Willibaldsburg
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Die Willibaldsburg ist eine von 1353 bis 1365 auf dem Willibaldsberg errichtete Burganlage in Eichstätt. Sie war von 1353 bis ins 18. Jahrhundert repräsentative Burg und Residenz der Eichstätter Bischöfe. Unter Bischof Johann Konrad von Gemmingen (1595-1612) erhielt die Burg unter anderem einen botanischen Garten den Hortus Eystettensis.
Seit 1880 ist die Stadt Eichstätt in Besitz der Burg. 1900 wird sie vom bayerischen Staat erworben und unter Denkmalschutz gestellt.
Heute beherbergt die Burg ein regionales Naturkunde-Museum, das in zwei Bereiche aufgeteilt wird: Das Jura-Museum besitzt zahlreiche fossile Stücken. Dazu gehört u.a. der berühmte Eichstätter Archaeopteryx. Der Historische Verein Eichstätt besitzt auf der Willibaldsburg ein eigenes Museum, das Museum für Ur- und Frühgeschichte. Es zeigt die Entwicklungsgeschichte der Region von der Steinzeit bis zum Frühmittelalter. Schwerpunkte bilden eiszeitliche Tierskelette von Mammut, Rentier und Hyäne, die Abteilung mit umfangreichen römischen Bodenfunden sowie ein großartiges Modell des römischen Kastells Pfünz mit über 400 bemalten Zinnfiguren.Im letzten Raum des Museums befindet sich eine sehenswerte spätmerowingische Grabanlage. Sonderausstellungen zu historischen Themen. (Siehe Museumsführer)
Das Jura-Museum stützt sich auf die bedeutsamen naturwissenschaftlichen Sammlungen des bischöflichen Seminars und wird von der Generaldirektion der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns betreut.
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[Bearbeiten] Geschichte
Eine erste Befestigungsanlage auf dem Burgberg wird bereits 1070 erwähnt. Unter Bischof Berthold von Zollern begann um 1355 der Ausbau zur wehrhaften Residenz der Bischöfe von Eichstätt. Der alte Bischofssitz lag in der Stadt neben dem Dom. Nach dem Aussterben der Schutzgrafen von Hirschberg (Graf Gebhard, 1351) musste der Bischof die militärische Sicherung der Bistums selbst organisieren. Das Domkapitel widersprach den Ausbauplänen anfangs wegen der hohen Kosten, der Bischof konnte sich aber durchsetzen.
Die hochmittelalterliche Burg Bischof Bertholds lag auf dem westlichen Sporn des Burgberges. An dieser Stelle erheben sich heute der "Gemmingenbau" Elias Holls. Diese erste Burganlage wurde in der frühen Neuzeit vollständig überbaut. Sie soll aus einem großen Steinhaus, einem Turm und einer Kapelle bestanden haben und durch Ringmauern und Gräben gesichert gewesen sein.
Bischof Friedrich von Oettingen (1383-1415) verstärkte die Befestigung durch die Anlage eines Zwingers und ließ ein „aestuarium magnum aestivale“ errichten. Hierbei dürfte es sich um einen Saalbau gehandelt haben, ein Sommerhaus, wie es auch auf anderen Burgen dieser Zeit nachweisbar ist.
Unter den Bischöfen Albrecht II. von Hohenrechberg (1429-1145) und Martin von Schaumberg (1560-1590) wurde die Burgveste erweitert und verstärkt. Der unter letzterem entstandene "Schaumbergbau" prägte die Burgansicht zusammen mit der Erweiterung der Spätrenaissance bis ins 19. Jahrhundert.
Bischof Johann Konrad von Gemmingen begann ab 1609 mit dem Bau eines repräsentativen Renaissancepalastes nach italienischem Muster. Die Pläne hierzu lieferte der Augsburger Stadtbaumeister Elias Holl. Zusammen mit Holls Augsburger Rathaus gilt dieses Fürstenschloss auch in seiner reduzierten Form als eines der wichtigsten Werke der deutschen Renaissance. Die zweitürmige Fassade entstand ab 1629 unter Mitwirkung Hans Alberthals und dessen Nachfolgers Martin Barbieri.
Bischof Johann Christoph von Westerstetten (1612-1636) vollendete den Neubau und veranlasste weitere Umbauten. Die Befestigungsanlagen wurden durch fünf moderne Bastionen verstärkt und die geräumige Vorburg angelegt.
Dennoch konnten die Schweden 1633 während des Dreißigjährigen Krieges die Schloßfestung einnehmen. Den katholischen Truppen gelang anschließend allerdings die Rückeroberung und erfolgreiche Verteidigung. Marquard II. Schenk von Castell (1636-1685) ordnete die Beseitigung der Beschädigungen an und ließ Geschützkasematten in die Bastionen einbauen.
1725 verlegten die Bischöfe die Residenz in das neue Stadtschloss am Dom. Die Willibaldsburg wurde Sitz einiger Ämter, später Spital und Gefängnis. Nach der Säkularisation des Hochstiftes Eichstätt veräußerte der bayerische Staat die Anlage an Privatleute. Alle brauchbaren Einrichtungsgegenstände verschwanden aus dem Räumen, Teilabbrüche reduzierten die Bausubstanz.
1829 kaufte Bayern die Halbruine zurück und setzte die Befestigungen notdürftig instand. Später diente die riesige Anlage als Kaserne, bevor um 1900 erste Bemühungen zur Erhaltung der Substanz einsetzten. 1962 übernahm die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen die Willibaldsburg, umfangreiche Sanierungsmaßnahmen begannen.
1976 konnte das Juramuseum im Gemmingenbau eröffnet werden. 1980 wurde das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Öffentlichkeit übergeben, 1998 der rekonstruierte Bastionsgarten eingeweiht. Nach 2000 legte man einen Rundweg um die Gesamtanlage und beseitigte den Schutt vor den beiden Hauptbastionen, so dass das Befestigungskonzept heute vollständig erlebbar geworden ist.
[Bearbeiten] Beschreibung
Die riesige Schlossfestung liegt westlich der Altstadt auf einem langgezogenen Bergsporn über dem Altmühltal. Die Gesamtanlage ist etwa 420 m lang und bereits durch ihre Lage gut gesichert. Die Altmühl macht hier eine spitzwinkelige Biegung, der dadurch entstandene Geländerücken war ein idealer Standort für die mittelalterliche Burg und spätere Festung.
Der Burgweg zieht sich von Osten kommend den Hang hinauf zur Vorburg. Das schlichte Portal mit der Statue des hl. Willibald wird von zwei Bastionen (1612) gesichert, die zur Seitenbestreichung des Zugangs durch Geschütze eingerichtet sind. Der Weg führt nun durch eine eindrucksvolle, 63 m lange Torhalle hinauf zum Burghof. Das Tonnengewölbe ist 9 m hoch. Im Norden schließen sich die Stallungen an den Torbau an, anschließend folgen die eingeschossigen Flügel des ehemaligen Spitals, bzw. Zuchthauses mit dem Rundbau der Zuchthauskapelle. Der östliche Vorburgbereich ist allerdings nicht öffentlich zugänglich.
Der nun folgende geräumige Hof entstand erst durch die Abbrüche des 19. Jahrhunderts und dient heute als Parkplatz. Von der ehemaligen Bebauung haben sich nur die Reste des "Schaumbergbaues" im Norden erhalten. Bemerkenswert ist hier die gotische „Dürnitz“, eine fünfjochige, kreuzgewölbte Hofstube, deren quadratischer Hauptsaal auf einem runden Mittelpfeiler ruht. Unter der Dürnitz liegt der zweischiffige Keller mit seinen Tonnengewölben. Weitere Kellerräume befinden sich unter der Hoffläche.
Sonst erinnert obertägig bis auf die Schildmauer vor dem „Gemmingenbau“ nichts mehr an den „Schaumbergbau“, dessen Hauptsaal nach dem Hofkammerprotokoll von 1765 neunundzwanzig Fenster besaß und von einer prächtigen Holzdecke überspannt war. Auch die sonstige Ausstattung dürfte künstlerisch recht bedeutend gewesen sein, wie schon die erhaltene Dürnitz belegt.
Durch den Abbruch des „Schaumbergbaues“ liegt die mächtige Schildmauer der mittelalterlichen Burg wieder frei vor dem Betrachter. Ehemals flankierten zwei Türme die fünf Meter starke Wehrmauer. Dahinter liegen die drei Flügel des „Gemmingenbaues“. Dieses, sogenannte „Neue Schloss“ umschließt einen Innenhof der Spätrenaissance, der allerdings nur teilweise nach den Plänen Holls vollendet werden konnte. So sollte etwa der Nordflügel um zwei Fensterachsen nach Norden verschoben werden. Das Portal des Westbaues liegt deshalb am Nordeck, den Erdgeschossarkaden des Südflügels fehlen die nördlichen Gegenstücke. Zudem brach man 1826 die Obergeschosse im Süden und Westen ab, nachdem die Dächer bereits nach der Sakularisation abgedeckt worden waren.
Trotzdem gilt besonders der monumentale Westbau mit seinen beiden quadratischen Ecktürmen und der vorgelegten Bastionärbefestigung als Wahrzeichen der Stadt. Nach außen erscheint der „Gemmingenbau“ viergeschossig (ehemals fünfgeschossig), die Türme treten kräftig vor und werden von Oktogonen mit Zinnenbrüstungen abgeschlossen.
Die erwähnten eindrucksvollen Westbastionen entstanden unter Bischof Marquard Schenk von Castell (bez. MDCLV = 1660) als Ersatz älterer Basteien. Als Ravelin bzw. Lünette war bereits 1658 zusätzlich die Bastion „Halbmond“ vor die Westfront gelegt worden.
[Bearbeiten] Literatur
- Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Mittelfranken, I. Stadt Eichstätt; München, 1924 (Reprint München, Wien, 1981)
- Oskar Frhr. Lochner von Huettenbach: Die Willibaldsburg bei Eichstätt; 1914; 40 S. (aus: Sammelblatt des historischen Vereins Eichstätt; Jg. 27)
- Alexander Rauch: Stadt Eichstätt (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler in Bayern, Band I.9/1). München, Zürich, 1989. ISBN 3-7954-1004-5
- Die Willibaldsburg, Teil 1: Von der vorgermanischen Fliehburg zum mittelalterlichen Fürstensitz; Beltz' Lesebogen. Das schöne Franken, Bogen 6; Hrsg. v. d. Jugendschriftenstelle des NSLB, Gau Franken; Langensalza, Berlin, Leipzig: Beltz. [um 1938]; 16 S. m. Abb.
- Die Willibaldsburg, Teil 3: Jahrhunderte des Niedergangs; Beltz' Lesebogen. Das schöne Franken, Bogen 8 D; Hrsg. v. d. Jugendschriftenstelle des NSLB, Gau Franken; Langensalza, Berlin, Leipzig: Beltz [um 1938]; 32 S. mit Abb.
- Manfred F. Fischer: Die Willibaldsburg in Eichstätt. Amtlicher Führer; 31. - 38. Tsd.; München: Bayer. Verwaltung der Staatl. Schlösser, Gärten u. Seen, 1987; 34, 10 S.
- Sabine Glaser: Die Willibaldsburg in Eichstätt. Amtlicher Führer; 23., neu gestaltete Aufl.; München: Bayer. Verwaltung der Staatl. Schlösser, Gärten u. Seen, 2000; 48, 16 S.
- Albert J. Günther: Inventarisation der Wappen u. Bauinschriften auf der Willibaldsburg; Sammelbl. des Historischen Vereins Eichstätt 96/2003.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Geschichte der Burg
- Juramuseum
- Ur- und Frühgeschichtliches-Museum
- Bastionsgarten
- Historischer Verein Eichstätt: Geschichte der Willibaldsburg
Koordinaten: 48° 53′ 42″ N, 11° 10′ 06″ O