Hortus Eystettensis
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Der Hortus Eystettensis, was mit der Eichstätter Garten zu übersetzen wäre, ist ein 1613 erschienenes botanisches Werk, das im Auftrag des Fürstbischofs von Eichstätt, Johann Conrad von Gemmingen durch den Apotheker, Botaniker, Sammler, Kupferstecher und Verleger Basilius Besler aus Nürnberg (1561-1629) angefertigt wurde. Sein Originaltitel: Hortus Eystettensis sive Diligens et accurata omnium plantarum, florum, stirpium, ex variis orbis terrae partibus, singulari studio collectarum, quae ... ebantur delineatio et ad vivum repraesentatio.
Der Hortus Eystettensis zeigt in 367 Abbildungen 1.084 Pflanzen aus dem fürstbischöflichen Garten auf der Residenz Willibaldsburg in Eichstätt, der als einer der prächtigsten seiner Zeit galt. In ihm waren nahezu alle zu dieser Zeit bekannten Kulturpflanzen zu finden. Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurde der Garten beschädigt und ging gegen Ende des 17. Jahrhunderts ab. Heute zeugt der auf der Willibaldsburg neu errichtete "Bastionsgarten" von seiner einstigen Pracht, wobei jedoch dieser Garten weder an der historisch korrekten Stelle noch in der (nicht überlieferten) historischen Form angelegt wurde. Vielmehr sind die im Druck belegten Pflanzen in moderner Form thematisch arrangiert.
Die Pflanzen werden zumeist in natürlicher Größe dargestellt. Besler ordnete sie nach der Jahreszeit ihres Erscheinens, also nach Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Da Besler kein Wissenschaftler war, hatte er den Botaniker Ludwig Jungermann als Mitautor gewonnen. Im Übrigen werden jeweils die Quellen der damaligen Fachliteratur angegeben, darunter so berühmte Botaniker wie Joachim Camerarius, Carolus Clusius, Caspar Bauhin, Leonhart Fuchs, Tabernaemontanus oder Matthias Lobelius.
Das Werk zeigt Pflanzenarten aus aller Welt, darunter 349 Arten, die in Deutschland vorkamen, 209 süd- und südosteuropäischer Herkunft, 63 asiatische, 9 afrikanische und 23 amerikanische Arten.
Für Historiker und Botaniker ist dieses Werk – eines der wichtigsten in der botanischen Literatur – eine wichtige Quelle für die Verbreitung von Kultur- und Gartenpflanzen in Mitteleuropa und war damals das modernste Pflanzenbuch überhaupt.
Der Hortus Eysttensis, ging 1613 in zwei Versionen in den Erstdruck. Eine hochwertige kleine Auflage, einseitig bedruckt, meist koloriert und als fürstliches Geschenk gedacht, für 500 Gulden. Und eine günstige Buchhandelsausgabe in einer Auflage von 300 Stück, zum Preis von 35 bis 48 Gulden. Zum Vergleich, ein stattliches Haus kostete in jener Zeit 2500 Gulden, ein Zimmermannsknecht verdiente 8 Gulden im Monat. Diese Erstdrucke erkennt man an speziellen Wasserzeichen, dem Titelblatt mit Gemmingenschen Wappen (siehe Bild)und der Widmung für Fürstbischof von Gemmingen, der zum Zeitpunkt des Drucks bereits verstorben war.
Noch im selben Jahr, sowie 1627, brachte die Familie Besler weitere Drucke heraus, jedoch aus Kostengründen ohne Begleittexte (Auflage ca. 200 Stück). Diese Drucke erfolgten ohne Genehmigung des Bistums Eichstätt. Nach dem Tode Beslers gingen die Druckplatten zurück an das Fürstbistum, und dieses brachte 1640, 1713 und 1751 weitere Auflagen in Druck, jedoch wegen der Abnutzung der Kupferplatten mit jedem weiteren Druckvorgang, mit geminderter Qualität. Auch die Nachdrucke wurden später teilweise koloriert. Heute sind insgesamt 28 kolorierte Exemplare bekannt.
Lange Zeit wurde angenommen, die Druckplatten seien 1820 eingeschmolzen worden. 1998 wurden jedoch 329 von 372 Platten in der Albertina in Wien überraschend entdeckt.
Insbesondere die vielen Nachdrucke wurden später oft auseinandergenommen und werden heute als Einzelblätter teuer gehandelt.
Die hier eingestellten Bilder stammen aus einem Buch des hochwertigen Erstdruckes, welches zur Kolorierung vorgesehen war, aber dennoch unkoloriert blieb.
[Bearbeiten] Literatur
- Daniel Burger: Der Blick auf den Hortus Eystettensis. Die „Große Altane“ auf der Willibaldsburg als Kunstkammer des Eichstätter Bischofs Johann Cobnrad von Gemminen. In: Forschungen zu Burgen und Schlössern 5. München und Berlin 2000.
[Bearbeiten] Weblinks
- Der Botanische Garten des Fürstbischofs Johann Conrad von Gemmingen
- Kurzbiographie Beslers
- Beslers Buch im Deutschen Museum
- [1] Gartengemälde-Ausstellung mit 2 Beslers Originalen