Winfried Brugger
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Winfried Brugger (* 26. Februar 1950 in Tettnang) ist ein deutscher Rechtswissenschaftler.
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[Bearbeiten] Leben
Nach seinem Abitur am Graf-Zeppelin-Gymnasium in Friedrichshafen 1968 studierte Brugger von 1968 bis 1973 und von 1976 bis 1979 unter anderem Rechtswissenschaft, Philosophie und Soziologie an den Universitäten München und Tübingen. Seine juristischen Staatsexamina legte er 1973 und 1976 ab. Danach war er von 1976 bis 1983 wissenschaftlicher Assistent an der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen.
1980 wurde er dort mit einer Arbeit zu Max Weber „summa cum laude“ zum Dr. iur. promoviert. In den Jahren 1980 und 1981 studierte er dann Rechtswissenschaft an der University of California, Berkeley und erwarb den Master of Laws. 1986 wurde er nach seiner Habilitation Privatdozent für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Tübingen.
Seit 1992 ist er ordentlicher Professor für Öffentliches Recht, Rechtsphilosophie und Allgemeine Staatslehre an der Universität Heidelberg; daneben ist er häufig als Gastprofessor an Rechtsfakultäten der USA tätig, insbesondere an der Georgetown University.
Brugger ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift Der Staat.
[Bearbeiten] Werk
Äüßerst umstritten sind die Thesen Winfried Bruggers zur sogenannten Rettungsfolter. Brugger vertritt spätestens seit 1995 die Ansicht, daß auch der grundgesetzlich (Art. 1 GG) garantierte Anspruch auf Achtung der Menschenwürde einer Abwägung fähig und bedürftig sei (1) und daß es in bestimmten Gefahrensituationen gerechtertigt sein könne, polizeirechtlich verantwortliche Personen zu foltern (2).
Brugger leitet seine Thesen anhand des folgenden, von Niklas Luhmann inspirierten Beispiels ein:
Eine Stadt wird von einem Terroristen mittels einer chemischen Bombe erpreßt. Der Verdächtige wird gefaßt und berichtet glaubhaft, den Zeitzünder der Bombe bereits betätigt zu haben. Sobald die Bombe hochgehe, würden alle Einwohner der Stadt eines grausamen Todes sterben. Die Androhung aller Zwangsmittel nützt nichts, der Verdächtige schweigt. (kurz gefaßt nach: Brugger 1996, vgl. Literaturhinweise)
In dieser Situation sei es der Polizei nicht nur erlaubt, sondern sie habe darüber hinaus sogar die Pflicht, den Verdächtigen zwecks Erlangung von Informationen über den Verbleib der Bombe zu foltern. Der Anspruch des Verdächtigen auf Achtung seiner Menschenwürde kollidiere mit der Würde der von der Bombe bedrohten Einwohner der Stadt und habe im vorliegenden Fall zurückzutreten.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- Liberalismus, Pluralismus, Kommunitarismus. Studien zur Legitimation des Grundgesetzes, Baden-Baden 1999. ISBN 3-7890-6215-4
- Das anthropologische Kreuz der Entscheidung in Politik und Recht, Baden-Baden 2005. ISBN 3-8329-1465-X
- Freiheit und Sicherheit. Eine staatstheoretische Skizze mit praktischen Beispielen, Baden-Baden 2004. ISBN 3-8329-0808-0
- Demokratie, Freiheit, Gleichheit. Studien zum Verfassungsrecht der USA, Berlin 2002. ISBN 3-428-10827-2
- Einführung in das öffentliche Recht der USA, 2. Aufl., München 2001. ISBN 3-406-47704-6
[Bearbeiten] Aufsätze
- Darf der Staat ausnahmsweise foltern?, in: Der Staat 35 (1996), S. 67-97
- Kampf um die Verfassungsgerichtsbarkeit: 200 Jahre Marbury v. Madison, in: JuS 2003, S. 320 ff.
- Communitarianism as the social and legal theory behind the German Constitution, in: I-Con 2 (2004), 431-460
- Protection or prohibition of aggressive speech? Arguments from the liberal and communitarian perspectives, in: Paul van Seters, ed., Communitarianism in law and society, 2006, 163-200.
- Konkretisierung des Rechts und Auslegung der Gesetze, in: AöR 119 (1994), S. 1 ff.
- Das anthropologische Kreuz der Entscheidungen in Politik und Recht, in: ZfP 2005, S: 261 ff.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Winfried Brugger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Seite des Lehrstuhls von Prof. Dr. Winfried Brugger, LL.M an der Uni Heidelberg
- Seite von Prof. Dr. Winfried Brugger am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
- Winfried Brugger, "Der neue U.S. Supreme Court: Eine konservative Bastion?" in Humboldt Forum Recht
- Winfried Brugger, "Vergangenheitsbewältigung im Kreuz der Entscheidung" in Humboldt Forum Recht
- Winfried Brugger, "Darf der Staat foltern?" in Humboldt Forum Recht
Personendaten | |
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NAME | Brugger, Winfried |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Rechtswissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 26. Februar 1950 |
GEBURTSORT | Tettnang |