Vinschgau
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Unter dem Begriff Vinschgau (ursprünglich Vintschgau, it. Val Venosta) versteht man den westlichen Teil von Südtirol. Man unterscheidet hier meistens zwischen der geographischen Grenze, welche von Nauders (Österreich) bis zur Töll verläuft, und dem politischen Bezirk vom Reschen bis kurz vor die Ortschaft Naturns (bei Meran).
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[Bearbeiten] Geographie
Der Vinschgau ist bekannt als der regenärmste Teil Südtirols und gleichzeitig als eines der trockensten Gebiete der gesamten Alpen. In Glurns liegen die jährlichen Niederschlagsmengen unter 400 mm. (vgl. Innsbruck: 900 mm)
Der untere Vinschgau ist besonders für den Apfelanbau in Südtirol bekannt. Im oberen Vinschgau dominieren die Rinderzucht und Milchwirtschaft.
Eine Charakteristik des Vinschgaus ist der so genannte Sonnenberg, der sich von Schluderns bis Latsch erstreckt. Dieser fast baumlose Berghang wurde der Sage nach gerodet und das Holz dazu verwendet, um Venedig zu erbauen.
Das Wahrzeichen des Vinschgaus ist der im Reschensee stehende Kirchturm; das einzige Bauwerk, welches nach der Seestauung von Alt-Graun übrig geblieben ist.
Italiens zweitgrößter Fluss, die Etsch, entspringt im oberen Vinschgau bei Reschen und durchzieht das Tal bis zu seiner Grenze.
Der höchste Berg des Vinschgaus ist der Ortler.
[Bearbeiten] Geschichte
Der italienische (Venosta) wie der deutsche Name des Vinschgau (früher Venostengau) gehen auf das rätische Volk der Venosten zurück, die im Laufe der römischen Herrschaft romanisiert wurden.[1] Aus dem Vulgärlateinischen entstand hier die ladinische Sprache.
Bis ins 17. Jahrhundert wurde im Vinschgau wie auch in Nauders fast ausschließlich Ladinisch gesprochen. So war es im 14. und 15. Jahrhundert in Glurns die einzige bei Gericht verwendete Sprache. Im Zuge der Reformation, die in Tirol jedoch nur kurz währte, fand es ebenfalls Verwendung. Am längsten hielt sich das Ladinische im Oberen Vinschgau, und Taufers im Münstertal ging erst Anfang des 19. Jahrhunderts zum Deutschen über.[2] In Müstair (Münster) auf Schweizer Seite ist es bis heute die vorherrschende Sprache (siehe auch Unterengadinische Sprache).
Heute sprechen trotz über achtzigjähriger Zugehörigkeit zu Italien fast 97 % der ortsansässigen Vinschger Bevölkerung Deutsch und nur 3 % Italienisch als Muttersprache.
[Bearbeiten] Verkehr
Die Vinschgerbahn Meran - Mals hat am 5. Mai 2005 nach 15 Jahren Stilllegung und einer umfassenden Modernisierung wieder den Betrieb im Personenverkehr aufgenommen.
Eine Schweizer Postauto-Linie (Mals - Zernez) verbindet das Vinschgau mit dem Engadin und schliesst die Vinschgerbahn an das Netz der Rhätischen Bahn und schliesslich der SBB an. Vor über hundert Jahren bestanden mit dem Projekt der Ofenbergbahn bereits Ideen zur Verknüpfung dieser Bahnen. Durch den Erfolg der Vinschgerbahn wird auch eine Neuauflage dieses Projekts diskutiert.
[Bearbeiten] Die Bezirksgemeinschaft Vinschgau
Der Vinschgau als Bezirkgemeinschaft wurde 1962 gegründet. Die 13 angeschlossenen Gemeinden umfassen zusammen ein Gebiet von 1.442 km² mit ca. 34.200 Einwohnern. Hauptort ist Schlanders.
Die Gemeinden des Vinschgaus:
Graun Mals Prad Stilfs Schluderns Taufers Martell Kastelbell-Tschars Latsch Laas Schnals
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Die Besiedlungsgeschichte von Tirol. http://www.kfunigraz.ac.at/geowww/exkursion/alpenex/besiedlung.htm
- ↑ Gesellschaft für bedrohte Völker: Ladinien. http://www.gfbv.it/3dossier/ladin/ladinien-de.html
[Bearbeiten] Weblinks
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