Abfaltersbach (Tirol)
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Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Tirol |
Bezirk: | Lienz |
Fläche: | 10,27 km² |
Einwohner: | 630 (2005) |
Höhe: | 983 m ü. A. |
Geografische Lage: | Koordinaten: 46° 45′ 37" N, 12° 32′ 31" O46° 45′ 37" N, 12° 32′ 31" O |
KFZ-Kennzeichen: | LZ |
Postleitzahl: | 9913 |
Vorwahl: | 0 48 46 |
Gemeindekennziffer: | 7 07 01 |
Gemeindeamt: | Nr. 19 9913 Abfaltersbach |
Offizielle Website: | |
Politik | |
Bürgermeister: | Josef Rauchegger (ÖVP) |
Gemeinderat (2004) (11 Mitglieder) |
ÖVP-L. der Arbeitn. + Bauern 5, Allg. Liste f. Abf. 3, Pro Abfaltersbach 3 |
Lage von Abfaltersbach im Bezirk Lienz | |
Abfaltersbach ist eine Gemeinde im Bezirk Lienz, Tirol (Österreich).
Die Gemeinde hatte 2001 616 Einwohner, liegt auf einer Höhe von 983 m und erstreckt sich über eine Fläche von 10,3 km². Abfaltersbach liegt an der sonnigen Talseite des Pustertales. Der Bau der Umfahrungsstraße im Jahr 2000 sorgte für eine Verkehrsentlastung im Ort.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Anras, Außervillgraten, Kartitsch, Strassen
[Bearbeiten] Geschichte
Die älteste Namensform „Affoltrupach" ist uns in einer Urkunde von 1160 überliefert und weist auf eine alte Besiedelung hin. Der Erlbach, der „kleine Bach vom Anraser Berg"(urk. 769), an dem Abfaltersbach liegt, war durch Jahrhunderte Grenzbach. Er wird bis ins 13. Jh. als östliche Grenze des bajuwarischen Siedlungsgebietes und gleichzeitig als Ostgrenze des freisingischen Herrschaftsgebietes erwähnt und ist auch bis 1500 Grenze zwischen dem görzischen Landgericht Heinfels und dem Gericht Anras. Abfaltersbach blieb noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Grenzgemeinde der beiden Gerichte Heinfels und Anras. 1805 bis 1809 war Abfaltersbach dem Königreich Bayern und von 1810 bis 1813 dem Kaisertum Frankreich (Provinz „La Carinthie) einverleibt. 1938 wurde die Gemeinde Abfaltersbach aufgelöst und mit der Gemeinde Strassen vereinigt, 1948 als selbständige Gemeinde wiederhergestellt.
[Bearbeiten] Wappengeschichte
Das 1984 verliehene Wappen der Gemeinde Abfaltersbach weist auf drei geschichtliche Tatsachen hin: a) Mohrenkopf - Abfaltersbach war vom 8. bis ins 19. Jhdt. eine Grenzgemeinde (Grenzbach – Erlbach) im Herrschaftsgebiet des Hochstiftes Freising (Freising führte den Mohrenkopf im Wappen). b) Löwe - vom 13. Jhdt. bis 1500 gehörte Abfaltersbach zum Hoheitsgebiet der Görzer Grafen in Lienz (sie führten den Löwen im Wappen). c) Die Schrägeinteilung soll die Grenzlage bis ins 19. Jhdt., der Zweig in der Hand des Mohrenlöwen den Namen der Gemeinde versinnbildlichen. Der Name Abfaltersbach dürfte mit Sicherheit vom Wort „Erle" abgeleitet sein. (Anmerkung: „Affulterstauden" als Volksname für Erle im deutschen Sprachraum noch gebräuchlich; vgl. Dr. Kurt Walde „Die Gemeinden Tirols", 2. Heft, 1956) Gemeinde
[Bearbeiten] Katastrophen
Im Laufe der Geschichte war der Erlbach nicht nur Grenzbach sondern auch eine ständige Bedrohung der Siedlungen. So gelobte die Gemeinde 1802 nach einem schrecklichen Gewitter „ein Stundengebet am 1., 2. und 3. Juli und am 4. Juli in Feiertagsordnung eine Prozession mit Bachsegnung jährlich abzuhalten". Als die Bahn gebaut wurde, erhielt der Bach ein tiefes Bachbett und seit 1980 ist die Gefahr durch Talsperren entschärft. 1882 zerstörte die Drau fünf Gebäude ( Perfler, Rogger und Brugger Schmiede, die „Kolagner"-Mühle, Brugger Säge), beschädigte zwei Wohnhäuser und richtete gewaltige Flurschäden an. In den Hochwasserjahren 1965 und 1966 konnte die Drau im Überschwemmungsgebiet von 1882 gehalten werden. Trotzdem entstand beachtlicher Sachschaden an einem Wohnhaus (Tengg), an der Kunstmühle (Stallbaumer) und dem Sägewerk (Ortner). Auch der Pulverbach richtete immer wieder Flurschäden an. Brandkatastrophen vernichteten in Abfaltern 1897 drei Häuser und 1904 fünf Gebäude. 1939 wurden die zwei Aigner Futterhäuser an der Hauptstraße, die miteinander über die Straße hinweg baulich verbunden waren, ein Raub der Flammen. In den letzten drei Jahrzehnten blieb Abfaltersbach von großen Kathastrophen verschont.
[Bearbeiten] Kirche
Das Gebiet bis zum Erlbach wurde bis 1190 vom Chorherrenstift Innichen und später von der Pfarre Sillian aus seelsorglich betreut. Im Ortsteil Abfaltern wird schon 1143 eine Kapelle erwähnt. Die heutige Pfarrkirche zum Hl. Andreas wurde zusammen mit dem Friedhof 1441 geweiht und später (1765) innen barockisiert. Im Jahre 1652 erhielt Abfaltersbach den ersten eigenen Kuraten und ist seit 1891 eine eigene Pfarrei. Schon um 1590 stand im Ortsteil Walde ein Bildstock der Familie Aigner und später eine Kapelle, in der sich laut Votivtafel ein Wunder ereignet haben soll. Der gebürtige Abfaltersbacher Johann Anton Aigner (Pfarrer in Payerbach) stiftete und erbaute an dieser Stelle mit Hilfe seines Bruders Karl Aigner 1772 die Filialkirche Mariä Heimsuchung. In Geselhaus steht seit 1905 eine Lourdeskapelle. In Einöd erbauten die Brüder Bartholomäus und Josef Goller 1975 eine Kapelle (dem Hl. Bartholomäus geweiht).
[Bearbeiten] Schulwesen
1738 stiftete Johann Anton Aigner die Schule in Abfaltersbach mit Fonds. Die Besitzer des Gasthauses Aigner hatten das Recht, die Lehrer- und Orgasnistenstelle zu verleihen. Lange Zeit diente die Scheune eines Bauernhofes („Saxl-Haus") als Schulraum. Das erste Schulhaus wurde 1904 erbaut (heute Gemeindehaus). 1962 errichtete man an der bisherigen Bundesstraße im Ortsteil Walde eine sechsklassige Volksschule(derzeit zweiklassig geführt). Die Gemeinden Abfaltersbach, Anras und Strassen bauten 10 Jahre später gemeinsam die achtklassige Sprengel-Hauptschule ostseitig an das Volksschulgebäude an. Seit 1976 ist im Volksschulgebäude auch der Gemeindekindergarten untergebracht. Eine öffentliche Bücherei löste 1974 die Pfarrbücherei ab und befindet sich seither im Gebäude der Hauptschule.
[Bearbeiten] Vereinswesen
Als Kulturträger ist neben den traditionellen „Schützen" an erster Stelle das Musikwesen zu nennen. Die 1825 gegründete Musikkapelle hat ihren musikalischen Stellenwert bis heute erhalten und den Nachwuchs durch die Musikschule Abfaltersbach (gegr. 1971 – seit 1999 in der Musikschule Oberland integriert) gesichert. Die Singgruppen „Frauensingkreis", „Chor Belcanto" und Kirchenchor ergänzen mit abwechsungsreichem Liedgut das Musikwesen in der Gemeinde. Die Freiwillige Feuerwehr besteht seit 1896. Das Feuerwehrhaus befindet sich in Walde und ist mit zeitgemäßen Geräten ausgestattet. Derzeit stehen 4 Lösch -gruppen mit 65 aktiven Mitgliedern zur Verfügung. 1970 wurde auch ein Sportverein gegründet und zählt zur Zeit 270 Mitglieder mit zwei schönen Sportanlagen (Eisplatz und Fußballplatz). Die Sportschützen bilden einen eigenen Verein. Der Krippenverein ist kirchlich orientiert. Das jüngste Vereinskind ist die „Jugendheimbühne" mit einem jährlichen komödiantischen Stück und einer Faschingsveranstaltung. Ein romantischer Blick in die Geschichte des Dorfes:
Bis heute ist uns das „Badl" in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Das typische Biedermeier- Bauernbadl wurde 1855 von den Besitzern des Gasthauses Aigner errichtet. Die Bevölkerung schreibt der Quelle immer noch heilende Wirkung zu und besucht in den Sommermonaten diesen nostalgischen Bade- und Gastbetrieb. Ebenso als ein Denkmal traditioneller Handwerkskunst wurde 1991 die Glasurmühle der Hafnerei Steger wiederhergestellt. Das Hafnereigewerbe wurde nachweislich seit 1654 eben dort bis 1989 betrieben.
[Bearbeiten] Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung 1869 bis 2001 |
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Jahr | Bevölkerung | Jahr | Bevölkerung | ||
1869 | 404 | 1939 | 464 | ||
1880 | 483 | 1951 | 538 | ||
1890 | 453 | 1961 | 598 | ||
1900 | 441 | 1971 | 617 | ||
1910 | 465 | 1981 | 622 | ||
1923 | 462 | 1991 | 617 | ||
1934 | 451 | 2001 | 616 |
[Bearbeiten] Bevölkerungsstruktur
Die Gemeinde hatte laut Volkszählung 2001 616 Einwohner. 98,2 % der Bevölkerung besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft. Zur römisch-katholischen Kirche bekennen sich 99,2 % der Einwohner.
[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungszahl der Gemeinde war zwischen 1900 und 1939 gleichmäßig stabil. Erst danach setzte bis 1971 ein Wachstum ein, die die Bevölkerungszahl um rund ein Drittel erhöhte. Seit diesem Zeitpunkt stagnierte das Wachstum jedoch wieder.
[Bearbeiten] Bedeutende Persönlichkeiten
Bedeutende Persönlichkeiten der Gemeinde waren der Elfenbeinschnitzer Simon Troger (*1683; †1768 in Haidhausen), Johann Anton Aigner, Pfarrer zu Payerbach, Stifter der Filialkirche und Stifter der ersten „Kinderschul" und Anton Ortner (1817–1885), Kunsttischler im Pustertal.
[Bearbeiten] Literatur und Quellen
- Duregger, Maria: Systematische Darstellung der historischen Entwicklung des Schulwesens der Gemeinde Abfaltersbach. Innsbruck 1988
- Fürhapter, VD: Bezirkskunde Osttirol. S.83-85 und Ortskunde von Abfaltersbach
- Gaisböck, Agathe: Bundesland Tirol. Innsbruck 1962
- Gemeinde Abfaltersbach: Gemeindespiegel 1988 und Gemeindestatistik 2000
- Pizzinini, Meinrad, Dr., Osttirol, Tyrolia. Innsbruck 1971
- Schneider, Andreas: Dorfchronik Abfaltersbach
- Spindler, Konrad: Das alte Hafnerhandwerk im Lande Tirol. Innsbruck 1990
- Walde, Kurt: Die Gemeinden Tirols. 2. Heft: Abfaltersbach. Innsbruck 1956
- Ortner, Joachim: Die Chronik der Familie Aigner 2003 Lienz-Katsdorf
[Bearbeiten] Weblinks
- Webportal von Gottfried Schneider
- Homepage der Landjugend Abfaltersbach
- www.geschichte-tirol.com: Abfaltersbach
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