Artur Schnabel
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Artur Schnabel (* 17. April 1882 in Kunzendorf (Lipnik) bei Biala (Schlesien); † 15. August 1951 in Axenstein am Vierwaldstättersee, Schweiz) war ein österreichischer Pianist und Komponist.
Schnabel wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Bereits als Kind zog er nach Wien und wurde dort Schüler von Teodor Leszetycki. Dort hatte er 1890 sein Debüt. 1900 zog Schnabel nach Berlin und heiratete dort 1905 die Altistin Therese Behr-Schnabel, mit der er bei zahlreichen Liederabenden auftrat. Er knüpfte enge Freundschaften zu Ernst Krenek und Eduard Erdmann. In einer Aufführung von Schönbergs Pierrot lunaire spielte Schnabel den Klavierpart. 1933, unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers, emigrierte Schnabel mit seiner Familie nach Großbritannien. Von 1933 bis 1939 lebte die Familie Schnabel im Sommer in Tremezzo am Comersee in der Villa Ginetta. Dort befand sich auch die Schnabel-Schule. Diese wurde von Peter Diamand, dem späteren Leiter des Holland-Festivals geleitet. Artur Schnabel unterrichtete die Pianisten, seine Frau Therese die Sänger und der von den Nazis als Konzertmeister der Berliner Philharmoniker entlassene Szymon Goldberg die Geiger. Diese Sommerklassen wurden von etwa fünfzig Meisterschülern besucht. Nach dem Krieg kehrten Schnabels zurück nach Tremezzo.[1] 1939 wanderte die Familie Schnabel in die USA aus. Mit seinen dort entstandenen Sinfonien hatte Artur Schnabel einen starken Einfluss auf die amerikanische neue Musik, namentlich auf Roger Sessions.
Die Mutter Artur Schnabels hatte Deutschland 1933 nicht verlassen. Sie wurde nach Theresienstadt deportiert und später von den Nazis ermordet.[1]
Schnabel war als Interpret ein Verfechter entschiedener Werktreue. Er widmete sich vorwiegend Kompositionen, die, so Schnabel, „besser sind, als man sie aufführen kann“. Daher spielte er, zum Entsetzen des Freundes Schönberg, der diese Haltung gar als „verbrecherisch“ geißelte, nahezu ausschließlich das klassische Repertoire: Werke von Beethoven, Schubert, Brahms, Schumann und Mozart, die er zum Teil auch edierte.
Auch als Klavierpädagoge war Schnabel von eminenter Bedeutung. Zu seinen Schülern gehörten neben vielen anderen Clifford Curzon, Claude Frank, Dinu Lipatti[1] und Leon Fleisher. Konrad Wolff hat über Interpretationstheorie und -praxis seines Lehrers aus erster Hand publiziert.
Als Komponist wurde Schnabel stark von Arnold Schönberg beeinflusst. Zu seinem umfangreichen kompositorischen Werk gehören drei Sinfonien, fünf Streichquartette sowie zahlreiche Kammermusikwerke. Interpretatorisch setzte sich vor allem der amerikanische Geiger und Dirigent Paul Zukofsky für Schnabels Werke ein. Seit 2001 werden die meisten kompositorischen Autographe in der Berliner Akademie der Künste aufbewahrt. Dort kam es im gleichen Jahr auch zu einer Konzertreihe mit Schnabels Werken.
Schnabels Schallplattenaufnahmen sind fester Bestandteil des diskographischen Repertoirs. Von ihm stammt die erste, maßstabsetzende Gesamteinspielung der 32 Klaviersonaten Beethovens auf Schallplatte, eingespielt in den Jahren 1932 bis 1937 für His Master's Voice. Als exemplarisch gelten ebenfalls seine Schubert-Aufnahmen. Mit seinem Sohn, dem Pianisten Karl-Ulrich Schnabel, spielte Schnabel auch zahlreiche vierhändige Klavierwerke ein.
Am 8. Mai 1905 nahm er fünfzehn Klavierstücke für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon auf, sicherlich die ältesten von ihm überkommenen Aufnahmen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Kompositionen (chronologisch)
- Konzert für Klavier und Orchester (1899)
- Zahlreiche frühe Lieder für Singstimme und Klavier
- Klavierquintett
- Notturno für Singstimme und Klavier, nach einem Text von Richard Dehmel
- Streichquartett Nr. 1 d-Moll (1917)
- Sonate für Violine solo (1919)
- Klaviersonate (1921)
- Streichquartett Nr. 2 (1921)
- Streichquartett Nr. 3 (1922)
- Tanzsuite für Klavier (1923)
- Streichquartett Nr. 4 (1930)
- Sonate für Violoncello solo (1931)
- Sonate für Violine und Klavier (1935)
- Streichtrio (1935)
- Rhapsodie für Orchester
- Symphonie Nr. 1 (1938)
- Streichquartett Nr. 5 (1940)
- Symphonie Nr. 2 (1941-43)
- Klaviertrio (1945)
- Sieben Klavierstücke
- Symphonie Nr. 3 (1948)
- Duodecimet (1950), postum bearbeitet von Rene Leibowitz
[Bearbeiten] Schriften
- Reflections on Music, Manchester 1933
- Music and the Line of Most Resistance, Princeton 1942, ISBN 0306712245
- My Life and Music, 1961, ISBN 0486255719
[Bearbeiten] Quelle
- ↑ a b c Maria Stader. Nehmt meinen Dank. Erinnerungen. Nacherzählt von Robert D. Abraham. - München, 1979, S. 163, 171-173, 292.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Artur Schnabel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Artur Schnabel und sein Buch My Life and Music (mit einem kurzen biografischen Überblick).
Personendaten | |
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NAME | Schnabel, Artur |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Pianist und Komponist |
GEBURTSDATUM | 17. April 1882 |
GEBURTSORT | Lipnik |
STERBEDATUM | 15. August 1951 |
STERBEORT | Axenstein, Schweiz |