Altnubisch
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Altnubisch |
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Gesprochen in | ehemals Sudan | |
Sprecher | (ausgestorben) | |
Linguistische Klassifikation |
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Altnubisch ist die Sprache, die in Nubien im Mittelalter gesprochen wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Sprachfamilie und Verbreitung
Altnubisch gehört zur Familie der Ostsudanischen Sprachen mit Nilo-Sahara Quellen. Es ist vor allem mit dem heutigen Nobiin sowie einigen lokalen Sprachen im westlichen Sudan (v. a. Midob) und Uganda verwandt. Im Gegensatz zum heutigen, meist in arabischer Schrift geschriebenen, Nubischen, wurden altnubische Texte mit der Nubischen Schrift, einer Abwandlung des griechischen und koptischen Alphabets niedergeschrieben. Zwei Zeichen stammen aus dem Meroitischen, was belegt, dass bei der Erstellung der Schrift für diese Sprache das Meroitische zumindest von einigen wenigen noch verstanden wurde. Das Alphabet kennt 30 Zeichen. Die ersten Texte datieren in das 8. Jahrhundert, der letzte bekannte Text wurde 1485 geschrieben. Es lassen sich zwei Dialekte unterscheiden. Das 'klassische' Altnubisch, dass wohl vor allem im Reich von Makuria benutzt wurde und eine Variante, die im Reich von Alwa belegt ist. Durch den Forschungsstand bedingt sind viel mehr Texte aus dem Reich von Makuria bekannt. Beide Dialekte benutzten auch einzelne, verschiedene Zeichen.
[Bearbeiten] Sprachtyp
Das Altnubische zählt zu den agglutinierenden Sprachen, das heißt, die grammatischen Formen werden durch das Anhängen zahlreicher Prä- und Suffixe an den zumindest theoretisch unveränderlichen Wortstamm gebildet. Neben dieser Grundregel kennt das Altnubische jedoch zahlreiche (sowohl progressive als auch regressive) Assimilationsregeln zur Konsonantenharmonisierung, so dass sich in der Praxis auch der Wortstamm sehr wohl verändern kann.
Die altnubische Sprache kennt keine Genera. Tar z. B. heißt er/sie/es. Es gibt auch keinen bestimmten Artikel, während es einen unbestimmten Artikel gibt.
[Bearbeiten] Lautsystem
Das Altnubische hatte die folgenden Konsonanten (Zuordnung ist in einzelnen Fällen unsicher):
Bilabial | Alveolar | Palatal | Velar | ||
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Plosive | stl. | p | t | k | |
sth. | b | d | ɟ (ǵ) | g | |
Frikative | stl. | ɸ (ph) | s | ç (š) | x (h) |
sth. | β (w) | ʝ (i) | |||
Nasale | m | n | ɲ (ń) | ŋ (ṅ) | |
Laterale | l | ||||
Taps | ɾ (r) |
An Vokalen existierten die Monophthonge a, e, i, o und u sowie die Diphthonge ai, au und oi.
[Bearbeiten] Substantive
Es gibt einfache oder zusammengesetzte Substantive.
einfache Substantive:
- gad - Körper
- eir - Feuer
- asse - Wasser
Zusammengesetzte Substantive können verschiedene Affixe aufweisen.
- tapp-att - Zerstörung (von tapp/dapp - verfallen)
- arm-s - Urteil (von arm - beobachten)
Es gibt einige Lehnwörter aus dem Griechischen (angelos - Engel), Koptischen (nape - Sünde), Ägyptischen (orp < äg. jrp "Wein") oder Arabischen (sachch "Einsiedler").
Die Sprache kennt fünf Kasus: Subjektiv mit der Endung –il (die unter bestimmten Umständen auch fehlen kann): it-i "ein Mensch", Genitiv mit der Endung -n(a): ṅod-i-n angelos "der Engel Gottes", Direktiv auf –ka: igu-ka "die Menschen", Prädikativ auf –a: uru-a "(er ist) König und Appositiv auf –u: ṅod-u till "Gott, der Herr". Das Subjektiv entspricht unserem Nominativ und markierte das Subjekt eines Satzes. Der Direktiv markierte ein direktes oder indirektes Objekt im Satz. Der Prädikativ markiert das Prädikat im Satz, aber auch den Vokativ; der Appositiv markiert Substantive, die durch eine Apposition näher beschrieben werden. Dabei ist die Eindordnung des Appositivs als Kasus nicht sicher, möglicherweise ist das -u auch lediglich ein Bindevokal.
Substantive, meist im Kasus Subjektiv, können mittels einer Endung –l determiniert werden: ag-i-l "der Mund", ṅa-l "der Sohn" (ohne Subjektivendung)
Das Altnubische unterscheidet die Numeri Singular und Plural, der Plural wird gewöhnlich mit der Endung –gu gebildet: Indeterminiert: uru-i-gu "Könige" (Subjektiv), Determiniert: dio-l-gu "die Toten". Die Pluralendung kann auch selbst determiniert werden: ukr-i-gu-l "die Tage", dio-l-gu-l "die Toten". Daneben existieren noch die Endungen –ri-gu für Belebtes und –ni-gu für Unbelebtes, die mit –gu austauschbar sind: : angelos-ri-gu "Engel", kisse-ni-gu "Kirchen".
[Bearbeiten] Pronomina
[Bearbeiten] Personalpronomina
Die Personalpronomina lauten:
Singular | Plural | |||
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Person | Altnubisch | Deutsch | Altnubisch | Deutsch |
1. | ai | ich | u | wir (inklusiv) |
er | wir (exklusiv) | |||
2. | ir | du | ur | ihr |
3. | tar | er, sie | ter | sie |
[Bearbeiten] Verben
Das Altnubische kennt drei formale Arten von Verben: einfache: ir- "können", kar- "tragen", taru "segnen", reduplizierte (Intensiva und Iterativa): kaskas "schöpfen" sowie zusammengesetzte: en-it "mit sich nehmen" (en = aufheben, it = nehmen).
[Bearbeiten] Tempora und Modi
Verben können in vier Tempora stehen (Präsens, Präteritum I, Präteritum II und Futur). Dazu gibt es noch einen Imperativ. Präteritum I entspricht nach heute gängiger Grammatikinterpretation einem erzählenden Imperfekt, während Präteritum II eine punktuelle Handlung in der Vergangenheit entspricht. Hierzu muss jedoch angemerkt werden, dass die Tempusfunktionen im Nubischen derzeit immer noch Gegenstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sind, so dass hier lediglich eine Theorie wiedergegeben werden kann.
Zeitform | Altnubisch | Übersetzung |
---|---|---|
Präsens | dollina | du wünschst |
Präteritum I | dollona | du wünschest |
Präteritum II | dollisina | du hast gewünscht |
Futur | dollanna | du wirst wünschen |
Imperativ | dollatame | wünsche!! |
Das Verb doll - wünschen im Präsens im Subjunktiv
Person | Altnubisch | Übersetzung |
---|---|---|
1. Person Singular | dolliri | ich wünsche |
2./3. Person Singular | dollin | du wünschst/er/sie/es wünscht |
1./2. Person Plural | dollirou | wir wünschen/ ihr wünscht |
3. Person Plural | dolliran | sie wünschen |
Das Verb doll - wünschen im Präsens im Indikativ
Person | Altnubisch | Übersetzung |
---|---|---|
1. Person Singular | dollire | ich wünsche |
2./3. Person Singular | dollina | du wünschst/er/sie/es wünscht |
1./2. Person Plural | dolliro | wir wünschen/ ihr wünscht |
3. Person Plural | dollirana | sie wünschen |
[Bearbeiten] Genera verbi
Durch verschiedene Affixe lassen sich von Verben und Substantiven Verben verschiedenere Genera ableiten:
- intentiv auf ein Objekt im Singular: pes-i-r "etwas sagen" zu pes "sprechen"
- intentiv auf ein Objekt im Plural: pes-i-ǵ "sagen" (vieles oder zu Vielen)
- reflexiv (selten): kap-s "selbst essen" (im Gegensatz zum Essen Anderer)
- passiv: au-tak "getan werden"
- incohativ: tull-i-ṅ "ruhig werden" zu tull "still sein"
- kausativ: das Altnubische unterscheidet drei Arten der Kausativbildung: 1. dativ: deutet das Anordnen einer Handlung an: unn-a-tir "gebären lassen" zu unn- "gebären", 2. produktiv: dat-a-k(i)r "zusammenbringen" zu dat- "sammeln (?), 3. effektiv: aru-a-gar "regnen lassen" zu aru "Regen".
- stativ: ogiǵ-en "Mann sein zu og(i)ǵ "Mann"
[Bearbeiten] Syntax
Die normale Satzordnung ist Subjekt + Prädikat, obwohl es in seltenen Fällen auch anders herum sein kann. Die Negation einer Verbform erfolgt durch das Infix –men-, das zwischen Verbstamm und Endung tritt: pes-min- "nicht sein".
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Gerald M. Browne: Griffith's Old Nubian Lectionary. Rome/Barcelona 1982.
- Gerald M. Browne: Old Nubian Texts from Qasr Ibrim I (with J.M.Plumley), London 1988
- Gerald M. Browne: Introduction to Old Nubian, Berlin 1989, ISBN 3050008296
- Gerald M. Browne: Old Nubian Texts from Qasr Ibrim II. London 1989
- Gerald M. Browne: Old Nubian dictionary. Corpus scriptorum Christianorum orientalium, vol. 562. Leuven: Peeters, 1996, ISBN 9068317873.
- Gerald M. Browne: Old Nubian dictionary - appendices. Leuven: Peeters. 1997 ISBN 9068319256
- Gerald M. Browne: A grammar of Old Nubian. Munich : LINCOM. 2002 ISBN 3895868930.
- F. Ll. Griffith: The Nubian Texts of the Christian Period. 1913 ADAW 8.
- Ernst Zyhlarz: Grundzüge der nubischen Grammatik im christlichen Frühmittelalter (Altnubisch): Grammatik, Texte, Kommentar und Glossar. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, vol. 18, no. 1. Deutsche Morgenländische Gesellschaft 1928. (materialreiche, aber in wesentlichen Teilen überholte Darstellung)