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Aschenputtel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Märchen von Aschenputtel. Zeichnung von Adrian Ludwig Richter
Das Märchen von Aschenputtel. Zeichnung von Adrian Ludwig Richter

Das Aschenputtel, das nur bei Ludwig Bechstein Aschenbrödel genannt wird, ist im englischen Sprachraum als Cinderella bekannt, im französischen als Cendrillon, im spanischen als Cenicienta, im italienischen als La Cenerentola, im russischen als Soluschka. Aschenputtel ist eine im europäischen Kulturraum weit verbreitete Märchenfigur, die im deutschsprachigen Raum vor allem durch die Märchensammlung der Brüder Grimm in Erinnerung geblieben ist. Die bekannteste Fassung neben der Variante der Brüder Grimm ist die von Charles Perrault, die den Namen Cendrillon ou La petite pantoufle de verre trägt und 1697 aufgeschrieben wurde. Diese Märchenvariante mit den in Apfelschimmel verwandelten Mäusen und dem Kürbis, der mit Hilfe der Fee zur Kutsche wird, hat maßgeblich Walt Disneys Zeichentrickfilm Cinderella geprägt, der 1950 entstand.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Inhaltsangabe nach den Brüdern Grimm

Ein junges Mädchen wächst wohlbehütet im Haus eines reichen Kaufmanns auf. Etwa ein halbes Jahr nach dem Tod der Mutter heiratet der Vater eine Witwe, die zwei Töchter mit ins Haus bringt. Stiefmutter und Stiefschwestern machen dem Mädchen auf alle erdenkliche Weise das Leben schwer. Weil es nicht nur gröbste Schmutzarbeit leisten, sondern fortan auch in der Asche neben dem Herd schlafen muss, wird das Mädchen Aschenputtel genannt. Als der Vater einmal zu einer Messe reist, fragt er die drei Mädchen, was er ihnen mitbringen soll. Während die Stiefschwestern schöne Kleider, Perlen und Edelsteine verlangen, wünscht sich Aschenputtel nur ein Reis, das dem Vater auf der Rückseite an den Hut stößt. Dieses Haselreis pflanzt Aschenputtel auf das Grab der Mutter, und es wächst zu einem Strauch (im Märchen schöner Baum), dem Aschenputtel sein Leid klagen kann. Wenn Aschenputtel dort weint und betet, erscheint ein weißer Vogel auf dem Bäumchen, der ihr manchen Wunsch erfüllt.

Der König des Landes lässt bald darauf ein dreitägiges Fest ausrichten, zu dem alle schönen Jungfrauen eingeladen werden, damit der Sohn eine Gemahlin wählen kann. Die Stiefmutter und die eitlen Stiefschwestern wollen verhindern, dass Aschenputtel am Fest teilnimmt, obwohl sie darum bittet. Die Stiefmutter gibt ihr stattdessen auf, Linsen aus der Asche zu lesen. Dies gelingt Aschenputtel mit Hilfe der von ihr herbeigerufenen Tauben - die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Trotzdem verneint die Stiefmutter mit der Begründung, dass Aschenputtel keine Kleider hat und eilt mit ihren Töchtern davon. Nun eilt Aschenputtel zum Grab der Mutter. Wieder ist es der weiße Vogel, der Aschenputtel ein prächtiges Kleid und mit Seide und Silber gestickte Pantoffeln herunterwirft. Aschenputtel schlüpft in diese Kleidung und mischt sich unter die Gäste. Der Königssohn verliebt sich in sie und möchte wissen, wer die schöne Unbekannte ist, doch zweimal gelingt es Aschenputtel, ihm zu entspringen. Beim dritten Mal verliert sie ihren goldenen Pantoffel auf der Schlosstreppe, und der Verliebte lässt nach der Jungfrau suchen, der der Pantoffel passt, damit er sie als Braut heimführen kann. Er fragt auch Aschenputtels Vater, der jedoch seine eigene Tochter nicht wiedererkannt hat, obwohl er sich nach jenem Tanzabend gefragt hatte, ob es Aschenputtel gewesen sein könnte. Als erstes lässt der Königssohn im Haus des Vaters nachforschen. Die beiden Stiefschwestern versuchen vergebens, den zierlichen Schuh über ihre Füße zu ziehen. Auf den Rat der Mutter hin schneidet sich die erste den großen Zeh ab und die zweite die Ferse. Beim Vorbeiritt am Grab wird der Betrug jedoch beide Male durch zwei Tauben vom Haselbäumchen aufgedeckt: (Rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck (Schuh): der Schuck ist zu klein, die rechte Braut sitzt noch daheim).

Aschenputtel, dem als einzige der Schuh passt, wird schließlich als wahre Braut erkannt, und die Stiefschwestern erhalten ihre gerechte Strafe. Über das Schicksal der bösen Stiefmutter wird nichts im Märchen gesagt, auch nicht in der Sammlung von Ludwig Bechstein, wo das Märchen in verkürzter Form ohne gravierende Abweichungen zur Fassung der Brüder Grimm wiedergegeben wird.

[Bearbeiten] Inhaltsangabe nach Perrault

Cendrillon ist wie bei den Brüdern Grimm, die das Märchen aus mündlichen Erzählungen (recte Adaptionen von Perrault) übernommen und in ihre Sammlung aufgenommen hatten, das gedemütigte Mädchen aus erster Ehe eines Edelmannes. Das Motiv des Grabes und des Haselbäumchens fehlt bei Perrault. Stattdessen ist es eine gute Fee, eine Tante von Cendrillon, die dem schönen Mädchen hilft. Als die Stiefschwestern zum Ball wollen, darf sie Cendrillon, die die Dienste einer niederen Magd verrichten muss, nicht begleiten. In ihrer Not wendet sie sich an ihre Tante, eine zauberkundige Fee. Diese lässt Cendrillon zunächst einen Kürbis holen, den die Tante aushöhlt und mit ihrem Zauberstab in eine Kutsche verwandelt. Dasselbe macht sie mit Mäusen und Ratten aus einer Falle, sowie mit einigen Eidechsen, die sie in Apfelschimmel, einen Kutscher und Lakaien verwandelt. Als die Fee Cendrillon mit ihrem Zauberstab berührt, hat diese prächtige Kleider an. Die Fee gibt ihr auch Glaspantöffelchen, in denen Cendrillon zum Ball erscheint. Perrault brachte diese Glaspantoffeln in die Geschichte ein, weil Glas zu seiner Zeit schwerer zu formen war als Gold und so kein Betrug möglich war. Ein entscheidendes und bei Perrault deutlicher herausgearbeitetes Motiv ist, dass Cendrillon vor Mitternacht zurückkehren muss, weil sonst der Zauber vergeht.

Cendrillon gilt als Schönste auf dem Ball und wird auch von den Stiefschwestern nicht erkannt. Am zweiten Ballabend, an dem Cendrillon noch prächtiger herausgeputzt ist, verpasst sie beinahe die Mitternacht, eilt erst beim ersten Glockenschlag hinaus und verliert dabei ein Glaspantöffelchen, das sich als einziges nicht zurückverwandelt. Nun lässt der Prinz im ganzen Land bekannt geben, dass er nur das Mädchen heiraten will, dem der Schuh passt. Er beauftragt einen Höfling, die Anprobe vorzunehmen. Die beiden Stiefschwestern scheitern bei dem Versuch, während der Schuh Cendrillon passt. Sie zieht nun den zweiten Schuh aus der Tasche. In diesem Moment kommt die Fee hinzu und verwandelt Cendrillons Küchenkittel in die prächtigsten Kleider.

Eine Bestrafung der Stiefschwestern erfolgt nicht, weil ihnen Cendrillon verzeiht. Am Tag von Cendrillons Hochzeit mit dem Prinzen werden auch die Stiefschwestern mit zwei vornehmen Herren vom Hof verheiratet.


[Bearbeiten] Ursprung und Fortentwicklung des Märchens

Wie auch andere Märchen, hat Aschenputtel als Archetypus eine lange Geschichte hinter sich. So finden sich die ersten Spuren im alten Ägypten, dann bei den Römern, im Kaiserreich China des 9. Jahrhunderts, aber auch bei den nordamerikanischen Ureinwohnern. Nach Ulf Diederichs gibt es nicht weniger als 400 zirkulierende Varianten des Märchens.

Alle Versionen des Märchens haben gemeinsam, dass eine im Leben unglücklich gestellte Heldin auf die Liebe eines Prinzen hofft. Die Moral lässt sich mit den Worten zusammenfassen: Das Gute wird immer belohnt. So findet sich dieses Motiv häufig in der Trivialliteratur, wie bei der Marlitt und Hedwig Courths-Mahler.

[Bearbeiten] Redewendungen

  • Ein im Volksmund häufig zitierter Satz aus dem Märchen ist Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
  • Als Aschenputtel wird umgangssprachlich auch ein unauffälliges, farbloses junges Mädchen bezeichnet, siehe auch Mauerblümchen

[Bearbeiten] Kulturgeschichtliche Einflüsse

Die Geschichte des Aschenputtels hat zahlreiche Dramen, Opern, eine Reihe von Werken der Bildenden Kunst und Filme inspiriert, unter anderem:

[Bearbeiten] Literatur

  • Ulf Diederichs: Who’s who im Märchen. Dtv 2002 ISBN 3423325372
  • Marian Roalfe Cox: Cinderella: 345 Variants of Cinderella, Catskin and Cap o’Rushes. Kraus Reprint 1967 (Referenzwerk, ohne die Varianten aus dem asiatischen Sprachraum)
  • Das Kabinett der Feen, Französische Märchen des 17. und 18. Jahrhunderts, Hrsg. Friedemar Apel und Norbert Müller, München 1984

[Bearbeiten] Weblinks

s:
Wikisource
Wikisource: Aschenputtel – Quellentexte
  • Das Märchen nach den Gebrüdern Grimm als Volltext in drei Fassungen beim Gutenbergprojekt:
http://gutenberg.spiegel.de/grimm/maerchen/aschenpu.htm
http://gutenberg.spiegel.de/grimm/maerchen/aschenpt.htm
http://gutenberg.spiegel.de/grimm/maerchen/aschen.htm
  • Das Märchen nach Ludwig Bechstein als Volltext beim Gutenbergprojekt:
http://gutenberg.spiegel.de/bechstei/maerchen/aschenb.htm
  • Aschenputtel begibt sich zum königlichen Ball (ein lyrisches Schauspiel, von Peter Yang nach dem Märchen der Gebrüder Grimm neu verarbeitet):
http://www.case.edu/artsci/modlang/german-drama/Deutsches-Aschenputtel-Gedichtsdrama.html
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