Amerikanischer Ochsenfrosch
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Amerikanischer Ochsenfrosch | ||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||||||
|
||||||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||||
Rana catesbeiana | ||||||||||||||||
Shaw, 1802 |
Der Amerikanische Ochsenfrosch (Rana catesbeiana; Synonym: Lithobates catesbeianus) – genauer: Nordamerikanischer Ochsenfrosch – ist eine ursprünglich nordamerikanische Amphibienart aus der Familie der Echten Frösche.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
Der Nordamerikanische Ochsenfrosch ist ein besonders großer, kräftiger Froschlurch, der eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 20 Zentimetern erreichen kann. Auffällig im Vergleich zu anderen Echten Fröschen ist auch sein großes Trommelfell, das bei Männchen den doppelten Augendurchmesser erreicht (vergleiche Foto unten). Auf dem Rücken sind kleine Warzen verstreut. Die Rückenfarbe variiert zwischen olivgrün, grau und bräunlich, oft mit unregelmäßigen dunklen Flecken; der Kopf ist häufig hellgrün. Im Gegensatz zu europäischen Wasserfröschen (vgl. Seefrosch, Kleiner Wasserfrosch, Teichfrosch) fehlen dem Ochsenfrosch Rückendrüsenleisten und ein mittiger Rückenstreifen sowie den Männchen paarige, seitliche Schallblasen. Die Bauchseite ist weißlich mit verwaschen grauer Fleckung oder Marmorierung, die Kehle cremefarben, bei männlichen Tieren gelblich. Die Männchen haben zur Paarungszeit dunkel pigmentierte Brunstschwielen. Ihre unpaare Schallblase ist kehlständig. Die damit erzeugten, tiefen, grunzenden Einzellaute („brr-oam“) dienen als Balzrufe und sind weithin hörbar.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Die Laichzeit des Ochsenfrosches korreliert mit Wassertemperaturen von mindestens 17 bis 21°C; in den südlichen USA ist das meist von Februar bis Oktober der Fall. Die balzenden Männchen zeigen ein territoriales Verhalten gegenüber Konkurrenten. Der Amplexus verpaarter Tiere findet wie bei allen „Modernen Froschlurchen“ (Neobatrachia) axillar statt. Die Weibchen bringen große Laichballen aus 10.000 bis 25.000 dunklen Eiern hervor, die als „Fladen“ an der Wasseroberfläche treiben. Die Entwicklung der Kaulquappen dauert mit zwei bis drei Jahren extrem lang. Ältere Larven sind etwa 11 bis 14 Zentimeter groß; metamorphosierte Jungfrösche 2,5 bis 6 Zentimeter.
[Bearbeiten] Lebensraum, Lebensweise und Verbreitung
Die Art besiedelt Flussufer, Seen, größere Weiher und Teiche, aber auch Reisfelder. Eine dichte Ufer- und Unterwasservegetation wird bevorzugt. Ochsenfrösche sind überwiegend nachtaktiv. Zu ihrem Nahrungsspektrum gehören andere Amphibien, verschiedenste Insekten, Nackt-, Schnirkel- und Egelschnecken sowie gelegentlich auch Küken verschiedener Wasservögel, Kleinsäuger und junge Wasserschlangen.
Ursprünglich kommt der Ochsenfrosch aus dem östlichen und mittleren Nordamerika (USA, Kanada, Mexiko). Im Westen der USA wurde er künstlich angesiedelt. Auch in vielen anderen Gegenden wurde die Art vom Menschen als Neozoon eingeführt, so auf Kuba, Puerto Rico, Jamaika, Hispaniola (Haiti, Dominikanische Republik), Hawaii, in Japan, China und Taiwan. Auch nach Europa wurde der große Frosch verbracht, unter anderem nach England, Deutschland (siehe unten), in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Griechenland und Italien. Besonders In Italien konnte sich der Ochsenfrosch seit den 1930er-Jahren dauerhaft und größerflächig etablieren, namentlich in der Po-Ebene und um Rom.
[Bearbeiten] Bedrohung für die einheimische Fauna
Bedingt durch ihre schiere Größe und die Tatsache, dass Ochsenfrösche alles fressen, was sie überwältigen können, stellen sie bei künstlichen Aussetzungen eine ernste Bedrohung als Prädator und Nahrungskonkurrent für die einheimische Tierwelt dar. Das gilt insbesondere für andere Amphibienarten, die die gleichen Lebensräume mit ihnen teilen. Die Ausbreitung in Europa wird dadurch, dass über den Tierhandel manchmal gezielt Kaulquappen angeboten werden, die für Gartenteiche gedacht sind – dort dann als Frösche aber nicht bleiben –, in unverantwortlicher Weise noch gefördert. In Deutschland haben sich besonders in den Altrheinauen der Oberrheinischen Tiefebene nennenswerte Populationen aufgebaut. Ungewöhnlich große Kaulquappen müssen allerdings nicht zwangsläufig vom Ochsenfrosch stammen: Auch die einheimische Knoblauchkröte, die Geburtshelferkröte und die verschiedenen Wasserfroscharten (siehe oben) bringen sehr große Larven hervor. Erwachsene Tiere könnten vor allem mit älteren Exemplaren des Seefrosches verwechselt werden, bei denen eine Rückenlinie fehlen kann.
[Bearbeiten] Literatur
- Hubert Laufer: Zum Beutespektrum einer Population von Ochsenfröschen nördlich von Karlsruhe. – Faunistische Abhandlungen, Dresden, 2004, 25: 139-150. ISSN 0375-2135
- Andreas Nöllert & Christel Nöllert: Die Amphibien Europas. – Franckh-Kosmos, Stuttgart, 1992, ISBN 3-440-06340-2
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen und Medienkritik bei nabu.de
- Beschreibung der negativen Auswirkungen der künstlichen Ansiedlung des Ochsenfrosches
- Ein Text, der sich kritisch mit zu reißerischen Presseberichten über die "Fressmaschine Ochsenfrosch" auseinandersetzt
- Ein "Anti"-Ochsenfrosch-Text mit Bild eines beeindruckend großen Männchens (unten auf der Seite)
- Rana catesbeiana in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Santos-Barrera, G. et al., 2004. Version vom 12. Mai 2006
Commons: Ochsenfrosch – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |