzeichnung läuft, so lange die gesendete VPS-Zeit und die programmierte Startzeit übereinstimmen.
Neu in das Tagesprogramm aufgenommene Sendungen erhalten in der Regel eine VPS-Zeit 1 Minute vor dem Sendestart, so dass es zu keiner Kollision mit der ausfallenden/verschobenen Sendung kommt.
Im englischen Sprachraum wird dieses System PDC (Programme Delivery Control) genannt.
VPS ist nicht das gleiche wie ShowView. VPS und ShowView sind unabhängige Systeme, die sich zwar ergänzen, aber ansonsten nichts miteinander zu tun haben. ShowView wurde entwickelt, um die Timerprogrammierung von Videorecordern zu vereinfachen, und funktioniert auch dann, wenn keine VPS-Daten vom Sender übermittelt werden. VPS hingegen steuert eine bereits (mit oder ohne ShowView) programmierte Aufnahme.
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[Bearbeiten] Technische Details
Die VPS-Daten werden kontinuierlich übertragen. Dafür sind in der vertikalen Austastlücke der Zeile 16 jedes Vollbildes 32 Bit reserviert (entspricht einem Übertragungszyklus von 40ms):
- 2 Bit: Identifikation des Adressbereiches
- 5 Bit: angekündigter Sendetag
- 4 Bit: angekündigter Sendemonat
- 5 Bit: angekündigter Beitragsbeginn, Stunde
- 6 Bit: angekündigter Beitragsbeginn, Minute
- 4 Bit: Nationalitätencode
- 6 Bit: Programmquellencode (Sendercode)
Daneben sind noch drei Systemcodes vorgesehen:
- System-Statuscode (Ausstrahlung wenn kein VPS-Label vorhanden ist und der Videorecorder im Timer-Betrieb arbeiten soll)
- Unterbrechungscode (Ausstrahlung bei gewollten und ungewollten Programmunterbrechungen, z. B. Werbung, oder eingeschobene Nachrichten während einer längeren Sportsendung; wird regelmäßig bei Werbeunterbrechungen bei ARD und ZDF im Vorabendprogramm benutzt)
- Leercode (Ausstrahlung für nicht für die Aufzeichnung bestimmte Beiträge, z. B. Testbild)
[Bearbeiten] Praktische Hinweise
Vor allem private Sendeanstalten verwenden wenig Sorgfalt auf die korrekte VPS-Codierung, so dass es für den Anwender sehr riskant ist, sich bei der Aufnahmeprogrammierung auf VPS zu verlassen. Dies zeigt sich auch in der Tatsache, dass viele Sender ohne VPS (z. B. RTL, Pro7) grundlos das VPS-Trägersignal übermitteln, sodass viele Videorekorder diese Sender fälschlich als VPS-Anbieter erkennen. Nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern funktioniert VPS heute (2007) in Deutschland halbwegs zuverlässig. Bei Digitalempfang (DVB-T, DVB-S, DVB-C) hängt die Funktionsfähigkeit zudem vom Receiver ab (siehe unten).
Manche DVD-Recorder mit Festplatte benötigen nach Übertragungsbeginn des VPS-Signals einige Zeit zum Booten, sodass die Aufnahme verspätet beginnt. In diesen Fällen kann es sinnvoller sein, auf die VPS-Steuerung zu verzichten und stattdessen großzügig Zeit zuzugeben (zumal die Aufnahme anschließend geschnitten werden kann).
Bei Aufnahmen mit VPS muss als Anfangszeit grundsätzlich immer genau die in der Programmzeitschrift oder Teletext angebene VPS-Zeit programmiert werden. Bei jeder anderen Zeit, auch wenn diese nur um eine Minute differiert, wird die Aufnahme nie starten. Die Endzeit ist dagegen völlig unkritisch, jede beliebige Endzeit kann programmiert werden, nur nicht dieselbe wie die Anfangszeit.
Außerdem muss bei VPS jede Sendung einzeln programmiert werden; auch wenn zwei oder mehr direkt hintereinander folgende Sendungen desselben Senders aufgenommen werden sollen, müssen diese bei der Verwendung von VPS immer jeweils einzeln programmiert werden, ansonsten wird nur die erste aufgenommen.
[Bearbeiten] Digitales VPS
Mit der Einführung des digitalen Fernsehens (DVB) ist die bisherige Übertragung des VPS-Signales nicht mehr möglich und vorgesehen gewesen.
1997 wurde der DVB SI (Service Information) Standard (ETSI EN 300 468) um VPS (PDC) erweitert. Die SI besteht aus mehreren Datentabellen und enthält unter anderem die Daten für den Electronic Program Guide (EPG). Zusätzlich zu den bisherigen Informationen kann der PDC-Descriptor (Descriptortag 0x69) verwendet werden. Dieser Descriptor besteht im wesentlichen aus einem Label, welches aus Tag, Monat, Stunde und Minute zusammengesetzt ist. Wird nun eine Sendung verschoben (z. B. durch ARD-Brennpunkt), wird dies im EPG vermerkt mit dem Hinweis: "die folgende Sendung wird mit neuer Startzeit ausgestrahlt", anhand des Labels erkennt der Receiver jedoch, dass es dieselbe Sendung ist und fängt später mit der Aufnahme an. Die Aufnahme dauert, solange der EPG der aktuell laufende (current runnig) ist.
Zusätzlich wurde im Jahr 2000 mit dem Standard ETSI EN 301775 auch die Grundlage geschaffen, die bekannten analogen (siehe oben) VPS Signale über DVB zu übertragen. Dies geschieht wie beim Teletext auf Basis der VBI (Vertical Blanking Information). Dies ermöglicht das Einfügen des VPS-Signales an dem analogen Receiverausgang (z. B. SCART), womit ein Videorecorder wieder mittels VPS aufnehmen kann.
Somit wurden verschiedene Lösungen geschaffen, die für unterschiedliche Endgeräte (HDD-Recorder bzw. Videorecorder) konzipiert sind.
[Bearbeiten] Sendeanstalten mit funktionierendem VPS-Signal
ARD, ZDF, 3sat, ARTE, MDR, Bayern 3, WDR, NDR, RBB, ORF 1, ORF 2, SF 1, SF zwei