Anrath
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Anrath ist eine Ortschaft am linken Niederrhein in Nordrhein-Westfalen nordöstlich der Niers und seit 1970 ein Stadtteil der neuen Stadt Willich. Der Ort liegt ca. 37 m über NN. Südlich und westlich des Ortes verläuft der Floethbach, heutzutage mehr ein Regenwasserablauf denn ein richtiger Bach, da er große Zeit des Jahres trockenfällt.
Gemessen an seinen Einwohnerzahlen, im Februar 2005 waren es 11.647 Menschen, wächst Anrath stetig, wohl auch aufgrund seiner verkehrsgünstigen, aber dennoch ländlichen Lage. So befindet sich der einzige Bahnhof der Stadt Willich in Anrath, in nächster Umgebung sind zwei Autobahnanschlüsse der A 44. Die Verbindungen zu den Nachbarstädten Krefeld, Mönchengladbach und Düsseldorf sind demnach als gut zu bezeichnen.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Name von Anrath entstand aus "Anrode". Rode heißt Rodung, somit "An der Rodung".
Den Kölner Erzbischöfen insbesondere Heribert verdankt es Anrath, dass es 1010 von St. Peter bei Kempen abgepfarrt und zur eigenständigen Pfarre erhoben wurde. Dieses Ereignis wird 2010 Anlass für die 1000-Jahr-Feier in Anrath sein.
1025 bestand die Anrather Mark aus vier Nachbar- oder Bauernschaften. Im Jahre 1414 wurde der Gemeinde Anrath durch Kaiser Sigismund das Marktrecht verliehen. Hieraus ergab sich eine Befestigungspflicht für das nunmehr zum Marktflecken aufgestiegene Kirchspiel. Die eigentlichen Tore, Wälle und Gräben sind nicht mehr vorhanden, aber noch in der Straßenführung erkennbar. Anrath durchlief eine sehr wechselvolle Geschichte mit Plünderungen im 16. und 17. Jahrhundert. Charakterisierend ist die Aufsplitterung der Gegend in viele Kleinstaaten mit wechselseitigen Zuständigkeiten und Verantwortungen.
1970 wurde die Gemeinde Anrath zusammen mit Neersen, Schiefbahn und Willich zur neuen Gemeinde mit dem Namen Stadt Willich zusammengeschlossen.
Zu der ehemals selbständigen Gemeinde gehörte ursprünglich auch Neersen.
[Bearbeiten] Wappen
Die Gestaltung des Wappens von Anrath beruht auf einem Siegel, welches 1574 vom Erzbischof von Köln, Salentin, den Schöffen in Anrath verliehen wurde.
Das vom Heraldiker und Kunstmaler Wolfgang Pagenstecher 1927 entworfene Wappen zeigt Johannes den Täufer, Pfarrpatron der katholischen Pfarrkirche Anrath. Seine rechte Hand zeigt auf ein Lamm mit Glorienschein, welches wahrscheinlich auf einer Bibel ruht. Weiter trägt er über seiner linken Schulter eine aus einem rotem Kreuz auf weißem Grund bestehende Täuferfahne.
Als Hinweis zur historischen Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Köln ist dessen Wappen links unten dargestellt.
Im Jahre 1928 erhielt die Gemeinde Anrath die Berechtigung zur Führung des Wappens.
[Bearbeiten] Fahne
Die Ortsfahne von Anrath, oben Gold (Gelb) und unten Blau, wurde aufgrund der vorherrschenden Farben im Wappen so gestaltet.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Bemerkenswert ist die am 30. Oktober 1898 geweihte Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Die komplett im um die Jahrhundertwende populären neugotischen Stil errichtete Kirche wurde von dem Düsseldorfer Architekten Prof. Josef Kleesattel als dreischiffige Backsteinhalle mit zwei Seitenschiffen ausgeführt. An ihrer Stelle fand sich zuvor eine romanisch-gotische Kirche, die allerdings gegen Ende des 19. Jht.s als baufällig erachtet wurde (der Turm neigte sich und galt als nicht reparabel) und somit im Rahmen einer Revitalisierung des Ortes ab ca. 1895 dem Neubau geopfert wurde. Einige wenige Teile der alten Kirche wurden in die neue bewusst eingebaut. Als einer der höchsten im Umland bietet der Turm eine wunderbare Aussicht auf die Niederrheinische Landschaft von Düsseldorf bis jenseits der Süchtelner Höhen.
Weiterhin zu nennen sind der konzentrisch um die Kirche angelegte Ortskern, der in dieser Form seit ca. 600 Jahren existiert; besonders hervorzuheben sind das ehemalige Judenhaus neben der Passage links, das Liedbergische Richterhaus neben der Passage rechts, das ehemalige Gasthaus "Zum alten Zoll" Schottelstr. 1 (um 1788/89 tatsächlich Zollstelle), das Leutnantshaus, jetzt von der Volksbank genutzt, und das Schultheißenhaus (rechts neben Penny).
Alle Häuser bzw. Teile der Häuser stehen unter Denkmalschutz. Reste der Anfang des 19. Jahrhunderts geschleiften Sicherungsanlagen des Ortes sind noch erahnbar: so z. B. die "Waak", ein Fußweg parallel zur Schottelstr. Hier verliefen Wall und Graben des Marktfleckens. Auch die Enge der Neersener Str. zur Kirche hin verweist auf die ehemalige mittelalterliche Situation. Hier wie auch an den (heutigen) Straßen Schottelstr., Viersener Str. und Jakob-Krebs-Str. befanden sich Tore, die den Zugang zum Flecken regelten bzw. des Nachts verschlossen wurden, um Gesindel abzuhalten. Das vorspringende kleine weiße Haus an der Schottelstr., umgeben von modernen Mietbauten, ist der Rest der Schottelpforte.
Durchaus von architektonischer Bedeutung ist auch die 1905 fertig gestellte Justizvollzugsanstalt am Rande Anraths, einst eine preußische Wirtschaftskompensation für das nach einem Tornado 1891 und durch den Niedergang der Webereien geschädigte Dorf.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Der vom Karnevalszugverein "Aach Blenge" 1969 Anrath veranstaltete Karnevalsumzug am Tulpensonntag, traditionell um 13:11 Uhr beginnend, ist durchaus sehenswert und einen Umweg wert.
Jährlich im August lockt Menschen aus der ganzen Region das von der katholischen Landjugend aus Anrath organisierte Badewannenrennen auf der Niers an.
Immer am ersten Adventsonntag findet der beliebte Weihnachtsmarkt statt. Neben der üblichen Gastronomie, sind hier auch noch Krippenbauer und weitere handwerkliche Stände zu bestaunen.
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.anrath.de.tf - Bilder von Anrath. Aufgenommen vom Turm der oben beschriebenen Pfarrkirche
Koordinaten: 51° 17' N, 6° 27' O