Autonomes Jugendzentrum
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Unter einem autonomen Jugendzentrum versteht man ein selbstverwaltetes Jugendhaus. Träger sind in der Regel lokale Initiativen oder eingetragene Vereine.
Aus Sicht der Träger und Nutzer von autonomen Jugendzentren sind herkömmliche Jugendfreizeit-Einrichtungen abzulehnen, wenn dort die Freizeitgestaltung von professionellen Kräften organisiert wird, statt sie den Jugendlichen selbst zu überlassen. Gerade dies aber ist Ziel des autonomen Jugendzentrums.
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[Bearbeiten] Idee der autonomen Jugendzentren
Es soll ein Freiraum geschaffen und den Jugendlichen die Möglichkeit geboten werden, ihre freie Zeit selbst zu gestalten und nach ihren Vorstellungen mit Leben zu füllen. Nur wenn sich genügend Jugendliche beteiligen und regelmäßig engagieren, können solche Projekte überleben, da nur Veranstaltungen stattfinden, wenn sie von den Jugendlichen selbst organisiert worden sind. Dies soll schon früh das Verantwortungsgefühl der Beteiligten fördern und sie zu demokratischem Denken erziehen, da alle Entscheidungen gemeinsam von allen sich am Jugendzentrum beteiligenden Jugendlichen gefällt werden müssen. Angestrebt werden sollen dabei Entscheidungen im Konsens.
Solche Konzepte zielen darauf ab, dass Jugendliche eine "Konsummentalität" ablegen müssen, da in den Zentren nichts geboten wird, was die Benutzer nicht selbst initiiert haben. Der Gewinn ist ein maximales Maß an Gestaltungsfreiheit für die Jugendlichen. Durch den Wegfall an Personal entfallen auch dessen Kosten - die gesparten Mittel werden in den Zentren möglichst direkt in die Freizeitangebote investiert und zur Subventionierung der Preise, beispielsweise für Getränke, verwendet.
[Bearbeiten] Kritik an staatlicher Repression / mangelnder Unterstützung
Befürworter solcher Zentren beklagen mangelnde Unterstützung derselben durch viele Kommunen. Diese würden den Jugendlichen die Selbstverwaltung nicht zutrauen. Selbständiges Denken und Handeln sowie die Erziehung zu basisdemokratischem und hierarchiefreiem Denken werde von staatlichen Stellen abgelehnt. So mussten viele der in den letzten drei Jahrzehnten entstandenen autonomen Jugendzentren von den Jugendlichen regelrecht erkämpft werden. Teilweise kann ihre Einrichtung als eine Befriedungsmaßnahme seitens der lokalen Politik verstanden werden; sich radikalisierende Jugendliche sollten von der Straße in einen, wenigstens teilweise, kontrollierbaren Bereich konzentriert werden. Sieht die Politik diese Notwendigkeit nicht mehr, werden die Zentren häufig und gegen den Protest der NutzerInnen wieder geschlossen. Besucher und Unterstützer der Zentren empfinden dies als staatliche Repression und fühlen sich Verleumdungskampagnen der örtlichen, meist konservativen, Politik und Medien ausgesetzt.
[Bearbeiten] Kritik an autonomen Jugendzentren
Kritiker solcher Projekte bemängeln, dass die Erziehung zu frei denkenden und handelnden Menschen in den Zentren real kaum stattfände, da ohnehin nur bereits vorgeprägte, politisch stark bis radikal links engagierte Jugendliche die autonomen Jugendzentren besuchten. Weniger oder anders politisierte Menschen würden informell ausgegrenzt. Auch gingen von den Zentren, nach Meinung vieler Kritiker, Straftaten wie beispielsweise Sachbeschädigung durch Graffiti aus. Der Jugendschutz werde nicht beachtet, was den Gebrauch von Drogen oder Alkohol beträfe. Nebenher entzünden sich Konflikte mit der Kommune nicht selten an baulichen Mängeln oder an profitablen Plänen mit den entsprechenden Gebäuden bzw. Grundstücken.
[Bearbeiten] Bekannte autonome Jugendzentren
- Reithalle in Bern (besetzt von 1981-82 und seit 1987)
- Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Wien (besetzt seit 23. Juni 1990)
- Rote Fabrik in Zürich (seit 1980)
- Ungdomshuset in Kopenhagen